Gebeutelt zu sein, ist man aus Crimmitschauer Sicht nach einer Saison der Glückseligkeit schon fast nicht mehr gewohnt. Doch die Realität ist hier, ist heute und ist allgegenwärtig. Als wäre das Verletzungspech noch nicht genug, bleibt der sportliche Erfolg trotz aller Bemühungen weiter aus und man verliert allmählich den Überblick, welches Problem aus der ellenlangen Liste eigentlich zuerst angepackt werden sollte. Was macht Hoffnung?
Hoffnung macht, dass es mit dem Pech ja irgendwann vorbei sein muss und dass die fehlenden 20% Leistungsvermögen ja wohl hoffentlich auch nicht dauerhaft verloren gegangen sind. Soweit so gut. Vielleicht hilft auch ein bisschen Aberglaube und eine Parallele zur Saison 2008/09. Denn so lange ist es her, dass die Eispiraten einen derart schlechten Saisonstart hingelegt haben – 4 Punkte nach 8 Spielen. 2008/09 gelang es aber am 9 Spieltag die Punkte 5, 6 und 7 einzufahren. Und wo? In einem Auswärtsspiel beim EHC Freiburg. Also wenn das mal kein gutes Omen ist…?!
Der EHC freilich wird von der Geschichte wenig halten und die Punkte im Breisgau behalten wollen. Dass diese Absicht berechtigt ist, haben die Cracks von Headcoach Timo Saarikoska mit einem sehr ordentlichen Saisonstart bewiesen, der sie mit 13 Punkten und 22:21 Toren gegenwärtig auf Rang 7 hält.
Zu dieser guten Bilanz haben sowohl Patrik Cerveny (4 Sp, 2.41 GT/Sp, 92.42%, 0 SO) als auch Fabian Hegmann (4 Sp, 2.20 GT/Sp, 91.74%, 0 SO) bislang beigetragen, denn die Goalies teilen sich die Arbeitszeit und profitieren davon.
Dass es defensiv stabil läuft, liegt aber nicht zuletzt am Finnen Sameli Ventelä (8 Sp, 2+6), der mit seiner Erfahrung und seinem Spielverständnis zu den zentralen Bausteinen in Saarikoskas System gehört, sowie an Marvin Neher (5 Sp, 0+2), Petr Heider (5 Sp, 1+0) und Calvin Pokorny (5 Sp, 0+1), die sich von kaum etwas aus der Ruhe bringen lassen. Noch dazu haben sich die Freiburger perspektivisch mit Simon Stowasser, Maximilian Leitner, Daniel Schwaiger und Leo Hafenrichter verstärkt. Niclas Hempel geht noch in die Talentschule.
In der Offensive des EHC brillieren die, von denen man es auch erwarten kann. Allen voran Torjäger und Spielmacher Eero Elo (FIN, 8 Sp, 4+4) sowie die Nordamerikaner Shawn O´Donnell (CAN, 7 Sp, 1+5) und Spencer Naas (USA, 8 Sp, 3+1). Dazu wurden mit Tomas Schwamberger (7 Sp, 2+3), Filip Reisnecker (4 Sp, 2+2) und Yannik Burghart (8 Sp, 2+1) effektive Neuzugänge ins Wölferudel aufgenommen, deren Anführer weiterhin die Alteingesessenen Nikolas Linsenmaier (7 Sp, 1+3) und Christian Billich (8 Sp, 0+4) sind. Hinzu kommen im Angriff Dennis Miller, Georgiy Saakyan, Sebastian Streu, Lennart Otten und Paul Bechtold, so dass alles in allem eine sehr ausgeglichene, kompakte Offensive mit den nötigen Pfeilspitzen zur Verfügung steht.
In keiner anderen Mannschaftssportart kommt es so sehr auf das Glück an wie im Eishockey. Landläufig fallen dabei immer wieder die Begriffe „bad bounce“ und „lucky bounce“. Mit letzterem glänzten bislang stets die Gegner der Eispiraten, die ihrerseits die bad bounces scheinbar gepachtet haben. Das Pendel wird aber auch wieder umschlagen, allein schon aus mathematischen Gründen. Allerdings kommt es dabei natürlich auch auf die Eispiraten selbst an, die beim Pendeln ein gehöriges Gewicht bilden können. Den Widrigkeiten trotzen, als Team zusammenstehen und aufstehen – das ist der Anfang.