Das hatte nach dem ersten Drittel keiner mehr erwartet: mit 3:0 lagen die Eispiraten nach 20 Minuten in Rosenheim vorne, beherrschten den Gegner nach Belieben, legten anfangs des Mittelabschnitts sogar noch das 4:0 nach, und verloren am Ende das Spiel in der Overtime. Dabei muss man fast schon froh sein, überhaupt noch einen Punkt ergattert zu haben.

Die Rot-Weißen starteten furios, eine schöne Einzelaktion von Hayden Verbeek endete mit einem über die Linie hoppelnden Puck zum 1:0, zwei Strafzeiten gegen die Gastgeber nutzte jeweils Scott Feser von halbrechts, um eine sichere Führung herauszuschießen. Mit frühem Forechecking und schnellem, aber kontrollierten, zielstrebigen Spielaufbau waren die Eispiraten das überlegene Team, die Starbulls mussten sich ob des Verlaufs der Partie gar von den eigenen Zuschauern auspfeifen lassen. Mit dem dritten Powerplaytor erhöhte Hayden Verbeek auf 4:0, bevor im direkten Gegenzug Strodel auf 4:1 stellte. Das war für die Eispiraten der Anfang vom Ende, ab diesem Zeitpunkt spielte die Angst im Team der Westsachsen mit.

Rosenheim bekam das Momentum dann komplett auf seine Seite, als der ab Drittel 2 überragende Duke eine Einzelaktion mit dem nächsten Tor abschloss. In der 37. Minute fiel dann sogar noch das 3:4, als Tramm von der kompletten rot-weißen Reihe völlig vergessen wurde, weil alle Stretch dabei zugesehen hatten, wie er auf den freistehenden Verteidiger passte. Man konnte schon froh sein, überhaupt noch mit einer Führung ins letzte Drittel zu gehen. Aber die hatte, und das war dann auch wirklich keine Überraschung mehr, nicht ewig Bestand. Als sich Ole Olleff und Sören Sturm im Sekundentakt Strafen wegen Beinstellens abholten, war es im folgenden 5-vs-3-Powerplay erneut Duke, der den mittlerweile hochverdienten Ausgleich erzielte. Dass das Spiel dann von den Hausherren nicht schon innerhalb der regulären Spielzeit entschieden wurde, war Glück und ein wenig Shilin, obwohl auch der Eispiratengoalie keine Topform hatte heute.

In der Overtime holten sich die zum Schluss der Partie komplett indisponierten Eispiraten kurz vor Ultimo die kalte Dusche in Form des 5:4 von Kolb ab.

Ein paar Fragen müssen angesichts dieser Leistung ab Minute 22 erlaubt sein:
Warum keine Auszeit nach dem 2:4, als eigentlich jedem klar war, dass es mit diesem Spielverlauf nur eine Frage der Zeit war, bis Rosenheim sich weiter herankämpfen würde?
Wo war ab dem 1:4 das starke Forechecking aus Drittel 1 hin, das den Gastgebern solche Probleme bereitet hatte?
Wieso konnte Reid Duke schalten und walten, wie er wollte?
Warum verlieren beim 3:4 alle (!) Eispiraten Tramm aus den Augen und schauen lieber Stretch hinterm Tor zu?
Weshalb passieren beim Stand von 3:4 im letzten Durchgang diese zwei blöden Strafen hintereinander?