Warm ist es draußen, nach etwas mäßigen Start kam der Sommer doch noch nach Deutschland. Und wie immer im Hochsommer kommt etconline daher und verschafft kühle Gedanken mit einem vorausschauenden Blick in die Glaskugel auf die kommenden Monate.

Aber – auch wie immer – schauen wir ganz kurz zusammenfassend auf die vergangene Saison: Der Stanley-Cup in Nordamerkia ging in diesem Jahr in den Sunshine-State Florida, wo die Panthers gegen das Team der Edmonton Oilers mit dem deutschen Superstar Leon Draisaitl nach sieben intensiven Spielen den erstmaligen Titelgewinn feiern konnten. Die Eishockey-Nationalmannschaft konnte nach der überragenden Leistung im Jahr 2023 nicht ganz an den Erfolg anknüpfen und schied im Viertelfinale im tschechischen Ostrava gegen den späteren Vizeweltmeister Schweiz aus. Erfolgreicher erwies sich das DEB-U16-Frauenteam, was sich mit Matilda Heine aus dem Crimmitschauer Nachwuchs in Südkorea die olympische Bronzemedaille sicherte.

In der DEL ging der Pokal einmal mehr nach Berlin, in der Finalserie erwiesen sich die Hauptstädter gegen das Überraschungsteam aus Bremerhaven als routinierter und holten sich den 10. DEL-Meistertitel. In der DEL 2 bleibt es wohl bei der Tradition, dass eine Meldung für den möglichen Aufstieg ins Oberhaus gleichzeitig auch den weniger eingeplanten Klassenerhalt bedeutet, wieder einmal hatten die Aufstiegsfavoriten Kassel und Krefeld das Nachsehen, schlimmer erging es gar noch den Eislöwen und dem vorherigen DEL-Absteiger Bietigheim-Bissingen, die letztlich sogar den Durchmarsch nach unten schafften und dem Vorjahresabsteiger und Derbygegner Heilbronner Falken in die Oberliga folgten, was selbst einige Experten überraschte. Von unten aus der Oberliga ist mit dem EV Weiden das letzte Puzzlestück der „Achse des Bösen“ eingefügt und wird von den Gegnern aus der verbotenen Stadt bei Wunsiedel und dem neu gekürten DEl-2-Meister aus Regensburg sicherlich nicht völlig ablehnend betrachtet, vor allem aus der Sicht der Kassenwarte…

Zum Start in die neu Saison werfen wir wie immer einen kurzen Blick auf die Eispiraten und betrachten dann die regionalen Gegner…

Crimmitschau: In der Erfolgsspur bleiben

Die Hausmeister im Sahnpark sind sicher noch am Kontrollieren der Dachschrauben, die beim Spiel am 26.03.2024 gegen Krefeld ziemlich gelockert gewesen sein dürften. Dahingehend war es vielleicht doch ganz gut, dass gegen den späteren Überraschungs-Meister aus Regensburg die Serie beendet war, denn eine Meisterschaft hätte das Dach nicht ausgehalten… 🙂

Das Motto „Never change a winning Team“ war bereits früh nach Saisonschluss erkennbar, die Verlängerung des Duo Infernale Colin Smith und Tobias Lindberg ließen in der Liga schon aufhorchen, genau so wie die von Oleg Shilin und Christian Schneider. Und als dann Vinny Saponari, Thomas Reichel oder Ladislav Zikmund verlängerten und Gregory Kreutzer von Bremerhaven nun fest unter Vertrag genommen wurde, machte sich im Fanlager der Eispiraten schon etwas Zufriedenheit breit, zumal die Alteingesessenen Dominic Walsh, Scott Feser und Mario Scalzo ohnehin schon verlängert hatten. Schmerzen bereiten wird sicherlich der Abgang von Mr. Blueline Max Balinson (Düsseldorf /DEL), der in der Saison schon zeigte, dass er nicht zu halten sein wird. Rein menschlich schmerzt auch der Weggang von Sören Sturm (Bietigheim / OL). Eine der zwei fehlenden Verteidiger-Stützen wird Mirko Sacher aus Augsburg kommend einnehmen. Auch weiß man im Eispiratenlager sicherlich, was man an einem  Lukas Wagner (Krefeld / DEL 2), Tim Lutz (Visp / SUI2) oder Denis Shevyrin (Rosenheim / DEL 2) hat, geschweige denn vom möglichen Königstransfer Rihards Marenis. Dazu kommen hoffnungsvolle Talente wie Till Michel (Landshut / DNL), Roman Zap (Amarillo/NAHL) oder der mit der Bremerhavener Förderlizenz ausgestattete Alexander Vladelchtchikov (Köln / DNL). Bei letzterem könnt ihr Euch sicher sein, dass wir uns im Liveticker was einfallen lassen müssen…

Der Trainerstab um Coach Jussi Tuores und Co Esbjörn Hofverberg vergrößert sich und erhält mit Sebastian Becker einen weiteren Assistenztrainer, der zuletzt beim EHC Klostersee die U20 und die Goalies trainiert hat.

Wir hoffen natürlich, dass das Team den Vorschusslorbeeren gerecht wird und wir einmal mehr im Internet lesen dürfen: „…Crimmitschau ist einfach nicht tot zu kriegen, da muss man auch, wenn die bereits im Grab liegen, nochmal mit der Schaufel drauf hauen…“

Dresden: Geld kann nicht Meister werden, ein Team schon

Was war das für ein harter Aufschlag im Elbtal, mit Hochkarätern besetzt, Hochkaräter während der Saison nachverpflichtet und doch landete man für viele völlig überraschend in den Playdowns, wo sich die Landeshauptstädter auf dem vorletzten Platz wiederfanden, sich dann aber doch ihrer Stärken besannen und am Ende durchaus souverän gegen die Selber Wölfe in der Liga blieben. Eine solche Saison will man sicherlich nicht nochmal erleben, so setzte man gleich nach Saisonschluss ein Zeichen mit einem Langzeitvertrag für Tomas Andres, allerdings spuckte der bei der Bekanntgabe gleich wieder große Töne: „Nächste Saison werden wir zeigen, dass wir es besser können und wollen mit Vollgas angreifen. Ich will mit den Eislöwen DEL2-Champion werden“, ein wenig Demut angesichts des Abschneidens wäre da eher angebracht, aber seis drum…

Sicherlich gehören die Elbstädter auch in der kommenden Saison vom Papier her nicht zu den Teams, die mit den unteren Tabellenregionen vorlieb nehmen müssen. Neben Andres konnten die Verantwortlichen die beiden Goalies Danny aus den Birken und Janick Schwendener weiter binden, Johan Porsberger, Travis Turnbull, Mitch Wahl, Vincent Hessler und einige weitere blieben im Team, welches weiterhin von Niklas Sundblad trainiert wird. Im ohnehin großen Kader wurde ausgemistet, neben vielen Spielern, die die Erwartungen offenbar nicht erfüllt haben, müssen auch Abgänge wie Maxim Rausch, Pascal Seidel, Garret Pruden und Tom Knobloch ersetzt werden, ob Oliver Granz (Ravensburg / DEL 2), Tariq Hammond (Regensburg / DEL 2), Sebastian Gorcik (Kaufbeuren / DEL 2), Dane Fox (Nürnberg / DEL) und Drew LeBlanc (Iserlohn / DEL) dazu beitragen, dass endlich wieder ein funktionierendes Team im Elbtal auf dem Eis steht, wird sich zeigen. Wenn es Sundblad gelingt, ein solches zu formen, dann ist viel möglich…

Weißwasser: Hohe Messlatte für neues Goalieduo

Egal, wie das Team gespielt hat, in den meisten Fällen konnte man sich nach Spielen der Lausitzer Füchse auf unterhaltsame Pressekonferenzen mit Trainer Petteri Väkiparta freuen, das ist aber für die kommende Saison Geschichte, der sympathische Finne wechselt als Co-Trainer nach Kassel. Vom fachlichen her dürften die Verantwortlichen mit Christof Kreutzer (Augsburg / DEL) aberdurchaus guten Ersatz an der Bande gefunden haben. Der muss in der Lausitz einmal mehr ein Großteil des Teams neu zusammenstellen, denn wie so oft wechseln einige Spieler nach guter Saison zu anderen Clubs, Verteidiger Kristian Blumenschein zum Besipiel, der sich sicherlich nicht vor Angeboten retten konnte und letztlich zu den Augsburger Panthern wechseln wird. Auch Sam Ruopp (Ingolstadt / DEL), Samuel Dove-McFalls (Nürnberg / DEL) und der  kleine finnische Wirbelwind Ville Järveläinen (Rosenheim / DEL 2) verlassen die Ostsachsen. Zum Leidwesen der Fans wird es auch neue Gesichter im Tor geben, nachdem Matthew Galajda mit der Bitte um Vertragsauflösung an die Lausitzer Füchse herangetreten ist. Von Jonas Stettmer, dem Förderlizenz-Torhüter der Eisbären Berlin braucht man nach dessen überragender Saison ohnehin nicht zu reden, der verweilte zuletzt im Development Camp von NHL-Klub Los Angeles Kings.

Das neue Gespann im Tor bilden Anthony Morrone von den Sheffield Steelers aus der englischen EIHL kommend und Daniel Filimonow (Hamm / OLN).  Vor den beiden setzen die Füchse unter anderem auf die verbleibenden Leistungsträger wie Roope Mäkitalo, Clarke Breitkreutz, Lane Scheidl und Toni Ritter. Richtig namhafte Neuzugänge haben die Ostsachsen nicht, Tim Sezemsky (Ravensburg / DEL 2), Tom Knobloch (Dresden / DEL 2) oder Nils Elten (Iserlohn/DEL) dürften in Eishockeydeutschland bekannt sein. Ein starker deutscher Center im besten Eishockeyalter von 26 Jahren kehrt auch zurück nach Weisswasser, mit Erfahrung von 254 DEL-Spielen spielt Charlie Jahnke nach seiner Förderlizenz-Zeit von 2016 bis 2020 nun fest im Team der Füchse. Vorerst als Kontigentspieler kommt Jordan Taupert aus der kanadischen Universitätssportorganisation, der reaktionsschnelle Stürmer soll aber bis Saisonbeginn auf Grund seiner Wurzeln den deutschen Pass erhalten. Aus der selben Liga wechselt der 25-jährige Dylan Plouffe in die Lausitz, auch der 91 kg schwere Defender hat deutsche Vorfahren. Wohin die Reise geht, ist einmal mehr schwer zu beurteilen, aber eines dürfte für die Fans sicher sein: Die Füchse werden wie immer bissig sein…

Selb: Mit einem der ältesten Kader ins vierte Jahr der DEL 2

Bisher dreimal dem Abstieg entronnen, dieses Hauptziel wird in Oberfranken auch in der kommenden Spielzeit sicherlich fokussiert werden. Viele Jahre Erfahrung auf dem Eis kann das Team im Hinblick auf fast oder über 40jährige Haudegen wie Frank Hördler, Carson McMillan oder Chad Bassen bieten, Torjäger Nick Miglio und die beiden Neuzugänge Marco Pfleger (Landshut / DEL 2) und Josh Winquist (Esbjerg/Dänemark) mit über 30 Jahren wissen sicherlich auch zu überzeugen, jedoch sollte Trainerneuzugang Craig Streu (zuletzt Co-Trainer Berlin/DEL) auch die Verjüngung des Teams im Blick behalten, denn Erfahrung allein reicht in der schnellsten Mannschaftssportart nicht aus. Spieler im besten Eishockeyalter wie Nikita Krymskiy, Colin Campbell und Donat Peter sind ja schon da, die Neuzugänge Adam Kiedewicz (Dresden / DEL 2) und Tim Heyter (Leipzig/OLN) drücken den Altersdurchschnitt der Mannschaft jedoch nicht wirklich. Im Tor mussten sich die Verantwortlichen nach einer Alternative zu Michael Bitzer umschauen, der nach durchaus überraschend bockstarker Saison den Weg in die DEL gefunden hat und nach Schwenningen ging. Auf der Suche nach einem starken Goalie sind sie mit dem 33-jährigen Kanadier Kevin Carr (Dundee / EIHL) fündig geworden, welcher nach mehreren Jahren Erfahrung als Stammtorhüter in der nordamerikanischen ECHL und den europäischen ersten Ligen EBEL und EIHL sein Glück in Deutschland versucht. Das Wolfsrudel verlassen haben nach Saisonende unter anderem Topscorer Jordan Knackstedt (Hannover Scorpions / OLN), Konstantin Melnikow (Iserlohn / DEL), Lukas Vantuch (Weiden), Goalie Ilya Andryukhov und Konstantin Melnikow (beide Bayreuth/OLS). Kurz vor Beginn der Vorbereitung wurde der Vertrag mit Oldie Peter Trska im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst.