Mit einem Lächeln im Gesicht und der Erleichterung, es geschafft zu haben: So trafen sich am Abend rund 300 Gäste im Hotel Meerane zur offiziellen Saisonabschlussveranstaltung der Eispiraten Crimmitschau. Es war eng im Konferenzsaal, aber auch herzlich. Genau so, wie man es von einem Verein kennt, der vom Miteinander lebt.

Traditionell eröffnete der Crimmitschauer Fanfarenzug den Abend – laut, direkt, ein bisschen Gänsehaut inklusive. Moderator Norman Pilling führte gewohnt souverän und sympathisch durchs Programm und fand dabei die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit.

Ein Teil des Teams fehlte – ein hartnäckiger Magen-Darm-Virus hatte in den letzten Tagen für einige Ausfälle gesorgt. Dass ausgerechnet dieses angeschlagene Team wenige Tage zuvor den Klassenerhalt sicherte, ist sinnbildlich für diese Saison: nichts war einfach, aber nichts war unmöglich.

Geschäftsführer Buschmann: Zahlen, Rückblicke und klare Ansagen

Eispiraten-Geschäftsführer Jörg Buschmann trat mit viel Klarheit und einem spürbaren Maß an Dankbarkeit ans Rednerpult. Er begrüßte Vertreter der Stadt Meerane, der Polizei, Sponsoren, Gesellschafter, Ehrenamtliche und Saisonticketinhaber – ein beeindruckender Querschnitt durch die Menschen, die diesen Club tragen. Auffällig am Rande: Von der Stadt Crimmitschau selbst war in offiziellen Auftrag kein Vertreter anwesend.

Buschmann blickte zurück auf eine Saison, die mit viel Euphorie begann. Der Kader konnte weitgehend zusammengehalten werden, das 60-jährige Jubiläum des Sahnparks verlieh der Spielzeit zusätzlichen Glanz. Doch dann schlug die Realität zu – und das gleich mehrfach.

Der Saisonstart verlief holprig, nicht zuletzt wegen zahlreicher Absagen anderer Teams in der Vorbereitung. Verletzungen reihten sich aneinander: 1.264 Fehltage standen am Ende in den Büchern. Durchschnittlich war jeder Spieler 52 Tage verletzt oder krank – zwei Drittel mehr als im Vorjahr. In einer Liga, in der jeder Punkt zählt, ist das eine Hypothek.

Trotzdem – und das betonte Buschmann mehrfach – habe das Team in keinem einzigen Spiel die Einstellung vermissen lassen. Jeder Spieler habe alles gegeben. Auch dann, wenn der Tank längst leer war.

Starker Support – auf den Rängen und hinter den Kulissen

Dass diese Achterbahnfahrt dennoch ein gutes Ende fand, lag nicht nur an der Mannschaft, sondern auch an der Unterstützung rundherum. Die Fans hielten in der Hauptrunde mit durchschnittlich 2.737 Zuschauern pro Spiel die Treue – insgesamt kamen über 71.000 Menschen in den Sahnpark. In den Play-Downs stieg die Zahl sogar auf über 3.100 pro Spiel. Zahlen, die zeigen: Die Region steht hinter ihrem Eishockey und das – im Vergleich zu den letzten 15 Jahren – wieder vermehrt.

Auch wirtschaftlich konnte der Verein überzeugen. Über 1,7 Millionen Euro kamen an Sponsoring zusammen – eine Verdreifachung in den letzten Jahren. Dazu kamen rund 400.000 Euro an Sachsponsoring. Eine starke Entwicklung, die jedoch nicht über die Herausforderungen hinwegtäuschen kann.

Denn parallel zur sportlich schwierigen Phase platzte auch noch die Nachricht von der Insolvenz des Hauptsponsors ins Geschehen – ein harter Schlag, der die Verantwortlichen zum Handeln zwang. Innerhalb kürzester Zeit musste ein finanzielles Loch gestopft werden. Dass dies mit vereinten Kräften gelungen ist, ist nicht selbstverständlich – und ein Beleg dafür, wie belastbar das Netzwerk aus Sponsoren, Partnern und Unterstützern mittlerweile ist.

Banden, Beleuchtung und eine tickende Uhr

Die Themen „Infrastruktur“ und „Stadionzukunft“ zogen sich wie ein roter Faden durch den Abend – besonders in der Interviewrunde mit den Gesellschaftern Ronny Bauer und Jens Tützer.

Bauer sprach von „großer Erleichterung“ nach dem Klassenerhalt – zumal er schon zu Saisonbeginn skeptisch gewesen sei. Besonders hob er hervor, wie das Team selbst in den letzten, durch Krankheit geprägten Tagen alles auf dem Eis gelassen habe.

Das Thema Stadion wurde offen angesprochen: Seit 2018 sei bekannt, dass Handlungsbedarf besteht – doch nur Crimmitschau habe es bislang nicht umgesetzt. Die Kündigung des Mietvertrags durch die Stadt kam überraschend und setzt nun alle Beteiligten unter Druck. In den letzten Wochen sei intensiv verhandelt worden. Bauer bleibt optimistisch – aber auch realistisch: „Die Zeit rennt. Bis Ende März brauchen wir eine Lösung.“

Jens Tützer lobte die kurzfristige Hilfsbereitschaft der Sponsoren, die durch die Insolvenz des Hauptsponsors entstandene Lücke schnell und unkompliziert schlossen. Sein besonderer Dank galt aber den Fans, „die uns durch diese schwierige Zeit getragen haben.“ Tützer machte deutlich, dass er und seine Mitstreiter seit Jahren mit viel Leidenschaft dabei sind – aber auch an Grenzen stoßen. Die nötigen Investitionen in Bande und Beleuchtung lassen sich von wenigen Gesellschaftern allein nicht stemmen. Trotzdem: Auch er ist zuversichtlich, dass es in den nächsten zwei Wochen eine Lösung geben wird.

Starke Botschaften – auch von außerhalb

Emotional wurde es, als Vaclav Kout – Sponsor aus Tschechien – per Videobotschaft Grüße übermittelte. Der Unternehmer aus Plzeň lebt seit fünf Jahren in Sachsen, kam ursprünglich über Volkswagen in die Region – und fand durch Zufall zu den Eispiraten. Heute zählt er zu den engagiertesten Unterstützern des Clubs, auch wenn seine Werbung auf dem Trikot eher dezent ist. Kout sieht im Eishockey eines der letzten verbindenden Elemente der Region – und hofft, dass der Standort Crimmitschau erhalten bleibt.

Fanfaren, Standing Ovations und ein leiser Blick nach vorn

Nach einer kurzen Pause kehrte der Fanfarenzug noch einmal zurück – und sorgte für Stimmung und Applaus. Danach stand die Mannschaft im Mittelpunkt. Auch Langzeitverletzter Rihards Marenis war anwesend – ein starkes Zeichen der Zusammengehörigkeit. Dominik Walsh, krankheitsbedingt nicht vor Ort, wurde trotzdem geehrt: Seit 2013 spielt er in Crimmitschau, ist mittlerweile der Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen der Vereinsgeschichte – und könnte kommende Saison zum Rekordspieler werden. Am Schluss gab es bei den Outtakes der Saison noch ordentlich zu lachen.

Unser Fazit: Jetzt gilt der volle Fokus den Stadionthemen – der Flex-Bande, der LED-Beleuchtung, der Mietvertragslage. Es sind viele Fragen offen. Aber auch viele Gespräche im Gange. Erst wenn hier Klarheit herrscht, kann mit der konkreten Planung für die nächste Saison begonnen werden.

Vorausgesetzt, es gibt sie.

Aber: Wenn man das letzte Spiel gewinnt, bleibt nicht nur ein gutes Gefühl. Dann bleibt auch die Hoffnung – und die Zuversicht, dass es weitergeht.