Zugegeben, in jedem von uns steckt ein 80 – jähriger Rentner, der auf Familienfeiern trocken die Ereignisse kommentiert, da aber keiner von euch das in der Kunstform ausdrücken kann wie ich, bin ich mal wieder euer 80 – jähriger, nörgeliger Opa, der die Ereignisse der Spiele gegen Kassel, Weisswasser und Rosenheim kommentiert. (Komm mal runter Backchecki und flieg nicht so hoch!) Wie immer mit einem Augenzwinkern und auch wenn gerade die Spiele gegen Kassel und Rosenheim sehr schmerzten, nehmt es mit dem ganz eigenen Crimmitschauer Humor. Viel Spaß! Heute mit einem Novum – ein zwei geteilter Backcheck!
Eine ironische Kunstfigur zu erschaffen, die ihre menschlichen Schwächen, Unzulänglichkeiten und Fehler humorvoll und lehrreich in einer Geschichte vermittelt, ist keine leichte Arbeit und auch wenn der geneigte Leser nach dem Kasselspiel der Meinung ist, dass diese ironische Kunstfigur mit ihren Schwächen auf dem Eis im Schwarz – Weißen Leibchen herumstolzierte, so dreht sich im Kasselbackcheck der Spiegel in Richtung Crimmitschau. Ich darf vorstellen – Julian N. Örgelsmann.
Julian ist ein glühender Anhänger der Eispiraten Crimmitschau und einmal, in guten Wochen auch zwei Mal, besucht er seinen Tempel zum Gebet – das Eisstadion im Sahnpark. Dort feuert er frenetisch seine Helden im rot-weißen Trikot an, schwenkt seinen Schal und klatscht und schreit voller Leidenschaft für seine Mannschaft. Nach Heimsiegen steht Julian zufrieden im Rund und glorifiziert seine Vorbilder. Julian gelingt es sogar Niederlagen zu verzeihen, denn dies ist einfach. Niemals hat sein Team die Schuld, niemals war der Gegner besser. Julian hat das Spiel durchschaut und weiß wer die Verantwortung trägt für sein Glück – die Eispiraten. Und sein Unglück? Ganz klar, die Schiedsrichter! Mit Argusaugen beobachtet er die Herren in Schwarz – Weiß und übersieht eine Linesperson tatsächlich das Icing, dann kommentiert Julian dies lautstark. Ja, mit den Schiris muss man hart reden, anders verstehen die das nicht. Davon ist Herr N.Örgelsmann überzeugt. Nun trug es sich zu, dass am 12.01.2024 mal wieder eine Pilgerfahrt anstand, denn seine Piraten sollten gegen den Tabellenführer Kassel kämpfen.
Bereits 90 Minuten vor Spielbeginn nimmt Julian seinen angetrauten Platz ein, denn „Uisch schdeh schon immor hior!“. Mit einem kühlen Getränk in der Hand atmet er die Luft des Sahnparks ein und genießt den Plausch mit Freunden und den Geruch des Eises. Hier ist noch ein Stück heile Welt. Wenn das Eis zum Warmlaufen aufbereitet wird, bewegt sich Julians Herz das erste Mal etwas schneller. Seine Götter betreten das Eis, aber da ist auch dieser unangenehme Anblick der Kassel Huskies. Wie buckelige Orks erscheinen ihm die Gegenspieler. Julian pfeift und nörgelt voller Optimismus „Euch mach mor heud blad!“. Und tatsächlich! Diese Aussage lässt den gemeinen Schlittenhund vor Angst erstarren. Winselnd, mit zwischen den Beinen eingeklemmten Schwanz, verabschieden sich die Hessen vom Warmlaufen. Denen hat Julian es gezeigt. Frankfurt 2b soll gleich wissen, wie der Hase läuft. Endlich beginnt die Einlaufzeremonie und Piet, die alte Heizlampe, wie Julian ihn liebevoll nennt, geht seinem Job nach und heizt das Stadion an. (You know? Deswegen Heizlampe – pfiffig von mir, finde ich!) Die Stars werden auf das Eis gerufen und dann geschieht es – das Schlimmste an diesem Abend. Grauen erfasst Julian. Sein ärgster Feind betritt das Eis. Die Schiedsrichter! Pulsierend tritt seine Ader an der Stirn hervor, laut pfeifend steht er da, schreit Schadewaldt und Janssen allerlei Obszönitäten entgegen, denn – das hat Julian gelernt – mit den Schiris musst du hart reden!
Nach dieser Aufregung beginnt Julians eigentliche Arbeit – Team anfeuern, die Westsachsen gehen in Führung – Henri „The Cannon“ vollendete einen mustergültigen Spielzug und sein Team zeigt gleich wer der Herr im Haus ist. Julians Herz schlägt, die Euphorie steigt. Der Dämpfer folgt kurz vor Drittelende – Joel Lowry, dieser Hund, hatte den russischen Rocketman im Tor überwunden und ausgeglichen. Wo war der Fehler?! Ein Loch im Eis? Hatte ein frecher Huskiesfan sein Team zu stark unterstützt? Neeeeeeein – es dämmerte Julian – der Schiedsrichter hat das Tor zählen lassen! Diese skandalöse Tat ein Tor für den Gegner zu geben, kann Julian nicht auf sich sitzen lassen. Zum Glück hat Herr N.Örgelsmann nicht genug Zeit sich zu ärgern, denn Ladislav die Lokomotive hatte seine Farben wieder in Führung gebracht. Wenigstens das haben die Schiris richtig entschieden. Wobei diese Entscheidung ja total einfach ist, findet Julian – trifft rot-weiß mit Eispiratenlogo ist es Tor. Fast schon schwingt ein Hauch von Bewunderung für die Schiedsrichter mit, aber Julian erdet sich wieder und erkennt sie als das was sie sind – lästige Possenspieler, die sich selbst im Videobeweis bewundern.
Die blauäugigen, bellenden Blagen belästigten zu Beginn des zweiten Drittels die rotierenden, rasenden Räuber der See mit zunehmenden Körperspiel und weil die Zebras das nur schwer erkennen, schreit Julian bei jeder Berührung seiner Idole lauthals auf, als wäre ein 120 Kilo schwerer Schrank gerade mit 50 km/h auf ihn geknallt! Jaulend jammert Julian „Schiri, das ist ein Foul.“ doch die sturen Strafenverweigerer schlampen bei der Ausführung ihres Jobs. (Okay, genug der Alliterationen). Julian schreit und tobt und allerlei Flüche verlassen seinen Mund und endlich begreift Schadewaldt, dass Julian sich nach einem Überzahlspiel für seine Mannschaft sehnt. Wieder musste Julian nur laut genug schreien, dann verstand der Schiri schon, denn das hatte Julian gelernt – mit den Schiris musst du hart reden. Julian dreht jetzt auf – Powerplay der eigenen Mannschaft! Was soll schief gehen? Sein Team spielt unsauber, träumt und auf einmal wandert Pierre Preto Richtung Oleg Shilin, spielt zu Louis Brune und der vollendet zum 2:2. Das kann ja nur die Schuld des Schiris sein!!! Wieso hat der nicht drei Spieler von Kassel raus gestellt?! Zeternd, wetternd, schimpfend, wirft er seinen Getränkebecher zu Boden und schreit wiederum allerlei Obszönitäten. Die Schlittenhunde reizten Julian zusätzlich und wagten es gar das 2:3 durch Lowry zu erzielen. Julians Blut kochte – jetzt wagten es Blindeshuhn und Findtkeinkorn doch tatsächlich auch noch eine Strafe gegen Scott Feser zu überprüfen und so flog der eilends neu besorgte Getränkebecher bereits gegen das Plexiglas. Auch hier zeigte diese wohl durchdachte und gut überlegte Aktion wieder Wirkung – Schadewaldt und Janssen entschieden sich gegen eine Strafe für Feser. Drittelpause. Zeit zum runter kommen.
Die rot-weißen Gallionsfiguren kämpften auch im letzten Drittel tapfer und Julian durfte sich durchaus Hoffnungen machen auf Punkte, doch sein Jubelschrei erstarb auf seinen Lippen, als Zikmund in der 56. Minute zum 3:3 vollendete und die Schiris zum Videobeweis fuhren. Das verstand Julian nicht – es war doch ganz einfach, wenn ein rot-weißer Sachse ins Tor traf, dann zählt das auch?! Natürlich hatte „Tim Schdreibs“ (Julian verstand bis heute nicht, warum vier Leute nur einen Namen bekamen.) diese Regel nicht verstanden und so passierte, was Julian immer passiert, wenn er nicht mehr Herr seines Verstandes ist – er greift sich einen Getränkebecher und wirft ihn auf das Eis. Julian ist leider nicht so gut im reflektieren und erkennt nicht, dass dies weder die Meinung der Schiedsrichter beeinflusst, noch die Eispiraten unterstützt. Eine Strafzahlung ist eine Strafzahlung, aber wenn die Schiris es sonst nicht verstehen, muss Julian ja reagieren! Dass, das Spiel dann nach einem Empty-net-Treffer in eigener Überzahl auch noch 2:4 ausging, schlug dem Fass den Boden aus und so schmiss Julian mal wieder einen Becher und die Eispiraten zahlten mal wieder eine Strafe und die Schiris verstanden, trotz, dass Julian hart mit ihnen redete, mal wieder nichts und so fuhr Julian enttäuscht nach Hause, aber nicht ohne im Internet seinen Unmut kundzutun. Allerlei Drohungen stieß er aus und nach verrichteter Arbeit sank er müde und erschöpft ins Bett – wenn die Schiris ihren Job nicht ordentlich machen, muss man den eben auch noch für die machen und so ist Julian überzeugt für seinen Verein wieder alles getan zu haben. Inklusive abwertender Beleidigungen, der Veranlassung von Strafzahlungen und der Korrektur der fehlerhaften Schiedsrichterentscheidungen. Es ist ein harter Job findet Julian, aber Einer muss ihn ja machen und so sinkt er erschöpft und zufrieden mit sich in die Kissen.
Liebe Eispiratenfans – mir ist bewusst, dass die Geschichte mit Julian N.Örgelsmann eindimensional und überspitzt ist – es gab durchaus strittige Entscheidungen, die gern auch emotional kommentiert werden können. Auch im Spiel gegen die Kassel Huskies gab es strittige Entscheidungen. Die Frage ist wofür wird diese Energie genutzt? Um mein Team noch mehr zu pushen, oder um obszön, ausfällig und gewaltandrohend zu werden. Im Netz machten dann sogar Aufforderungen zur Gewalt gegen die Schiedsrichter die Runde und hier ist eine Grenze, die absolut NIEMALS überschritten werden darf. Wer solche Fantasien hegt, sollte unserem Sport fern bleiben.
Mit dem Zweiten nörgelt es sich besser. Teil 2 des Backchecks mit den Spielen gegen Weisswasser und Rosenheim folgt dann morgen.