Die Rote Laterne? Vollkommen wurscht, denn die ist bald woanders! Nach dem vergangenen Wochenende mit 5 Punkten sind die Eispiraten verspätet in der Saison 2024/25 angekommen und haben nun das ewig hitzige Derby gegen den Rivalen aus Selb vor der Brust.



Im Vergleich zu ihren ersten beiden Spielzeiten in der DEL2 haben die Oberfranken heuer einen richtig starken Saisonstart hingelegt und stehen bei 17 Punkten aus 11 Spielen, in denen 32:34 Tore fielen. Platz 8 macht das derzeit.

Damit war vor der Saison nicht unbedingt zu rechnen, denn das neue Trainerduo Craig Streu und Lanny Gare hatte alle Hände voll zu tun, einen konkurrenzfähigen Kader zu basteln, nachdem im Sommer der Spieleretat deutlich gekürzt werden musste und die Selber mit dieser Strategie sich eher diametral zum übrigen Teilnehmerfeld der DEL2 bewegen.

Aber bislang ging die Rechnung auf, weil neben einem breiten, schwer zu bespielenden Kollektiv vor allem die Spitzen im Kader bestens funktionieren. Eine solche Spitze ist Goalie Kevin Carr (CAN, 7 Sp, 2.27 GT/Sp, 94.39%, 1 SO), der den Vorschussloorbeeren voll gerecht wird. Als verlässlicher Backup fungiert wie in den Vorjahren Michel Weidekamp (4 Sp, 3.73 GT/Sp, 89.71%, 0 SO).

In der Defensive hält Gallionsfigur Frank Hördler (9 Sp, 1+2) die Zügel weiterhin fest in der Hand und koordiniert die Abwehrkollegen mit seiner ganzen Routine. Die machen es ihm aber auch meistens nicht schwer, denn Maximilian Gläßl (11 Sp, 2+6), Moritz Raab (11 Sp, 1+3) und Colin Campbell (D-USA, 11 Sp, 1+2) haben sich zu unverzichtbaren Größen entwickelt. Auch Jeroen Plauschin, Max Klughardt, Luis Marusch und Tim Heyter machen große Schritte in der DEL2.

Für die einen war es ein Königstransfer, für die anderen ein fleischgewordenes Risiko. Die Rede ist von der Verpflichtung Marco Pflegers, dem inzwischen viel nachgesagt wird, eine hochprofessionelle Karriere aber eher nicht mehr so. Im Vorjahr in Landshut geschasst, hat Pfleger in seinem Karriereherbst nun nocheinmal eine Chance bekommen und zahlt das bislang doppelt und dreifach zurück. Eishockeyspielen kann er halt und ließ dies mit 3 Toren und 8 Vorlagen in seinen bisherigen 11 Einsätzen wieder aufblitzen. Dabei hat er in Josh Winquist (CAN, 10 Sp, 6+7) einen kongenialen Kollegen gefunden, mit dem er zugleich um den Titel des „fragwürdigsten Schnauzbarts der Liga“ konkurriert. Beide stehen aber nicht nur staunend vor dem Spiegel, sondern machen sich auch auf dem Eis gegenseitig besser. Nutznießer ist Reihenkollege Donat Peter (D-HUN, 9 Sp, 3+4). Aber auch sonst konnten sich die Wölfe doch breiter aufstellen als ursprünglich angenommen, immerhin stünden Carson McMillan (D-CAN, 11 Sp, 4+2), Nick Miglio (D-USA, 9 Sp, 2+3), Mark McNeill (CAN, 11 Sp, 2+4) und Daniel Schwamberger (D-CZE, 11 Sp, 1+2) durchaus auch einigen anderen Zweitligisten gut zu Gesicht. Ur-Gestein Richard Gelke (10 Sp, 0+1) hingegen wird Zeit seines (Spieler-)Lebens der Porzellanstadt Selb wohl nicht mehr den Rücken kehren. Und Chad Bassen (D-CAN, 10 Sp, 3+2) wird angesichts seiner 41 Jahre wahrscheinlich auch nicht mehr das Wechselfieber packen. Die jungen Cracks Nikita Krymskiy, Joel Hofmann, Jonas Körber und Maxim Fischer hingegen haben die weite Eishockeywelt noch vor sich.

Ja, es knistert wirklich! Wir spüren eine Aufbruchstimmung, ein „Sch… auf die erste 9 Spieltage!“, ein „Jetzt geht´s los!“. Und dass dabei auch noch das Derby gegen Selb ansteht, das sicherlich wieder an die 4.000 Fans in den Sahnpark locken wird, hebt die Stimmung und Vorfreude doch nur noch mehr.

Freilich gilt es für die Crimmitschauer Cracks, sich voll fokussiert und konzentriert in die Partie zu begeben, denn die Gäste aus Oberfranken sind nun alles andere als Laufkundschaft. Die stark erneuerten Wölfe wollen nach zwei Jahren Playdowns endlich einmal da unten raus und haben für dieses Ziel trotz geringerem Budgets nun dennoch reichlich Erfahrung und auch Qualität im Kader angesammelt. Es wird für die Eispiraten also ein ganz schwerer Weg in Richtung Derby-Sieg und auch wenn das Lebenszeichen am letzten Wochenende deutlich spürbar war, so muss daraus nun auch erstmal wieder ein stabiler Pulsschlag in Form von stetigen Punktgewinnen werden. Denn die Punkte aus den acht Niederlagen zum Saisonstart sind und bleiben unwiederbringlich. Diese Scharte können die Eispiraten nur mit Siegen auswetzen.