Endspiel um Platz 10!!!


Statistik- und mathematikbegeisterte Menschen sollten die nächsten Zeilen vielleicht etwas lockerer nehmen, denn was nun folgt, ist ganz wissenschaftlich betrachtet grober Unfug.

Dennoch – und gerade weil unsere Realität nicht in einem Rechenzentrum stattfindet, sondern mit Puck und Schläger ausgestattet auf einer Eisfläche – wird die anstehende Partie der Eispiraten gegen Regensburg sehr sehr wahrscheinlich darüber entscheiden, ob die Crimmitschauer um den direkten Klassenerhalt noch ein Wörtchen mitreden werden oder die Playdowns nahezu unausweichlich werden. Der amtierende Meister Regensburg kommt als Tabellenzehnter mit 44 Punkten und 87:104 Toren aus 34 absolvierten Spielen in den Sahnpark. Zehn Punkte Rückstand haben die Eispiraten aktuell auf das rettende Ufer und ebenjene Regensburger. Heißt im Umkehrschluss: Dieses 6-Punkte-Spiel dürfen die Westsachsen auf keinen Fall verlieren, denn sollte der Rückstand bei einer glatten Niederlage auf gar 13 Punkte anwachsen, dürfte die Chance, den direkten Klassenerhalt noch zu schaffen, in den verbleibenden 17 Spielen auf nahezu Null sinken. Oder anders gesagt: Ein Wunder müsste dann her.

Solch ein sportliches Wunder vollbrachten die Oberpfälzer in der vergangenen Saison, als sie von Euphorie, einer Scoring-Reihe und einem kämpfenden Kollektiv bis zum Meistertitel getragen wurden. Dieser Titel war aber zugleich Segen und Fluch, wie die bisher laufende Saison zeigt. Denn die Eisbären haben den personellen Aderlass, den der Erfolg mit sich brachte, nicht wirklich kompensieren können. Dies führte sogar dazu, dass bereits ein Trainerwechsel notwendig war: Peter Flache, eigentlich sportlicher Leiter, sprang nach der Demission des im Sommer verpflichteten Ville Hämäläinen Ende November ein und führt die Geschicke nun auch bis zum Saisonende fort.

Die die Eisbären heuer sportlich noch abschneiden werden, hängt zu großen Teilen an Goalie Eetu Laurikainen (FIN, 17 Sp, 2.49 GT/Sp, 92.41%, 2 SO), der als ehemaliger finnischer Nationalgoalie einen hohen Stellenwert genießt und während der Weihnachtszeit im Eisbären-Kader verletzungsbedingt schmerzlich vermisst wurde. Immerhin stand Laurikainen am vergangenen Wochenende zumindest schon wieder als Backup zur Verfügung – auf ihm ruhen nun die Hoffnungen. Jonas Neffin (20 Sp, 3.23 GT/Sp, 90.58%, 1 SO) hat als Nummer Zwei seine Sache zwar prima gemacht, Regensburg ist aber zwischen den Pfosten schon ein wenig abhängig von einer starken und unumstrittenen Nummer Eins.

Denn im Abwehrverbund sind die Regensburger verwundbar. Hier ragt lediglich Jakob Weber (33 Sp, 7+18) heraus, der aber das Level der zurückliegenden Meistersaison ebenso noch nicht erreichen konnte wie sein Partner Xaver Tippmann (21 Sp, 0+2). Auch Sean Giles (D-USA, 34 Sp, 3+3) ist bislang keinesfalls so in Erscheinung getreten, wie man sich das an der DOnau erhofft hat. Die übrigen Defender Korbinian Schütz (29 Sp, 1+3), André Bühler (13 Sp, 0+2), Sandro Mayr (31 Sp, 0+2), Patrick Demetz (31 Sp, 0+2), Fabio Kose (10 Sp, 0+0) und Moritz Köttstorfer (28 Sp, 0+1) machen ihr Zeug defensiv halbwegs in Ordnung, haben aber keinerlei offensiven Output.

Dieser Output hängt im Wesentlichen an den drei Kontingentstürmern Corey Trivino (CAN, 33 Sp, 17+16), Olle Liss (SWE, 32 Sp, 16+15) und David Morley (CAN, 24 Sp, 7+16), die individuell sehr auffällig sind. Peter Flache hat aber auch erkannt, dass er mit einer geballten Scoringline nicht recht vorwärts kommt bzw. die Reihe Girduckis – Trivino – Yogan in der letzten Saison dann schon noch mal eine ganz andere Hausnummer war. Daher laufen die drei Kontingetnstürmer auch nicht zusammen auf, was etwa Pierre Preto (25 Sp, 4+10) zu nutzen wusste und neben Trivino ordentlich aufblüht. Der junge Kevin Slezak (32 Sp, 5+9) sowie Constantin Ontl (32 Sp, 7+5) spielen ebenfalls eine gute Saison, während Ryon Moser (D-CAN, 34 SP, 4+10) und Marvin Schmid (22 Sp, 5+7) vielleicht noch das ein oder andere Prozent draufsatteln können. Kapitän Nikola Gajovsky (D-CZE, 30 Sp, 2+7) biegt inzwischen merklich in den Spätherbst seiner Karriere ein, kann aber den jüngeren Cracks wie Yuma Grimm (30 Sp, 3+3), Timo Kose (15 Sp, 2+2), Aleandro Angaran (D-ITA, 31 Sp, 1+3), Metej Giesl (D-CZE, 17 Sp, 0+2) und Christoph Schmidt (29 Sp, 2+0) sicherlich noch einiges mit auf den Weg geben.

Hopp oder Top! Gewiss, auch dieses Spiel am 35.Spieltag ist nur eines von 52 in der Hauptrunde. Und klar ist auch, dass am 35.Spieltag, egal wie es ausgehen wird, in keine Richtung eine Entscheidung fallen wird. Andererseits ist aber genauso klar, dass das Pendel je nach Ausgang des Spiels schon sehr deutlich ausschlagen kann – das muss und wird allen bewusst sein. Insofern gilt es die richtige Mischung aus wilder Entschlossenheit und sachlicher Nüchternheit zur Einordnung des Duells gegen Regensburg zu finden. Auch auf dem Eis, wo die Eispiraten clever und geduldig sein sollten, aber gleichzeitig das Heft des Handelns in der Hand behalten sollten, ohne zu viel auf einmal zu wollen oder nervös zu werden – ein verdammt schmaler Grat, der zeigt, was auf dem Spiel steht. Zugleich ist es aber sowohl für Team als auch für Fans die riesen Chance, ein „Der ETC ist wieder da!“ anzustimmen.