Ravensburg: für die Eispiraten je nach Saison Fluch oder Segen. Im einen Jahr gelingt gegen die Towerstars alles, im nächsten nichts. Dazwischen scheint es nichts zu geben. Die Saison 2023/2024 scheint wieder eine zu sein, in der die Eispiraten der Angstgegner der Puzzlestädter sind: mit dem 2:4 am Freitagabend haben die Rot-Weißen ihre vier Ligaspiele gegen Ravensburg absolviert und dabei starke acht Punkte gesammelt. Noch nicht mit dabei helfen konnte der weiterhin verletzte Colin Smith, auch Justin Büsing war nicht mit an Bord.

Reihe zwei gut dabei

Die in der Ergebniskrise befindlichen Towerstars wollten von Beginn an den Bock umstoßen, um nach drei Niederlagen am Stück endlich wieder zu punkten. Zunächst stand Oleg Shilin im Mittelpunkt des Geschehens, aber der seit Wochen nur schwer zu überwindende Eispiratenschlußmann hielt sein Tor sauber. Das ist gegen eine Offensive, die mit Czarnik, Herr oder Sarault das Who-is-who der Liga aufbietet, keine Selbstverständlichkeit. Außer für Shilin. Als das Anrennen der Hausherren einige Minuten ergebnislos blieb, setzten zunehmend auch die Rot-Weißen offensive Nadelstiche. Immer besser kamen die Gäste ins Match, und die Geschwindigkeit und Schnörkellosigkeit, mit der immer wieder von hinten heraus gespielt wurde, erinnerte an den Saisonbeginn. Der Erfolg: der heute omnipräsente Vinny Saponari versenkte nach starkem No-Look-Zuspiel von Thomas Reichel die Scheibe präzise im Eck. Als gegen Ende des Drittels die Hausherren wieder etwas anzogen, hielt wiederum die zweite Reihe der Gäste die kalte Dusche parat. Saponari umkurvte das Tor und fand Ladislav Zikmund im Slot, der trocken zum 0:2 vollendete.

Verbeeks Drittel

Im zweiten Durchgang zwang Ravensburg die Crimmitschauer zunehmend in die Defensive, und letztlich war es Calce, der einen Ausrutscher in der Hintermannschaft der Eispiraten im zweiten Anlauf ausnutzte. Die Towerstars drückten stark weiter, aber wiederum fanden die ziemlich abgebrüht agierenden Gäste eine Lösung: Balinson sah den durchstartenden Hayden Verbeek, laut folgendem Pauseninterview des Verteidigers eh einer der schnellsten Spieler der Liga, und weil er ihn fliegen sah, spielte der den tödlichen Pass. Schön gesagt, Max. Tödlich war der Pass, weil Verbeek vor kurzem endlich die Flasche mit dem Zielwasser gefunden hat, und so setzte er seinen derzeitigen Pointstreak fort und erzielte eiskalt das 1:3 mit einem harten Schuss knapp neben dem linken Pfosten. Im nächsten Wechsel checkte Verbeek dann Granz aufs Eis und musste auf die Strafbank, seine Mitspieler behielten aber im Penaltykilling die Übersicht und ließen nicht viel zu. Nach Abpfiff zeigte der schnelle Kanadier auch noch seine Fightqualitäten und polierte Granz, der aufgrund des Checks wohl noch einmal nachfragen wollte und ihn anging, den Helm auf Hochglanz. 2/3 Lemieux-Hattrick in 20 Minuten – nicht übel. Verbeek und Granz wurden übrigens beide zum Duschen geschickt, was die Aufgabe für Jussi Tuores nicht einfacher machte, denn zuvor war auch schon Henri Kanninen ausgefallen, und dem finnischen Coach gingen langsam die Stürmer aus.

Danke, Nickolas Latta

Also hieß es auch im Schlussabschnitt: Abwehrarbeit. Auf den bärenstarken Oleg Shilin war sowieso weiterhin Verlaß, was auch nötig wurde, denn Ravensburg drückte auf den Anschlusstreffer. Die offensive Entlastung wurde weniger, was aber mit den nunmehr zwangsläufig umgestellten Reihen nicht verwunderte, und so mussten die Crimmitschauer nach Ravensburger Druckphase das 2:3 hinnehmen, als Latta in Minute 49 durch viel Getümmel hindurch ins Netz traf. Tobias Lindberg konnte zu diesem Zeitpunkt nach einem harten Hit an der Bande nicht bei der Verteidigung helfen, so daß Ravensburg in der Mitte Überzahl hatte. Der Goldhelm konnte aber zum Glück weiterspielen. Den Gastgebern gelang glücklicherweise nicht viel mehr, um Shilin in Verlegenheit zu bringen, und so sah sich Coach Majoross schon zweieinhalb Minuten vor Ultimo gezwungen, Sharipov aus dem Tor zu nehmen. Als sich die Rot-Weißen befreien konnten, zeigte sich, dass heute die Eispiraten das diszipliniertere Team waren. Der schon im gesamten Match verhaltensauffällige Nickolas Latta foulte Olleff, um den Angriff Richtung leeres Gehäuse zu verhindern, und leistete sich dann gleich noch einige Unsportlichkeiten Richtung Referees, die mit weiteren 2+5+20 Minuten geahndet wurden. Das bedeutete für die Hausherren Unterzahl bis zum Abpfiff und nahm der angedachten Schlussoffensive komplett die Waffen. Crimmitschau nutzte das clever, ließ nichts mehr zu, und Vinny Saponari erzielte, nachdem er fast den „Popiesch“ fabriziert hätte und aus einem Meter nur den Pfosten traf, den 2:4-Endstand, weil er dranblieb und sich die Scheibe zurückeroberte.

Eminent wichtige drei Punkte sind das, die die Eispiraten da im Bus mit nach Crimmitschau bringen. Die Spiele der Hauptrunde werden weniger, und mit diesen drei Erfolgen am Stück im Rücken können die Rot-Weißen am Sonntag gegen den Gegner aus Erkersreuth-Süd schon fast Nägel mit Köpfen machen und sich weit genug von den Playdownplätzen entfernen, um den Rest der Saison nicht mit dem Rucksack der Abstiegsangst bestreiten zu müssen. Eine Leistung wie heute würde bei diesem Vorhaben schon ordentlich helfen.