An allen Standorten der Liga kehren so allmählich die Protagonisten auf dem Eis zurück, nachdem sich viele in einigen Eisstadien, die bereits oder ganzjährig Eis haben, fit hielten. So bereiteten sich Lukas Böttcher und Dominic Walsh gemeinsam in Chemnitz auf die neue Saison vor, Thomas Reichel und Christian Schneider hatten mit Sicherheit ein recht hohes Trainingsniveau angesichts der Mitspieler wie Bruder Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks, Christopher Kolarz von Red Bull München oder Jannick Stein vom Konkurrenten Starbulls Rosenheim.
Doch zurück zum Thema: Unser zweiter Teil des Pre-Season Checks beginnt mit dem Aufsteiger, ehe wir uns dem aktuellen Meister widmen…
Weiden: Von wegen „Nie mehr nach Weiden“…
Tja, so manch einem Fan dürfte der oben genannte Satz immer noch in den Ohren klingen. Doch die Oberpfälzer begleiten die Eispiraten in den letzten 30 Jahren regelmäßig wie der Aknepickel einen Teenager, man bekommt sie nicht los und irgendwie gehören sie doch dazu. Aber tatsächlich ist das letzte Pflichtspiel beider Teams gegeneinander fast 20 Jahre her, Crimmitschau entledigte sich damals in den Oberliga-Playoffs den Blue Devils mit drei Siegen und stieg später auf und die Wege trennten sich vorerst. Im Laufe der Jahre nach dem Aufstieg war es ruhig an der A93, der sogenannten „Achse des Bösen“, doch nachdem die verbotene Stadt bei Wunsiedel den Anfang machte und der EV Regensburg nachzog, kam es wie es kommen musste, Crimmitschau fährt wieder nach Weiden, die in den vergangenen Jahren in der Oberliga mit mehreren Meistertiteln kontinuierlich am Aufstieg gekratzt haben und das langersehnte Ziel in diesem Jahr endlich gegen die Hannover Scorpions vollendeten.
Um in die DEL 2 aufzusteigen, braucht man ein DEL 2-taugliches Team, um drin zu bleiben, muss man ein solches verstärken. Die Fans der Blue Devils müssen sich also auf einige neue Gesichter vorbereiten, denn vom alten Team blieben nicht viele, der Großteil der Mannschaft heuerte erneut in der Oberliga an. Topscorer Luca Gläser, Vincent Schlenker, Tyler Ward und Tomas Rubes als Stützen des Aufstiegsteams bleiben in der Oberpfalz. Aufstiegsgarant Jaroslav Hübl beendete seine Karriere und hinterlässt eine gewaltige Lücke im Tor. Die soll der vom Finalgegner Hannover gewechselte Felix Noack einnehmen, ihm zur Seite steht weiter Marco Wölfl, der die DEL 2 kennt wie seine Westentasche. Nummer 3 wird der Münchner Förderlizenzgoalie Daniel Allavena. Vor den Goalies stehen durchaus andere Kaliber als in der Oberliga, die Verteidiger Dominik Bohac (Weißwasser / DEL 2), Niklas Länger (Augsburg / DEL), der aus der zweithöchsten tschechische Liga gewechselte Mads Larsen (Vsetin / CZE2) und US-Boy Tommy Muck (Odense/DEN), der auf 182 Spiele und 57 Scorerpunkte in der AHL zurück blicken kann und in der abgelaufenen Saison zu den besten Verteidigern der höchsten dänischen Liga zählte. Was ein Lukas Vantuch (Selb / DEL 2) kann, braucht man im Eispiratenlager wohl kaum jemanden erzählen und auch ein Constantin Vogt (Frankfurt / DEL) wird sicherlich nicht zu den Mitläufern zählen. Sicherlich wird in Weiden vorrangig das Ziel Klassenerhalt zählen, doch das vor allem für die Eispiraten ewige Gesetz in Weiden gilt wohl auch in der kommenden Saison: „Lasst uns bitte die erste Minute überstehen…“
Regensburg: Erfolg weckt Begehrlichkeiten
Es war schon ein kleines Märchen, was sich im Frühjahr in der Domstadt abspielte. Nachdem die in der Vorsaison als Absteiger Nummer 1 und Nummer 2 gehandelten Eisbären Regensburg und die Eispiraten Crimmitschau das Halbfinale bestritten, zogen die Regensburger tatsächlich ins Finale ein, profitierten hierbei sicherlich von den größeren Verletzungssorgen der Eispiraten. Nach dem Motto „Wir wollen und Ihr müsst…“ spielte das Team von Max Kaltenhauser gegen verkrampfte Kassel Huskies befreit auf und krönte sich durchaus verdient zum Meister der DEL 2.
Die Meisterschaft und deren Macher blieben aber danach nicht unerkannt und so müssen die Regensburger auf einige Meistergaranten in der kommenden Spielzeit verzichten. So nahm Trainer Max Kaltenhauser das Angebot einer Co-Trainer-Stelle bei Red Bull München in der DEL an, nachdem sein diesjähriger Erfolg wohl sicherlich unüberbietbar sein dürfte. Den als wertvollsten Spieler der PlayOffs ausgezeichneten Goalie Tom McCollum (Belfast / EIHL) zog es in die erste britische Liga, Tariq Hammond (Dresden / DEL 2), Petr Heider und Tomas Schwamberger (beide Freiburg / DEL 2) kommen in der neuen Saison als Gästespieler in die Donauarena. Auf den kongenialen Abbott Girduckis wurde bereits sehr früh Erstligist Ingolstadt aufmerksam. Und auch beim DEl 2 – Spieler des Jahres Andrew Yogan stehen die Zeichen auf Abschied, mit 11 Vereinen in 13 Jahren kann man ihn durchaus als Wandervogel bezeichnen. Ob er in Dresden sein Glück findet, wird sich zeigen. Offen hingegen ist auch noch die Zukunft des NHL-Oldies David Booth, wenngleich der noch lange nicht am Zenit zu sein scheint.
Die Geschicke an der Bande übernimmt mit Ville Hämäläinen (SaiPa / FIN) ein junger und ambitionierter Coach, der als Spieler über 800 Einsätze in der ersten finnischen Liga bestritt und 2016 bei den Dresdner Eislöwen unter Vertrag stand. Der kann auf einige Akteuere aus dem Meisterteam planen, unter anderem mit Kapitän Nikola Gajovsky, Constantin Ontl, Jakob Weber, Corey Trivino und Richard Divis, der in der kommenden Spielzeit keine Kontigentstelle mehr besetzt. Meistergoalie McCollum wird durch einen Champions-League Gewinner ersetzt, der Finne Eetu Laurikainen, der auf Erfahrung aus vielen Spielen in der finnischen Liiga und der AHL zurückblicken kann und zuletzt in Hradec Kralove tschechische Erstligaluft schnupperte, krönte sich mit seinem Heimatklub JYP mit dem Sieg in der Champions Hockey League 2018. Ihm zur Seite steht weiter Jonas Neffin, der bewiesen hat, dass man immer auf ihn setzen kann. Neu im Team ein DEL 2 – Urgestein: Ryon Moser, zuletzt in Bietigheim in der Oberliga aktiv, ist wieder zurück im deutschen Unterhaus. Mit Sean Giles (Fife Flyers / EIHL) kommt ein spielstarker Verteidiger nach Regensburg, der zudem über einen deutschen Pass verfügt. Beim schottischen Club kam er in 48 Begegnungen auf 24 Scorerpunkte. Einen kreativen Spielmacher erhoffen sich die Verantwortlichen mit David Morley (Pustertal / ICE HL) an Land gezogen zu haben.
Das Husarenstück Meisterschaft zu wiederholen, das werden wohl eher nur die kühnsten Wettoptimisten glauben. Aber fakt ist, dass die Messlatte in der neuen Saison in der Donauarena sehr hoch liegen wird.
Landshut: So kann es weiter gehen…
Im Achtelfinale unglücklich ausgeschieden und trotzdem deutscher Meister: Eine gute Jugendarbeit macht so etwas möglich, denn während das DEL 2 – Team des EV Landshut gegen Kaufbeuren in sieben rassigen Spielen ausschied, nachdem vor allem im letzten Spiel mit zwei Verlängerungen sich beide Teams es so richtig gaben, feierte die U20-Mannschaft im April die deutsche Meisterschaft.
Im Tor hatten die Landshuter vom Namen her wenig Probleme, aber Sebastian Vogl und auch Jonas Langmann zeigten Schwankungen zwischen bockstark und unterirdisch. Vogl beendete mit knapp 39 Jahren nun die Karriere in seiner Heimatstadt. Nummer 2 hinter Jonas Langmann ist nach wie vor Eigengewächs Philipp Dietl. Dem oftmals eher zu Unrecht kritisierten Trainer Heiko Vogler stehen aus dem alten Team Leistungsträger wie Wade Bergman, Benjamin Zientek, David Zucker, David Stieler, Nick Pageau oder Julian Kornelli weiter zur Verfügung. Ziehen ließen die Verantwortlichen unter anderem Torjäger Brett Cameron (Hannover Scorpions / OLN), Tyson McLellan (Glasgow / EIHL), Samir Kharboutli (Kaufbeuren / DEL 2), Alex Tonge (Dundee / EIHL) und Marco Pfleger (Selb / DEL 2).
Mit Jack Doremus kommt aus Bietigheim der ehemalige Goldhelm der Landshuter zurück und wird wohl mit dem ebenfalls wieder in der DEL 2 zurück gekommenen Tor Immo (Trencin / SVK) für ordentlich Wirbel vor den gegnerischen Toren sorgen. Dazu gesellt sich neben dem Heimat-Rückkehrer Alexander Dersch (Bad Nauheim / DEL 2) ein Yannick Wenzel (Frankfurt / DEL), der mit nur 26 Jahren bereits sieben Jahre DEL und DEL 2 gespielt hat. Mit Robert Kneisler (Wolfsburg / DEL) und den anderen Eigengewächsen wie U20-Meister Luis Scheibengraber und Simon Seidl steht in der kommenden Saison ein aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit gut gemixtes Team auf dem Eis, dass in Sachen Laufstärke sicherlich die Gegner fordern wird.
Kaufbeuren: Mit Teamarbeit zum Erfolg
Es waren durchaus fünf knappe Spiele im Halbfinale der Playoffs gegen die Kassel Huskies, mit etwas mehr Fortune wäre vielleicht die Überraschung gelungen. Dennoch blickt man im Allgäu auf eine tolle und erfolgreiche Saison zurück. Das veranlasste die Verantwortlichen, Daniel Jun auch in der kommenden Saison als Chef hinter der Bande zu binden und ihm als Co-Trainer weiter Andreas Becherer zur Seite zu stellen.
Und das Trainerteam bastelte über den Sommer an einem schlagfertigen Team, konnte Leistungsträger wie Jere Laaksonen, Jacob Lagacé, Joey Lewis, Max Oswald und natürlich Sami Blomqvist halten, musste aber anfangs erst einmal ein paar namhafte Abgänge verkraften, unter anderem Philipp Bidoul (Frankfurt / DEL), Maximilian Hops (Krefeld / DEL 2), Tyler Spurgeon (Memmingen / OLS) Johannes Krauß (Ingolstadt / DEL) und den näher an seiner Heimat spielen wollenden Sebastian Gorcik (Dresden / DEL 2). Im Tor des ESVK stehen weiterhin Rihards Babulis und Daniel Fießinger, die mit Michael Karg vom eigenen Nachwuchs Rückendeckung erhalten.
Mit dem 23jährigen früheren tschechischen Juniorennationalspieler Premysl Svoboda (Litomerice / CZE 2) wechselt einer der tschechischen Zweitliga-Topscorer zu den Jokern. Erfahrungen in der ECHL und AHL kannn Nolan Yaremko (Trois-Rivières / ECHL) nachweisen, er wird als Zwei-Wege-Stürmer mit guten Scoring-Qualitäten beschrieben und stellt den gesuchten Center dar. Über diese sollte mit Sicherheit auch Cole Sanford (Cardiff / EIHL) verfügen, der in den vergangenen Jahren in der ersten britischen Liga in 168 Pflichtspielen auf 183 Scorerpunkte kam und mit den Walisern sogar eine Meisterschaft feiern konnte. Mit Marvin Feigl (Rosenheim), Dani Bindels (Dresden) und Samir Kharboutli (Kaufbeuren) lotsten die Verantwortlichen durchaus bekannte Zweitliga-Gesichter ins Allgäu. Wohin die Reise in dieser Saison geht, ist schwer abzuschätzen, denn die Zugänge scheinen vom Papier her die Abgänge nicht zu kompensieren, doch die Mannschaft ist der Star, das war schon immer das Motto in Kaufbeuren und das erfolgreich!
Rosenheim: PlayOffs im Fokus
Ein hauchdünner Punkt war es in der Tabelle der Hauptrunde, der den Aufsteiger vom direkten Klassenerhalt trennte. Aber angesichts der Abstiegsregelung in der DEL 2 benötigten die Rosenheimer nur zwei Siege gegen die Bietigheim Steelers und konnten so recht souverän den Klassenerhalt feiern.
Der Angriff auf die Playoffs scheint das erkorene Ziel zu sein, denn nach der Saison wurde am Fuße der Alpen der bestehende Kader stark ausgemistet, 15 Spieler verließen die Star Bulls, unter anderem Sebastian Cimmerman (Frankfurt / DEL), Reid Duke (Cardiff / EIHL), Bastian Eckl und Tyler McNeely (beide Bietigheim / OLS). Marius Möchel und Stefan Reiter beendeten zum Saisonende die Karrieren, Reiter verkündete aber jetzt den Rücktritt vom Rücktritt und ihm standen die Tore zum Club immer offen.
Der kurz vor Transferschluss verpflichtete Goalie Oskar Autio überzeugte ab dem ersten Spiel im Tor der Rosenheimer und brachte mit seiner Fangquote von 0,919 % aus sieben Spielen Sicherheit in die Defensive, was die Verantwortlichen natürlich mit der Vertragsverlängerung beantworteten. Ebenso geblieben sind Goldhelm Shane Hanna, Maximilian Vollmayer, Hagen Kaisler, Norman Hauner, Manuel Strodel und C.J. Stretch, die für Trainer Jari Pasanen das Grundgerüst bildeten.
Drum herum wurde recht stark nachverpflichtet, unter anderem Ludwig Nirschl (Freiburg), Travis Ewanyk (UTE Budapest / HUN), Pascal Zerressen (Bietigheim / OLS) oder Zack Dybowski (Hannover Scorp./OLN). Von den Towerstars aus Ravensburg wechselt deren Topscorer Charlie Sarault an die Mangfall und wird wohl auch dort im Streit um den Goldhelm einsteigen. Doch da wird wohl auch ein Ville Järveläinen (Weißwasser / DEL 2) ein gehöriges Wort mitreden können, der finnische Zwerg bringt bereits etwas Gold in Form des deutschen Passes mit nach Rosenheim. Und letztlich wird wohl auch ein Simon Gnyp (Frankfurt / DEL) dazu beitragen, dass der direkte Klassenerhalt nicht an einem Punkt scheitern sollte.