Nach einer langen Sommerpause kommen auch wir endlich wieder im Alltag an und wie kann man 11 Gegentore am Wochenende besser ausheilen, als wenn man die 5 eigenen Tore als das größte der Welt feiert? Wir blicken – zum ersten, aber nicht zum letzten Mal diese Saison mit einem ironischen Blick auf das zurück liegende Wochenende.
Ravensburg
Hätte man sich aussuchen können welches badem-württembergische Team aus der DEL 2 absteigt, dann hätten die Fans der Eispiraten die Ravensburg Towerstars sicherlich mit Kusshand in die Niederungen der Oberliga gewünscht. Doch wie bei einem bösen Fluch stiegen nicht die Towerstars ab, sondern die Bietigheim Steelers und als wäre man mit dem Mayonnaisepferd Majoross und seinen merkwürdigen Spielinterpretationen nicht schon gestraft genug gewesen, holten die Towerstars jetzt den hessischen Erfolglosigkeitscoach Bo Subr zu unserer aller Beglückung noch an die Bande. Um das Triumvirat der Unerträglichkeit noch in die Höhe zu treiben, verlängerte man auch noch die fleischgewordene B1 – Crew in Menschengestalt Nick Latta um ein weiteres Jahr und dieser sollte an diesem Abend mal wieder so richtig unangenehm auffallen.
Nachdem sich die Towerstars zu Beginn des Spiels noch etwas in Zurückhaltung übten, nutzte eben beklagter Nick Latta in der zehnten Minute nach Querpass von Tim Sezemsky die Lücke in der Unterzahlformation der Eispiraten und vollendete per Schlagschuss zum 0:1 für die Gäste. Latta zimmerte das Ding mit einer Präzision auf das Tor, dass selbst Shilin für einen Moment die Gesichtszüge entglitten und er nur machtlos den Gegentreffer hinnehmen konnte. Durchaus ein ansehnliches Tor, allerdings auf der völlig falschen Seite. Rihards Marenis zeigte sich allerdings nicht so richtig einverstanden mit der Führung der Gäste und vollendete den heißblütigen Flamencotanz der Eispiratenpowerplayformation lettisch trocken halbrechts aus steilem Winkel ins Tor von Sharipov. 1:1. Der Powerplayformation der Eispiraten in diesen Minuten zuzusehen, ähnelte schon meinen Verführungskünsten – ein langes Vorspiel und dann ein wunderschöner Abschluss … ähm … zumindest für mich. Zurück aus dem Traumland in die Realität.
Im zweiten Drittel legten abermals die Gäste vor. Julius Eichinger schlenzte locker aufs Tor und durch Freund und Feind trudelte der Puck ins Crimmitschauer Tor zum 1:2 und weil Nick Latta 5 Minuten später wieder einmal vom Zaubertrunk getrunken hatte, spielte er mit ganz feiner Klinge die Scheibe zum 1:3 in die Maschen. Weil die Herren Janssen und Laudan aber in der Folgezeit konsequent pfiffen, aber nicht das Offensichtliche pfiffen, klärten Rihards Marenis und Leonhard Korus mal eben die Fronten und während Korus wie Willi von Biene Maja um die Mundpartie gestaltet wurde, waren Marenis einzige Sorgen ob der Schnurrbart weiterhin sitzt. Marenis stolzierte umher mit wie ein stolzer Tiger mit einem Säbel, immerhin hatte der dem Nachwuchsstinker den Zahn zurecht gerückt – ein echter Säbelzahntiger unser Rihards. Mit einer Menge Fantasie erarbeiteten sich dann die Herren in schwarz, weiß und gelb dann die Antipathie der Eispiratenanhänger, denn deren Regelauslegung war so nachvollziehbar wie das Gebrabbel von Almöhi Söder. Nachdem die erhitzten Gemüter sich wieder beruhigt hatten, fasste sich Gregory Kreutzer ein Herz und zerriss die Ravensburger Abwehr mit seiner Rakete in die Maschen von Sharipov. Nur noch 2:3 und damit sollte einem aufregenden Schlussabschnitt nichts entgegen stehen.
Wieder einmal bewiesen die Eispiraten im Schlussabschnitt ihre Comebackqualitäten und nach einem Schuss von El Capitano stand Roman Zap goldrichtig und verwertete den Rebound zum viel umjubelten Ausgleich. Die Eispiraten wackelten zwar im Schlussabschnitt auch noch einige Male, aber das russische Schlachtross im Tor der Eispiraten hatte endlich Temperatur und vereitelte ein um’s andere Mal den Torerfolg der Puzzlestädter.
In der 65. Minute krönten dann Janssen und Laudan den Erfolg der Ravensburger nach einem Allerweltskontakt von Lindberg. Der grantelnde Schwede verschwand unter Protesten auf der Strafbank und der schwäbische Wish Jorge Gonzalez Simon Sezemsky vollendete beim 4 gegen 3 zum 5. Und letzten Powerplaytor des Abends. Beide Teams hätten sicherlich ein Penaltyschießen verdient gehabt, aber erstens kommt es Janssen und zweitens Laudan man denkt. Was Tobi Lindberg davon hielt, teilte der Schwede beide Herren mit scheinbar nicht ganz so freundlichen Heimreisewünschen mit und eroberte sich dafür noch eine Spieldauerstrafe.
Bad Nauheim
Zum Sonntagsausflug machten sich die Eispiraten dann auf in die hessische Kurstadt Bad Nauheim und zwischen melodischen Gesängen, ausgedehnten Waldspaziergängen und einem schönen Kneipp – Bad vergaßen die Eispiraten ganz das Eishockeyspielen. Fast konnte man meinen, die Westsachsen seien zur Kur gefahren und bewunderten in völligem Einklang mit sich selbst die vorbei hetzenden Hessen und man konnte fast annehmen, dass das Klirren des Pfostens nachdem der Puck mehrfach die Linie hinter Shilin übertreten hatte zur Klangschalentherapie der Eispiraten gehörte. 7 mal konnte man den melodischen Klängen lauschen und als besonderen Erholungseffekt gewährte man den eigenen Fans eine Entschlackungskur, denn ich möchte nicht wissen wie oft die nach dem Sonntagsspiel dachte „Ich könnte kotzen …“. Teilweise konnte man denken, dass die Eispiraten in der Abwehr ihre Eurythmiegruppenerfahrung aus lebten. Für die weniger stark mit Intelligenz gesegneten Leser – es sah aus als würden die Eispiraten ihren Namen tanzen, also alles machen, außer das was sie sollten.
Und weil die Eispiraten an diesem Abend scheinbar auch ihre körperliche Hülle verlassen und in viel höheren Sphären gelebt hatten, hinterließ man bei den Fans irgendwie das Gefühl als wären diese lediglich in einer Placebogruppe gelandet für ein Medikament was eigentlich richtig geil sein sollte. Zum Glück enden auch solche Spiele und zum Glück darf man als Mannschaft auch einfach mal daneben greifen, denn auch Bad Nauheim hat am zweiten Spieltag in Crimmitschau schon acht Tore gefangen und so gilt es am Freitag, den 20.09.2024 Wiedergutmachung zu betreiben, wenn es vor heimischen Publikum gegen die Kassel Huskies geht. Spielbeginn ist 19:30 Uhr und wer da nicht kommt, hat nicht gelebt.