Schnipselt man die letzten Spiele der Eispiraten zusammen, dann kommt man locker auf 60 Minuten gutes Hockey mit vielen positiv stimmenden Momenten. Allein aus den ganzen Schnipseln ergab sich kein ansprechendes Gesamtbild und schon gleich gar nicht ergaben sich Punkte. Mit unerklärlichen Blackouts bringen sich die Westsachsen immer wieder selbst in Bedrängnis und löffeln derzeit eine mächtig versalzene Suppe.



Im zweiten Sachsenderby binnen drei Tagen soll das nun natürlich alles besser werden und endlich der zweite Saisonsieg herausspringen. Der Gegner aus Dresden wird allerdings etwas dagegenhaben, zumal die Eislöwen die aktuelle Situation der Crimmitschauer aus ihrer letzten, ziemlich verkorksten Saison, gut kennen dürften. Im Sommer haben die Verantwortlichen ganz im Zeichen des FC Bayern gehandelt: Wenn der Erfolg ausbleibt, wird das Konto geplündert. Was nicht bei drei auf den Bäumen war, landete in Dresden und so steigen die Ambitionen, aber auch die Erwartungen in der Landeshauptstadt einmal mehr in wolkige Sphären.

Das ganze zu managen, wird die größte Herausforderung für Coach Niklas Sundblad, denn die Qualität auf dem Papier ist enorm, muss mit einem überdimensionierten Kader aber auch erstmal konstant auf das Eis gebracht werden. Bislang gelingt das den Landeshauptstädtern, denn der Saisonstart war mit 13 Punkten und 21:21 Toren aus den ersten 7 Spielen schon recht gut.

Zwischen den Pfosten vertraut man an der Elbe weiterhin auf die Dienste von Danny aus den Birken (3 Sp, 2.26 GT/Sp, 92.05%, 0 SO) und Janick Schwendener (4 Sp, 3.66 GT/Sp, 86.81%, 0 SO). Zwei Nummer 1 Goalies hat auch nicht jedes Team in der DEL2, aber altersbedingt muss einer immer auf die Tribüne. Paul Stocker hat dank seiner 19 Jahre somit eine Stammplatzgarantie – auf der Bank.

Im Abwehrbereich hat Niklas Sundblad ebenfalls die Qual der Wahl und kann sich die Einsätze von Simon Karlsson (D-SWE, 3 Sp, 0+3), David Suvanto (D-SWE, 5 Sp, 0+2), Arne Uplegger (6 Sp, 0+1), Vincent Hessler (3 Sp, 0+0) und den Neuzugängen Oliver Granz (4 Sp, 1+1) und Tariq Hammond (5 Sp, 0+1) raussuchen, hat allerdings nie ein Foto für alle dabei, da er die Anzahl der Ü24-Stellen auf dem Spielbericht im Auge behalten muss. Die U-Spieler Bruno Riedl, Samuel Schindler und Felix Krüger sind hier im Vorteil.

Apropos Ü-Spieler: Rechnen ist für Sundblad auch im Angriff die oberste Maxime, da es sich Dresden im Sommer unbedingt leisten wollte, Masse UND Klasse zu verpflichten. In der Energie Verbund Arena müssen daher stets einige Plätze frei bleiben, um sie mit den überzähligen Dresdner Spielern zu besetzen. Für mehr Durchschlagskraft im Angriff hat man in Elbflorenz passenderweise das durchschlagende monetäre Argument ins Feld geführt und aus Nürnberg Dane Fox (CAN, 7 Sp, 1+6), aus Iserlohn Drew LeBlanc (USA, 7 Sp, 2+4) und obendrein aus Regensburg auch noch DEL2-Topscorer Andrew Yogan (USA, 4 Sp, 2+2) sowie aus Kaufbeuren Sebastian Gorcik (D-CZE, 7 Sp, 3+2) auf den Dresdner Ausflugdampfer geholt. Der vierte Kontingentspieler, Johan Porsberger (SWE, 7 Sp, 2+1) kommt da schon fast als kleines Licht daher. Neben Porsberger behielt man aus der Vorsaison noch die Leistungsträger Tomas Sykora (D-SVK, 6 Sp, 3+1), Yannick Drews (5 Sp, 2+1), Tomas Andres (D-CZE, 5 Sp, 1+2), Mitch Wahl (D-USA, 7 Sp, 0+3), Travis Turnbull (D-USA, 4 Sp, 0+1), Niklas Postel (7 Sp, 0+1) und David Rundqvist (D-SWE, 0 Sp, 0+0). Eine kunterbunte Mischung, die bei Laune gehalten werden will. Weiterhin tummeln sich die jüngeren Cracks Matej Mrazek, Matthias Pischoff, Ricardo Hendreschke und Nicolas Schindler in der Offensive.

Eislöwen-Dompteur Niklas Sundblad hat also alle Hände voll zu tun, die Qualität für eine erfolgreiche Saison liegt aber auf dem Silbertablett vor ihm.

Aus Silber ist das Tablett von Jussi Tuores aktuell eher nicht bzw. muss er derzeit ganz schön polieren, um den Glanz seiner Mannschaft wieder zum Vorschein zu bringen – bisher ohne wirklichen Erfolg. Die Fakten sind hart: Mit ihren mageren 4 Punkten aus den ersten 7 Spielen legten die Eispiraten ihren schlechtesten Saisonstart seit der Saison 2008/09 (!) hin und können derzeit nur erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass in der abermals engen DEL2 zwischen Platz 1 und Platz 10 nur ein Sieg liegt, sprich 3 Punkte. Als abgeschlagen muss man allerdings die Crimmitschauer zählen, die ihrerseits schon 2 Siege, d. h. 6 Punkte, Rückstand auf den direkten Klassenerhalt (Platz 10) haben. Die Eispiraten-Fans werden sich darauf einstellen müssen, mindestens den Oktober wohl in der unteren Tabellenhälfte zu verbringen. Für einen Abgesang auf das Team ist es aber dennoch viel zu früh. Auf die Unterstützung kommt es an und auf das Vertrauen in die Mannschaft. Ihr eigenes, also ihr Selbstvertrauen, muss sich das Team indes hart wieder erarbeiten. Nichts kommt von allein und jeder Wechsel erfordert 110% Einsatz, das muss in der Kabine nun auch mal angekommen sein.