Schuldige suchen, sich im Leid suhlen, Frust schieben, die Nerven verlieren, den Fokus nur auf das Negative lenken, das Positive nicht mehr sehen können und nicht mehr sehen wollen. Kurzum: In Crimmitschau und Umgebung stecken gerade so viele Köpfe im Sand, dass schon bald keiner mehr zur Verfügung stehen wird, wenn sich noch mehr Menschen von Pessimismus und schlechter Laune anstecken lassen, sich der Selbstaufgabe hingeben und ebenfalls ihre Köpfe versenken.


Eine kommentierende Vorschau.

Auf Ravensburg, das heute im Sahnpark gastiert, blicken wir nur kurz. Tabellenplatz 7, 41 Punkte und 71:63 Tore. Zuletzt mit Licht und Schatten im steten Wechsel. Dadurch tabellarisch durchaus in sicheren Gefilden, aber den Kontakt an die Spitzengruppe langsam verlierend und den eigenen Ansprüchen vielleicht ein wenig hinterherlaufend. Soviel zum heutigen Gegner.

Eher sollten wir uns mal mit den Eispiraten befassen, für die gegenwärtig nun wahrlich nicht mehr viel spricht. Die Form so weit im Keller wie der Tabellenplatz, die Qualität im Kader aufgrund der vielen verletzten Leistungsträger im freien Fall, die Batterien der Psyche und der Physis schon rot blinkend auf Reserve und das Selbstvertrauen inzwischen spürbar angeknackst. Und dennoch gibt es ein großes ABER: Unter den vielen vielen Köpfen, die sich in der Eispiraten-Welt bereits ihren Platz im Sand gesucht haben, wurde noch kein einziger Kopf aus der Führungsriege der Eispiraten und noch kein einziger Kopf aus dem Team um Trainer und Spieler gesichtet. Und genau das ist das Pfund, was die Eispiraten noch in die Waagschale werfen können. Jeder gibt das Beste, was er im Moment abrufen kann – darauf ist Verlass. Und daraus ziehen wir Hoffnung.

Hoffnungslos wird es erst, wenn sich Frust, Leid und Negativdenken bis in die Büros und die Kabine der Eispiraten hineingefressen haben. Dieses Geschwür bekommt man dann nicht mehr so schnell wieder weg. Und deshalb kämpfen die Eispiraten derzeit nicht nur gegen schwere Gegner in der DEL2, sondern gegen die finsteren Untergangsszenarien und die Schlechtlaunigkeit, die sich unter den Fans immer mehr Bahn brechen, gleich noch mit. Das erhöht den Druck auf das Team leider nur noch mehr.

Natürlich – und das muss wohl augenscheinlich extra betont werden – kann und soll diskutiert werden, offen und frei. Beispielsweise über die Vertragsverlängerung von Jussi Tuores, über die Suche nach personeller Verstärkung für das Team und nicht zuletzt über die nun auf dem Tisch liegenden Kosten für die Sanierung des Sahnparks, an dem letztlich die Zukunft des Profieishockeys hängt. All diese Themen verdienen – nein benötigen sogar – konstruktive und auch kontroverse Diskussionen unter allen Beteiligten, da gehören die Fans freilich dazu.

Eine Diskussion kann aber nur dann fruchtbar und ernsthaft sein, wenn sie frei von Forderungen, frei von Unterstellungen, frei von gefühlten Wahrheiten, frei von Vorwürfen und frei von Mutmaßungen ist. Und vor allem muss sie die gleiche Realität als Basis haben, und nicht nur „meine“ oder „deine“ Realität. Die Realität ist wesentlich vielfältiger als ein Telegram-Post oder ein Tiktok-Filmchen, und eben auch vielfältiger als manch panischer Heraufbeschwörer des nahenden und unausweichlichen Crimmitschauer Untergangs in Dauerschleife posaunt, ehe auch er seinen Kopf wieder in den Sand zurücksteckt.

Karl Valentin, ein Münchner Urgestein und Komiker aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, pflegte zu sagen: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch!“. Wahre Worte, die den Blick auf die Situation rund um die Eispiraten um einiges erträglicher machen und durchaus erdenden Charakter haben.