Das Spiel gegen Weiden mutiert zur Kaffeefahrt, gegen die Füchse fängt man sich das Politikervirus und dann muss man noch zum Antipathiemeister der DEL 2. Alles nicht so einfach derzeit bei den Eispiraten – wir schauen trotzdem noch einmal zurück.
Backcheck Weiden
Die Crimmitschauer Klatsch- und Singtruppe auf lustiger Kaffeefahrt. Ähnlich einem Rentnertross, der sich überteuerte Gebissreiniger und den neuesten Hypnothermolasersalbentrend für Hühneraugen aufschwatzen lässt, präsentierte sich die Mannschaft von Jussi Tuores zum Gastspiel in Weiden. Mein Blut kocht allein beim Gedanken an diese Vorstellung schon wieder, aber gut – ich versuche es jetzt so unsachlich wie möglich aufzuarbeiten. Vielleicht sollte ich auch mal so eine Kaffeefahrt machen und mir Blutdrucksenker für schlappe 399,99 Euro im Monat andrehen lassen.
Zunächst vorweg – Danke Oleg Shilin. Der einzige Spieler, der an diesem Tag Normalform zeigte und eine abermalige Niederlage mit 7 Gegentoren oder mehr zu verhindern wusste. Zum Spiel – Bereits nach 2 Minuten riss der Eishockeyspieler mit einem Talent wie ein Pullunder die Arme in die Luft. Luca Gläser, der so nützlich ist wie ein Fallschirm bei Schiffbruch, vollendete zum 1:0. Gegenwehr? Gleich null – wie die Krabbelgruppe des Marienkäferchenkindergartens warfen sich die Eispiratenspieler auf den Rücken und stellten sich tot. Irgendwie gelang es dann 16 Minuten zwar unterlegen umherzustolpern, aber immerhin kein Gegentor zu kassieren. In der 18. Minute vertändelte Lindberg dann den Puck im Spielaufbau und Rubes bedankte sich mit dem 2:0. Bereits hier hatte man das Team eigentlich schon abgeschrieben, doch das zweite Drittel begann mit einem Lebenszeichen von den Eispiraten. Jerkko Rämö brachte die Scheibe aufs Tor und Dominic Walsh hielt die Kelle rein, überwand Noack und ließ einen Funken Hoffnung auf den Turnaround zu. Lediglich drei Minuten währte die Freude, ehe die Eispiraten mal wieder mustergültig für Ward auflegten und dieser Shilin zum 3:1 überwinden konnte. Kopf- und herzlos stolperte man weiter über das Eis bis das 4:1 im Netz landete. Lukas Wagner hatte sich eigentlich gut vor das Weidener Tor getankt und zentral im Slot stehend, fehlte lediglich der Abschluss. Der Gedankengang, der Wagner bewegte den Puck dann nach links auf die Außenbahn zu spielen zu einem gedeckten Mitspieler, kann eigentlich nur so ausgesehen haben: „Hab ich eigentlich schon meine Steuererklärung gemacht? Wer sind diese vielen Menschen hier und was macht dieses kleine, schwarze Ding an diesem Stock – weg damit.“ und wie er diesen Gedankengang beendete, befand sich Weiden wieder im Vorwärtsmarsch. Romantisch fasziniert schaute man dann auf Crimmitschauer Seite nur auf den Puckführenden und Vantuch legte den Puck per Droppass zu Elsner und wiederum musste Oleg Shilin einen Gegentreffer kassieren. Damit nicht genug vollendete Filin auch noch zum 5:1. Mittlerweile habe ich mir hier mehr Gedanken gemacht um die Nichtleistung der Eispiraten zu Papier zu bringen, als die Eispiraten sich Mühe machten irgendwie Gegentore zu verhindern. Für etwas Ergebniskosmetik sorgte dann Lindberg nach schönem Pass von Smith. Mit 5:2 beendete man das Trauerspiel.
Backcheck Weisswasser
Zum Glück wurde der müde Haufen Eishockeyhüllen auf dem Weg von Weiden nach Crimmitschau ausgetauscht und zum Heimspiel gegen die Lausitzer Füchse verkaufte man sich wesentlich besser.
Das Fuchsrudel spielte ein kompaktes Spiel und so war es deutlich schwieriger Räume zu schaffen und durch die Verteidigung zu stoßen. Doch beide Teams attackierten sich beständig und zwischen schnellem Umschaltspiel und konsequenter Verteidigung konnte man die Mannschaften nur anhand der Schönheit ihrer Trikots unterscheiden. Leuchtend rot wie die Liebe und eben … gelb. Schon die Entscheidung als Trikotfarbe gelb zu wählen, ist so nachvollziehbar wie sich als Zwanzigjähriger einen Schnäuzer stehen zu lassen und die Socken über den Hosen zu tragen. Wenn man mit Mitte 20 peinlich rum laufen will, muss man doch nur seine Brokkoliefrisur in eine Kamera halten und schreien „Hey Leute! Ich bin hier in dem super fancy Geheimrestaurant zur goldenen Ohrmuschel und probier jetzt mal die neue Dubaischokolade!“ oder man zeigt eben sein Hauptschulabschlusszeugnis … Leider vollendeten die Influencer aus der Lausitz in der 17. Minute einen cleveren Konter zum 0:1. Nach schlechtem Pass von Lindberg konnte Sacher den Puck nicht verarbeiten und Jahnke nahm den Puck mit in einem 2 auf 1 Konter und weil Jerkko Rämö sich entschied Löcher in die Luft zu schauen, konnte Scheidl den Pass verwerten und im Tor der Crimmitschauer unterbringen. Im Anschluss musste Anthony Makkaroni einen Unterzahlkonter von Zikmund und Sacher verhindern, aber die Nudel war noch nicht weich gekocht und verhinderte den Ausgleich.
Dies sollte sich im zweiten Drittel ändern. Der schwindlig spielende Schwede Lindberg testete bereits nach 34 Sekunden das Gestänge und klingelte das Stadion ordentlich wach. Mit konsequentem Forechecking gelang es die Füchse immer wieder festzusetzen, man könnte fast meinen die Crimmitschauer hätten von Weiden gelernt, nicht aus der Niederlage gegen Weiden da zeigt man sich ja beratungsresistent, aber immerhin übernahm man das Forechecking und so gelang es den Füchsen nur unter Druck immer wieder den Puck raus zu chippen. In der 33. Minute setzte sich Saponari stark gegen drei Füchse durch und legte auf links zu Felix Thomas. Thomas zögerte und zögerte mit dem Abschluss, fuhr sogar hinter die Grundlinie und legte dann einen perfekten Pass zu Lukas Wagner, der den Momo im Tor der Lausitzer erschütterte. 1:1 und plötzlich zeigten sich die Füchse tollwütig. In der 38. Minute war Shilin bereits am Boden und als der Fuchs ums Tor schlich wie um den Hühnerstall und in den Slot legte, warf sich Spitzner schützend zwischen Puck und Goalie und Shilin konnte Zentimeter vor der Torlinie die Scheibe sichern. Die Füchse setzten daraufhin noch einmal nach und der in Seenot geratene Kahn der Crimmitschauer konnte sich nur mit Müh und Not in die Pause retten.
Manchmal trennen Einen nur Zentimeter von Glück und Unglück und manchmal auch Sekunden … Hätte Vinnie Saponari den Puck nur ein wenig konsequenter über die Line gedrückt, wären die Eispiraten in der 42. Minute in Führung gegangen. Anthony Mormone zeigte jedoch Reflexe wie ein Luchs, schmiss sich in allerletzter Sekunde auf den Puck und verhinderte, dass der Puck die Torlinie in vollem Umfang überschritt. 184 Sekunden dauerte es und Lewis Zerter – Gossage tauchte auf einmal mutterseelenallein vor dem Tor von Shilin auf und zimmerte die Scheibe kompromisslos in den Winkel. Im weiteren Spielverlauf probierten die Eispiraten zwar Alles, kamen dem Ausgleich jedoch so nah wie manche Politiker der Wahrheit – nämlich gar nicht. Man könnte also meinen die Eispiraten haben in dieser Saison ein richtig schlimmes Politikervirus und das würde definitiv das achte Null-Punkte-Wochenende der Saison erklären.
Backcheck Ravensburg
Fernab der Heimat an der frischen Luft des Bodensees feierte man dann endlich die Auferstehung der Eispiraten. Was sich bereits im Sonntagsspiel andeutete, zeigte sich dann am Dienstag endgültig.
Mit großer Laufbereitschaft, Zweikampfwille und einer konzentrierten Leistung über 60 Minuten gelang es beim Antipathiedauergewinner der DEL 2 einen überzeugenden 5:2 Sieg einzufahren.
Wie ein Kind auf Zuckerentzug, dass zu einer Geburtstagsparty eingeladen ist, pflügten die Eispiraten übers Feld, aber weil eben noch etwas Salat in der Blutbahn war, geriet man zweimal in Rückstand bevor das Zuckerdefizit ausgeglichen wurde. In der 11. Minute musste Florian Mnich hilflos mit ansehen wie der Schuss von Mathew Santos ähnlich dem Schnatz bei Harry Potter umhersprang und schließlich hinter ihm in den Maschen landete. Eine nahezu einzigartige Kombination ließ in der 20. Minute jedoch das erste Drittel versöhnlich ausklingen – Smith auf Spitzner – Spitzner auf Lindberg – Lindberg auf Sheyvrin – Tor. Die neue Powerline der Eispiraten fand den Schlüssel zum Rapunzelturm und holte die Prinzessinen eiskalt wieder auf den Boden der Tatsachen.
Das zweite und letzte Mal in diesem Spiel gerieten die Eispiraten in der 24. Minute in Rückstand als Louis Latta frech nach Bullygewinn abzog und Mnich überraschte. Eben jener Florian Mnich meisterte jedoch die Herausforderung in der 30. Minute hervorragend, als er sich im Fallen ganz breit machte und so das 3:1 in letzter Sekunde verhinderte. Auch Mnich merkt man langsam die zurück kehrende Spielpraxis an und mit einem starken Auftritt konnte der dritte Torhüter der Eispiraten an diesem Abend überzeugen und war wesentlicher Bestandteil für den Erfolg.
Im letzten Drittel fackelte Scott Feser nach Querpass von Tim Lutz nicht lang und überwand Pertuch zum 2:2 und sollte damit die Power der Eispiraten entfesseln. Welle um Welle rollte auf Pertuch zu und in der 46. Minute nahm Sacher den Puck über links sauber mit, legte quer zu Saponari und weil Pertuch hält wie ein Nudelsieb, vollendete Saponari ins kurze Eck unter die Latte zum 2:3. Sowieso spielten die Eispiraten im letzten Drittel wie entfesselt. Tobias Lindberg schnappte sich den 3. Assist des Abends, als er den Puck von Smith aufnahm und auf Lutz weiter leitete. Wie eine Uzi machte Lutzi den Treffer … Zwar versuchte Bo Subr mit seiner Einschläferungstaktik noch einmal den Eispiraten die Butter vom Brot zu nehmen, aber kurz vor Schluss sammelte Tobi Lindberg seinen 4. Assist legte auf Smith, der schaute sich die fallenden Türme an als wäre es der 11. September und machte den Deckel mit dem Treffer zum 2:5 drauf.