Den bodenlos schlechten Auftritt in Weiden am 30.12. letzten Jahres, der nicht ausschließlich mit der langen Verletztenliste zu erklären war, hatten die Eispiraten sicher noch in den Köpfen. In Anbetracht der Tatsache, daß sich die Zeit, in der die bisher so enttäuschende Saison noch irgendwie gerettet werden kann, rasend schnell dem Ende zuneigt, mit dem Wissen, daß nun endlich die meisten Leistungsträger wieder zur Verfügung stehen, waren die Hoffnungen der Crimmitschauer Anhängerschaft auf Wiedergutmachung sicher nicht unberechtigt. Wie sich die Profis auf dem Eis dann allerdings erneut nicht nur die Butter vom Brot, sondern gleich das ganze Abendessen wegnehmen ließen, dürfte die Aussichten auf das Erreichen des direkten Klassenerhaltes, sprich der Pre-PlayOffs, auf ein Minimum sinken lassen.
Blue Devils Weiden vs. Eispiraten Crimmitschau 5:2 (2:0,3:1,0:1)
Das komplette erste Drittel mutete nämlich dann gleich einmal an, als würde man sich eine Aufzeichnung der Partie vom 30.12. anschauen. Die Gastgeber, die natürlich recht wenig Grund sahen, irgendetwas an ihrem erfolgreichen Spiel zu ändern, gingen sofort in die Vollen, nahmen die Eispiraten mit ihrem Mehrmann-Forecheck gleich in die Pflicht. Die diese nicht erfüllen konnten: es gelang während der ersten zwanzig Minuten eigentlich kein einziges Mal, sich durch die früh störenden Weidener hindurch zu guten Gelegenheiten zu kombinieren. Im Gegenteil: sämtliche vermeintlichen Leistungsträger der Rot-Weißen verschenkten die Pucks wie auf dem Fanfest. Gerade Greg Kreutzer und Jerkko Rämö hatten sicherlich mehr Puckverluste als gelungene Aktionen. Selbst Leader Tobias Lindberg zeigte später seinen Mitsielern, daß man auch als Stürmer vor dem eigenen Tor Harakiri spielen und dem Gegner Tore auflegen kann. Nutznießer dieser defensiven Sorglosigkeit waren, und man muß sagen: „zum Glück nur“ die Herren Gläser und Rubes im Weidener Trikot, die auf 2:0 stellten. Über ein 4:0 hätte sich niemand beschweren dürfen, denn die Hausherren ließen tatsächlich noch einiges liegen. Crimmitschauer Angriffsbemühungen werden hier nicht unterschlagen, sie kamen einfach nur in mikroskopischen Mengen vor.
Kaum aus der Kabine gekommen, drückten plötzlich die Rot-Weißen von Beginn an auf das von Noack bislang ziemlich gemütlich von Pucks freigehaltene Weidener Gehäuse. Und wirklich: der zweite Schuss saß, der Treffer wurde Dominic Walsh gutgeschrieben. Da meinte man als Crimmitschauer Zuschauer, daß Jussi Tuores in der Pause die richtigen Worte gefunden hatte und nun alles gut werden würde. Aber nicht mit den Eispiraten, und erst recht nicht mit den Blue Devils. Diese schüttelten sich nämlich kurz und spielten dann spätestens ab Minute 25 wieder das Hockey, das bislang gegen die westsächsischen Kontrahenten so gut funktioniert hatte: laufstark, zweikampfstark, kein langes Fackeln vor dem Tor. Ward fiel der Puck vor die Füße, weil Kreutzer sich gerade selbst einen Knoten in die Beine fuhr, abgezogen, zack, 3:1. Elsner mit einem ziemlichen Strahl zum 4:1 und Muck im Powerplay zum 5:1 steckten die Claims im Weidener Stadion endgültig ab, und von den Eispiraten war seit Minute 21 eigentlich wieder nicht mehr viel zu sehen. Bißchen mehr als in Drittel 1, aber nichts, was darauf schließen ließ, dass den Herren im rot-weißen Jersey bewusst war, daß es eigentlich unumgänglich war, hier heute zu punkten. Neun Torschüsse nach 40 Minuten sind da einfach nicht genug.
Weiden ging das Schlussdrittel dann wesentlich defensiver an, die Hausherren wollten sich nicht durch unbedachtes Nach-Vorn-Stürmen um den Lohn ihrer Arbeit bringen, und wir nehmen es gleich vorweg: das klappte. Einzig ein Powerplaytor durch Tobias Lindberg gelang den Gästen noch, aber mit dem 5:2 hatte es sich dann auch. Klar versuchten die Eispiraten noch einmal, weiter heranzukommen, aber ganz ehrlich: wer sich vierzig Minuten derart kopflos präsentiert, hat auch keine Punkte verdient. Und so bleiben die Westsachsen weiter im Tabellenkeller hängen, die Konkurrenz verabschiedet sich langsam, aber sicher auf Nimmerwiedersehen, und nach diesem Auftritt heute wüsste man auch wirklich nichts Ernsthaftes darüber zu sagen, wie den die Eispiraten elf Punkte auf die Blue Devils aufholen sollten.
Die Playdowns sind mittlerweile die allerwahrscheinlichste aller möglichen Szenarien, wie die Saison im Sahnpark zu Ende gehen wird. Und in diesen wird es vor allem auf Qualitäten ankommen, die die Rot-Weißen gerade heute aufs Schmerzlichste vermissen ließen: Zweikampfstärke, physische und psychische Robustheit, Fehlerminimierung.