Das aus Eispiraten-Sicht an sich sehr schöne Eishockey-Jahr 2024 beendeten die Crimmitschauer mit einer unwürdigen Leistung und einem noch viel unwürdigeren Ergebnis in Weiden und haben damit den Geduldsfaden bei vielen Fans zur Zerreißprobe gebracht – welche oftmals nicht bestanden wurde.
Ja, Weiden hat schonungslos die Schwachstellen der Eispiraten offenbart. Nämlich zum einen, dass diejenigen Spieler, die sonst Wasserträger sind, vollkommen überfordert wirken, wenn sie in den Vordergrund rücken und damit durchaus in Frage stellen, ob sie das Zeug für die 2. Liga haben. Und zum anderen, dass die Führungsriege im Team offenbar kleiner ist als eigentlich angenommen, denn dass der Ausfall von zwei bis drei Leistungsträgern dazu führt, dass andere vermeintliche Leistungsträger nicht in der Lage sind, das Team an die Hand zu nehmen, die Initiative zu ergreifen und zu zeigen, dass man sich auf sie verlassen kann. Wenn dann noch ein spürbar dünnes Nervenkostüm beim Coach hinzukommt, der öffentlich und undiplomatisch seine Hoffnung auf das Feuern „von jemandem“ zum Audruck bringt, dann beginnt im Eispiraten-Lager gerade eine ganz ungute Mischung zu brodeln. Beschleunigt wird das Ganze dann noch durch die quälend lang unbesetzte, aber sportlich bitter nötige 4. Kontingentstelle, die die Eispiraten GmbH seit einer Ewigkeit zu besetzen versucht, was aber mit jedem weiteren vergangenen Tag mehr und mehr einer Posse ähnelt. Nur das Verletzungspech ist nach mittlerweile 32 Spielen längst nicht mehr das alleinige Symptom für einen Tabellenplatz, der in 8 Wochen den Gang in den Knochenmühle Playdowns bedeutet.
Was wir Fans erwarten? Ganz einfach: Wegweisende Entscheidungen und eine Reaktion – auf allen Ebenen!
Der nächste Gegner Freiburg ist von solchen Dramen gegenwärtig ganz weit entfernt, denn das Team aus dem Breisgau sammelt kontinuierlich und eigentlich ganz ohne Aufsehen Punkt für Punkt für Punkt und ist auf dem besten Weg zum direkten Klassenerhalt. Im DEL2-Speckgürtel fressen sich die Freiburger als aktueller Fünfter (32 Spiele, 50 Punkte, 92:87 Tore) das nötige Polster dafür an. Unterm Strich hat sich sogar der zum damaligen Zeitpunkt sehr überraschende Trainerwechsel – die Wölfe waren fernab einer sportlichen Notlage – von Timo Saarikoski zu Mikhail Nemirovsky als richtig erwiesen, denn der als Spieler durchaus exzentrische „Nemo“ hat der Mannschaft bislang einiges für den Erfolgsweg vermitteln können.
An diesem Weg bauen auch die beiden Goalies Patrik Cerveny (D-CZE, 19 Sp, 2.34 GT/Sp, 92.99%, 2 SO) und Fabian Hegmann (14 Sp, 2.78 GT/Sp, 90.68%, 0 SO) ganz maßgeblich mit, denn beide strotzen vor Selbstvertrauen und sind ein ganz starker Rückhalt.
Die zwei Torhüter geben der Abwehr durch ihre klasse Leistungen zusätzlichen Antrieb, was die gesamte Defensive der Freiburger gleich noch ein Stück sattelfester macht. Logisch, dass Sameli Ventelä (FIN, 32 Sp, 5+19) dabei seine Rolle als Antreiber, Führungsspieler, Spielmacher und Puckverteiler gleich noch besser ausfüllen kann. Neben Ventelä sind aber auch noch Calvin Pokorny (26 Sp, 4+8), Alexander De Los Rios (15 Sp, 2+4), Petr Heider (D-CZE, 29 Sp, 4+2), Maximilian Leitner (30 Sp, 1+5) und Marvin Neher (23 Sp, 0+3) verlässliche Stützen in der Abwehr. Daniel Schwaiger und Leo Hafenrichter vervollständigen die Defensive.
Im Angriff befinden sich Verantwortlichen derzeit auf der Suche nach einem neuen Kontingentstürmer, nachdem US-Boy Spencer Naas nicht zu 100% überzeugen konnte und den Verein vor kurzem verließ. Dem Spiel der Wölfe tut die unbesetzte Kontingentstelle aber keinen Abbruch, weil erstens Defender Ventelä eh als verkappter Stürmer auftritt, zweitens die beiden anderen Kontingentstürmer Shawn O´Donnell (CAN, 29 Sp, 6+14) und allen voran Eero Elo (FIN, 31 Sp, 13+18) hervorragend performen und drittens das Kollektiv in Freiburg wirkt und enstprechend Qualität auf das Eis bringt. Zu nennen sind hier vor allem Nikolas Linsenmaier (30 Sp, 14+13), Tomas Schwamberger (D-CZE, 31 Sp, 11+16), Filip Reisnecker (D-CZE, 28 Sp, 9+9) und Sebastian Streu (32 Sp, 2+10). Für Tiefe und Breite sorgen zudem Dennis Miller (30 Sp, 2+6), Yannik Burghart (24 Sp, 5+2) und Georgiy Saakyan (28 Sp, 3+4). Die jungen Spieler Niklas Hempel und Paul Bechthold kommen sporadisch zum Einsatz.
So, das Jahr 2025 ist angebrochen und die Zeit der Ausreden definitiv vorbei. Die Hauptrunde biegt allmählich auf die Zielgerade ein und bei immer weniger werdenden Spielen wird es für die Eispiraten nicht mehr reichen, hier und da einen Sieg einzufahren oder mal ein Unentschieden nach 60 Minuten zu schaffen. Um die Playdowns zu vermeiden, ist ein deutlicher und dauerhafter Anstieg des Punkteschnitts pro Spiel erforderlich. Ein kleines Rechenbeispiel, das die Aufgabe aber umso größer werden lässt: Um den Punkteschnitt von 1,3 zu erreichen, der aktuell (!) zum 10. Platz berechtigt, brauchen die Crimmitschauer in den verbleibenden 20 Spielen noch 35 Punkte, also über 1,7 pro Spiel. Mit ihren derzeit 1,0 Punkten pro Spiel liegen die Westsachsen davon also meilenweit entfernt.
Angeisichts dieser Herausforderung in Panik zu verfallen, wäre aber der falsche Weg. Vielmehr sollten sich die Eispiraten auf das Wesentliche besinnen: Laufen, Checken, Schießen – und das Ganze in einer Intensität und mit einer eisernen Disziplin, als gäbe es kein Morgen mehr. Und man kann diese einfachen Jobs von jedem einzelnen Spieler verlangen, egal wie gut oder schlecht er ist.
Wir brauchen und erwarten keine schönen Siege mehr, wir brauchen und erwarten Punkte, Punkte, Punkte – wenn es sein muss auch dreckige. Fangen wir in Freiburg bitte damit an!