Weihnachtliche Stimmung im Sahnpark, ein großer Fanchor, der ein schönes Weihnachtslied singt, begleitet vom Klang kleiner Glöckchen, ersatzweise auch Schlüssel – nur die Jahreszeit spielt nicht ganz mit. Wenn mitten im Oktober diese Stimmung herrscht, dann kann nur eine Mannschaft zu Gast in Crimmitschau sein, nämlich das seit gefühlten Jahrzehnten geliebte Team aus der Kleinstadt im Süden von Erkersreuth…

Starke Goalies halten ihren Kasten clean

Dabei helfen, gegen den Dauerkontrahenten der Neunziger die Siegesserie auszubauen, konnte neben Abwehr-Ass Mirko Sacher, dessen kommender Nachwuchs dem Papa noch das Derby gönnte, auch Justin Büsing von Kooperationspartner Bremerhaven. Nicht mit im Lineup heute Alex Schmidt und Till Michel.
Der Beginn der Partie gehörte den Hausherren, die gleich mit einer dicken Chance nach einem Schuss von Sacher die Marschrichtung vorgaben. Zwar gelangten auch die Gäste immer mal wieder in gefährliche Zonen, aber Christian Schneider hatte seine Vorwochenform konservieren können und war nicht zu beeindrucken. Den Eispiraten gehörte trotzdem das Gros der Gelegenheiten, die dickste hatte nach einem sauberen Pass aus der eigenen Zone Lucas Böttcher, der aber am bärenstarken Carr im Selber Tor scheiterte. Am Ende standen nach zwanzig Minuten 12 zu 5 Torschüsse auf der Uhr.

Wölfe mit mehr Spielanteilen

Das sollte sich im Mittelabschnitt ändern: das Spiel wurde zerfahrener, und das schien eher den Gästen in die Karten zu spielen. Die Oberfranken gaben zunehmend den Ton an, zeigten sich griffig an den Banden und beschäftigten die Crimmitschauer Defensive mehr, als dieser lieb war. Das heißt aber nicht, dass das Abwehrverhalten der Eispiraten in irgendeiner Form zu wünschen übrig ließ, im Gegenteil. Crimmitschau akzeptierte die Hintenrum-Mehrarbeit und agierte so, dass Schneider immer eine Chance hatte, an die Scheibe zu kommen. Machte er auch, vorzüglich. Und nach vorn reicht dann manchmal ein einziger heller Moment. In diesem Fall ein ganz heller Moment von Rihards Marenis. Wunderbar umkurvte der Mann mit der #29 nach so ziemlich allen Gästefeldspielern auch noch Goalie Carr und legte dann für den komplett blank stehenden Lukas Wagner auf, der die Scheibe locker im leeren Tor unterbrachte. Schickes Tor! Und es blieb trotz zweier folgender Powerplays der Gäste das einzige im Mittelabschnitt, so dass die Eispiraten mit knapper Führung in die letzten zwanzig Minuten gingen.

Manchmal brauchts halt ein Dreckstor

Diese begannen dann die Eispiraten wieder wesentlich strukturierter als das zweite Drittel, der Spielaufbau sah wieder viel besser aus, und im Gegensatz zu den ersten Partien der Hauptrunde, als das so gut wie nie gelang, nahmen die Rot-Weißen immer wieder mal das Tempo aus dem Match, um Ruhe in die eigenen Aktionen zu bekommen. Ein Übergewicht wie im Mittelabschnitt konnten die Gäste jedenfalls nicht mehr verzeichnen, und so fiel der Ausgleichstreffer durch Miglio dann auch eher überraschend. Mit einer feinen Einzelaktion, in der er erst einen harten Check abschüttelte, am Puck blieb, sich dann in gute Schussposition brachte und Christian Schneider, dem durch mehrere Spieler die Sicht verdeckt war, überwand. Die passende Antwort lieferte drei Minuten später Colin Smith. Und es ist schon ein bißchen typisch für das wiedergewonnene Selbstverständnis der Westsachsen, daß ausgerechnet der Feingeist unter den Kaperbrüdern ein sogenanntes dirty goal erzielte: Mirko Sachers Schuss von der Bande fälschte Justin Büsing so ab, dass Carr die Scheibe durchrutschte, und Colin Smith reagierte im Torraum am schnellsten und stocherte sie über die Linie. Manchmal brauchts genau diese Buden. Daß er trotzdem noch der alte ist, bewies Goldhelm Smith dann in der Schlussminute, als er bei mittlerweile geleertem Wölfetor entlang der rechten Bande die Scheibe ins Drittel brachte, aber, statt selbst das Empty Net Goal zu erzielen, auf Rihards Marenis wartete, der sich dann nicht bitten ließ und mit dem 3:1 den Deckel draufmachte.

Der Lauf der Eispiraten geht also weiter, mit dem heutigen Sieg konnte auch die ungeliebte Rote Laterne nach Bad Nauheim weitergereicht werden, und der Blick geht langsam, aber stetig wieder nach oben. Bei immer noch sechs Punkten Rückstand auf Platz 10 und mit einem schweren Auswärtsspiel in Ravensburg vor der Brust steht aber weiterhin ein steiniger Weg bevor.