Im zweiten Teil unserer Viertelfinalbackchecks bekommt ihr die Spiele 4 bis 6 geliefert. Do or die für Krefeld und wie die Serie auf einmal eng wurde.
Mit zittrigen Knien und Tränchen in den Augen hörte man aus Krefeld ein leises Betteln „Bitte, schmeißt uns nicht raus. Wir haben doch Ehrhoff.“ und das arme, kleine, bettelnde Pinguinchen erweichte das zarte Herz der Eispiraten und so gab man dem kleinen Watscheltier ein Matchpückchen. Wer konnte schon ahnen, dass die Pinguine dann noch zwei mehr ergaunern sollten? Ein Herz für Rentner seitens der Eispiraten.
Die Aufbauhilfe West begann dabei mit einem äußerst umstrittenen Penalty für die Krefelder. Josh MacDonald lief allein auf Oleg Shilin zu und mit einem leichten Tap versuchte Dominic Walsh den Angreifer der Pinguine noch zu stoppen. Trotz Torabschluss erteilte Tony Engelmann einen Penalty. Im zweiten Anlauf ging MacDonald dann hiheihiheiho (kommt schon, Jeder wusste, dass ich irgendwann diese Referenz bringen werde) also allein auf Shilin zu und weil der keinen Bock auf Josh’s Fissimatenten hatte, versuchte er dem Angreifer den Puck mit dem Schläger auszustechen, ging zu früh zu Boden und der Krefelder verwandelte zum 1:0. Oleg müde, Oleg schlafen. Da Krefeld zum ersten Mal in der Serie gelang, was ihnen bisher nicht gelungen war – Nein, nein, ich meine nicht eine fehlerfreie Übertragung zu gewährleisten, sondern die Disziplin zu wahren, konnten die Linksrheiner auch mehr Spielanteile für sich verbuchen. Links Rheiner, rechts Verbeek, der auf Kanninen legt und dieser leitet den Puck weiter zu Felix Thomas und auf einmal stand es 1:1. Die Krefelder Karnevalsstimmung schlug nach diesem Treffer ein wenig um und so zitterten sich die Krefelder in die Pause.
Auch wenn das zweite Drittel hin und her ging, brauchte es am Ende eine Strafe für den entscheidenden Spielzug kurz vor Drittelende. Ist der Backcheck normalerweise dafür da seine Gegner auch ein wenig durch den Kakao zu ziehen – der Treffer zum 2:1 war ein Kakao mit Sahne und ganz viel Liebe von Mutti. So richtig mit Küsschen auf die Innenseite des Augenlids. Während Mario Scalzo seine Pause etwas vorzog, kam Krefeld im Powerplay durch einen Traumpass von Marcinew auf Weiß auf der linken Seite und auch wenn Dominic Walsh noch versuchte Weiß zu stören, so konnte der Krefelder Angreifer doch durch die Beine von Walsh auf MacDonald legen und dieser vollendete ins verwaiste Tor. Hacke – Spitze – 1,2,3 und Krefeld mit dem Wirkungstreffer.
Auch im dritten Drittel sollte es die Kombo – Weiß – Marcinew – MacDonald für die Krefelder richten, denn nach nur 3 ½ Minuten erhöhten die Gelbfüße auf 3:1 und besiegelten damit den Endstand. Alexander Weiß hatte sich auf der Grundlinie aus der Drehung mit einem Schuss versucht, von MacDonald sprang der Puck wieder nach außen zu Marcinew und dieser legte mit klugem Pass auf Weiß in den Slot und weil bei Oleg auch einmal im Jahr Hosenträgerverkauf ist, ließ das russische Bollwerk den Schuss durch die Beine passieren. Viel ist den Eispiraten danach nicht mehr eingefallen und zum ersten Mal sollte man das schmerzliche Fehlen von Max Balinson und Gregory Kreutzer bemerken.
Spiel 5 der Serie sollte die Krefelder nun endgültig zurück in die Erfolgsspur bringen. Nach dem ersten abgewehrten Matchpuck machten sich die Ehrhoffklone abermals auf den Weg in den heiligen Sahnpark und sicherten sich, wenn auch kurios den zweiten Sieg aus dem zweiten Endspiel.
Normalerweise kann man Oleg Shilin drei Uhr nachts wecken und ihm sagen er muss jetzt den Kasten hüten und der Mann steht sicherer als ein Schweizer Banktresor. Würde man einen Wurf von Hundewelpen hinter ihm im Tor platzieren man könnte sicher sein, dass die kleinen, süßen Racker alle wohlbehalten nach dem Spiel aus dem Tor stürmen würden. Aber wer außer Pinguinen schießt auch schon auf Hundewelpen? Tztztz …
Nun ereignete sich aber das unfassbare doch und Oleg Shilin ließ einen Puck durch rutschen und das überaus kurios. In einem defensiv geprägten Spiel, bei dem sich beide Teams mit einer Powerplayquote ähnlich der Erfolgsquote von Felix Bick beim Flirten auszeichneten, war es in der 28. Minute Leon Niederberger, der Oleg Shilin zum 0:1 überwinden konnte. Hinter der Grundlinie schleuderte Niederberger den Puck aufs kurze Eck von Oleg Shilin und zwischen Schlittschuh und Pfosten entdeckte der 28 – jährige Angreifer das Spielgerät noch einmal und drückte den Puck zur kuriosen Führung über die Linie. Nur 5 Minuten später tauchte jedoch Colin Smith nach Schuss von Felix Thomas im Slot auf und fälschte das Spielgerät in die Maschen ab. Mit Maulfwurfsaugen, äh Entschuldigung, Adleraugen hatten die Schiedsrichter Engelmann und Hoppe aber auf Anhieb entdeckt, dass der fast unter dem Hallendach hängende Schläger von Smith den Puck irregulär ins Tor abgefälscht hatte und erkannten das Tor ab. Normalerweise gilt das in Crimmitschau als Hochverrat, aber manchmal haben sogar Zebras recht … Auch wenn das aberkannte Tor bitter war – es gab seitens der Eispiraten durchaus noch Chancen das Spiel im Powerplay zu drehen, aber Krefeld verteidigte mit Mann und Pinguin und rettete sich bis in die 60. Minute in der Matt Marcinew ins verwaiste Tor zum 0:2 – Endstand vollenden sollte und auf einmal hatten wir wieder eine Serie …
„Mit 66 Jahren da fängt das Leben an.“ – so trällerte Udo Jürgens einst und sorgte damit für mit wippende Hüften bei der Schunkelfraktion im Krefelder Altenheim. Das Krefeld in diesem irren Spiel nur 66 Sekunden brauchen sollte, um sich die Serie zurückzuholen verdankten sie dabei ihren Rentnerschunkelopas Ehrhoff und Matsumoto, die in einer völlig verrückten Schlussphase den Eispiraten den sicher geglaubten Sieg aus den Händen rissen und das macht eben unseren Sport aus. Zwischen zu Tode betrübt und himmelhochjauchzend liegt oft nur ein lucky bounce, ein Verspringen des Pucks, oder wie in diesem Fall der letzte Funken Willen ein Spiel 7 zu erzwingen. Das zur Einstimmung für diesen Wahnsinn Forenbeiträge aus dem etconlineforum genutzt werden mussten, zeigt mir lediglich was für ein unglaublich guter Motivator ich bin. 😛 und was wäre Eishockey ohne Sticheleien und Emotionen?
Zu Beginn des Spiels vermeldeten die Eispiraten den Ausfall von Oleg Shilin, so dass Christian Schneider erstmalig in der Serie den Kasten hüten durfte und was für ein Spiel Schneider hinlegte. Immer wieder konnte der junge das seidene Tuch der Hoffnung der Seidenstädter zerschneiden und ließ die Krefelder ein um’s andere Mal verzweifeln. Man könnte fast meinen Jussi Tuores hat hier eine weitere seiner taktischen Finten angewandt und Shilin einfach im Schneidertrikot auflaufen lassen, aber nein – der gebürtige Altöttinger hielt wie ein Halbgöttlicher. Die Eispiraten starteten dabei durchaus druckvoll und auch wenn von den Krefelder Kommentatoren immer wieder hergebetet wurde, dass doch der Druck bei Crimmitschau läge, musste man sagen, dass die Ideenlosigkeit der Pinguine fast schon erschreckend war. Mit der Kreativität eines Lamas im Zeichenkurs des Waldorfkindergartens Pinguinglück murmelten die Krefelder Jungs über’s Eis und wurden mit jeder verrinnenden Minute nervöser. Thomas Reichel vollendete am Ende sogar noch die Horrorshow im ersten Drittel mit einem Tip – in nach grandiosem Powerplay seitens der Eispiraten. So sichere Pässe bekommst du sonst nur in Japan (Für alle Nicht – Informierten – der japanische Reisepass gilt als der sicherste Pass der Welt. Verstehste?). David Trinkberger bekam dann zusätzlich noch einen Schwächeanfall und überließ bereitwillig Thomas Reichel den Puck, Lucas Böttcher nahm die Scheibe auf, zog ab und Bick parierte mit dem Schoner. Doch Böttcher setzte noch einmal nach, spielte den Puck hinter dem Tor abermals zu Reichel und weil die Bewunderung der Krefelder keine Grenzen kannte, konnte Scott Feser sich völlig alleinstehend im Slot aussuchen wohin er Bick das 0:2 knallt. Nur der Vollständigkeit halber – rechts oben unter die Latte.
Etwas kurios meldeten sich die Pinguine im zweiten Drittel zurück. Nach Powerplay für die Gelbschnäbel konnte Matt Marcinew den Puck vom mehrfach stark parierenden Schneider aufnehmen und ihn über die Linie drücken. Die Klatschpappen in Krefeld wurden raus geholt und schon erklang der schnarrende Balzgesang der Rheinländer.
Was gut begann, ging schlecht zu Ende und damit meine ich jetzt nicht meine gescheiterten Beziehungen, sondern das Spiel der Eispiraten im letzten Drittel. Nach nur einer Minute war es Felix Thomas, der sich scheinbar seine Goalgetterqualitäten bis zum Schluss der Saison aufgehoben hatte, der zum 1:3 einnetzte und Felix Bick mit einem satten Schuss von links das Ding dermaßen um die Ohren feuerte, dass der vor Schreck seinen eigenen Namen vergaß. Was nun folgte sollte eigentlich ein 5 – Sterne – Menü für die Westsachsen werden – entspannt zurück lehnen, den Sieg heim fahren und bei einem Schluck Rotwein den Sieg der Serie genießen. Eingeschenkt wurde den Eispiraten auch, aber anders als erwartet – In der 51. Minute wollte Jussi Tuores ein Unterzahlspiel der Krefelder ausnutzen und schickte 4 Stürmer auf das Eis. Leider verlor Colin Smith im Aufbau den Puck an Leon Niederberger und der schirmte den Puck wunderbar ab und legte ihn mit einem Drop – Pass zu Mike Fischer, der das zarte Pflänzchen der Verzweiflung zu einem Pflänzchen der Hoffnung werden ließ. Nichts passiert konnte man auf Crimmitschauer Seite denken und bis zur 56. Minute sollte man recht behalten. Der Olympiaheld Christian Ehrhoff packte in ebenjener Minute sein gesamtes Eishockeykönnen aus und zimmerte dermaßen präzise den Puck von der blauen Linie in den Winkel, dass Christian Schneider selbst wenn er den hätte halten wollen, wohl mit ins Tor geflogen wäre. Der Schuss von Ehrhoff war also fast so gut wie der im dritten Spiel von Sören Sturm – man lernt halt von den Besten. 😛 Die Klatschpappen bekamen mal so richtig Betriebstemperatur als Philip Kuhnekath nur eine Minute später den Puck in der Angriffszone weg stichelte und Jonathan Matsumoto zum 4:3 vollendete. Von diesem Wirkungstreffer erholten sich die Eispiraten nicht mehr und es kam, wie es kommen musste – zur Pressekonferenz mit dem Laubgebläse – Spaß beiseite – Game 7! Da dieses geschichtsträchtige Spiel allerdings einer extra Würdigung bedarf, haben wir spontan beschlossen euch das alles entscheidende Spiel der Serie in einem extra Backcheck zu liefern, sozusagen als kleines Ostergeschenk was wir allen Anhängern der Eispiraten morgen ins Osternest legen möchten.