Zum Aufeinandertreffen der im Tabellenfahrstuhl nach unten Befindlichen kam es heute am späten Nachmittag im Fuchsbau zu Weißwasser. Sowohl die heimischen Füchse als auch die Eispiraten schleppten eine Serie von vier Niederlagen in Folge mit sich herum, der Abstand beider sächsischen Teams zu Platz 11 war in den letzten Wochen jeweils merklich geschrumpft. Es war also viel Intensität zu erwarten beim Derby, und die gab es auch.
Weißwasser stark aus der Kabine, Crimmitschau effizienter im Abschluss
Die Gastgeber übernahmen mit dem Anpfiff die Initiative, drückten den Eispiraten ihr schnelles, schnörkelloses Angriffsspiel aufs Auge. Oleg Shilin war sehr zeitig auf Betriebstemperatur und zeigte gute Saves, zum Beispiel gegen Anders und Mäkitalo. Die Rot-Weißen ließen das Offensivgewitter ein paar Minuten lang über sich ergehen und hielten sich defensiv, so gut als möglich, schadlos. Mit den ersten eigenen Angriffsbemühungen der Gäste kippte das Momentum aber, zumal in Minute 8 Henri Kanninen einen Blueliner von Max Balinson zum 0:1 abfälschte. Gegen Mitte des Drittels gab es dann die ersten Nickligkeiten, nachdem Oleg Shilin einem gegnerischen Angreifer die Beine wegzog und dieser sich rächte. Das sollte aber nur der Auftakt für viele, viele Reibereien zwischen den sächsischen Kontrahenten sein. Scott Feser hatte in Minute 17 noch eine gute Chance zum 0:2, aber Galajda machte die Lücke zu und parierte. Sekunden vor der Sirene ergaben sich für beide Teams noch Einschussgelegenheiten, aber auch hier blieben die Goalies Sieger. Aufgrund der besseren Chancen ab Mitte des Durchgangs war die knappe Führung der Eispiraten durchaus verdient.
Vermeidbare Strafzeitenorgie im Mittelabschnitt
Blieben beide Teams zu Beginn des zweiten Drittels noch auf das Kreieren von Chancen fokussiert, änderte sich das ab Minute 24 merklich. Eine Strafe nach der anderen auf beiden Seiten ließ keinen richtigen Spielfluss mehr aufkommen. Es konnte also fleißig Powerplay geübt werden, und für die Gäste zahlte sich das dann auch aus: einen einstudierten Spielzug über Saponari und Zikmund veredelte Tobias Lindberg mit ganz schnellem Abschluss ins lange Eck. In eigener Unterzahl blieben die Rot-Weißen bissig und verhinderten so über die gesamten 20 Minuten des Mittelabschnitts einen Gegentreffer. Negativ anzumerken sind allerdings die beiden Strafen gegen Oleg Shilin und Henri Kanninen, die sie sich wegen Meckerns eingefangen haben. Es bringt halt nichts Gutes ein, dafür zwei Minuten draußen zu sitzen, und im Falle des Finnen resultierte sogar ein 3-gegen-5-Unterzahlspiel zu Beginn der letzten 20 Minuten daraus.
Wie immer: kurz vor Schluss wird es gefährlich in Weißwasser
Kurz vor Ablauf der ersten Mecker-Strafe bestraften die Füchse das dann auch: Dove-Falls traf, schön freigespielt, ins Kreuzeck. Beide Coaches hatten im übrigen scheinbar in der Pause die richtigen Worte gefunden, um die Emotionalität etwas herunterzuschrauben, im Schlussabschnitt gab es jedenfalls deutlich weniger Beef als zuvor. Einzig zwei Minuten vor Ultimo gerieten Ladislav Zikmund kurz mit seinem Gegner aneinander und wurde von den Herren Naust und Apel dafür mit einer Zehnminutenstrafe bedacht. Alleine.
Vorher war allerdings das Übliche passiert: gefühlt führen die Eispiraten in jedem Spiel seit Jahrhunderten kurz vor Schluss in Weißwasser, um dann doch noch einen Wirkungstreffer zu kassieren. Diesmal kam er sogar ziemlich aus dem Nichts, denn den ganz großen Druck vermochten die Blau-Gelben nicht aufzubauen. Aber in so einem Fall hilft dann der Eishockeygott und schickt einen wilden Bandenabpraller genau auf die Kelle von Blumenschein, der nicht lange fackelte und aus spitzem Winkel zum 2:2 traf.
Mit diesem 2:2 ging es dann in die Overtime, und da waren die Gäste dann wieder tonangebend. Nach mehreren erfolglosen Versuchen war es letztlich Henri Kanninen, der vor dem Tor bedient wurde, sich die Scheibe auf die Rückhand legte und Galajda zum Derbysieg tunneln konnte. Ein hart erkämpfter Sieg allemal, und ein wichtiger dazu, auch wenn es nach 40 Minuten eher nach drei Punkten ausgesehen hatte.
Da es selbst im etconline-Team ganz unterschiedliche Meinungen gegeben hat, hier noch ein kleiner Zusatzabsatz:
1. Ja, die Unparteiischen Naust und Apel lieferten eine ganz schwache Vorstellung und sind mit ihrer inkonsistenten Spielleitung mitverantwortlich dafür, dass sich das Spiel, vor allem im Mitteldrittel, in Reibereien und Nickligkeiten verlor. Nicht nachvollziehbare Strafen ebenso wie nicht nachvollziehbare Nichtstrafen auf beiden Seiten hielten sich irgendwie die Waage, das sollte aber nicht der Anspruch sein.
2. Ja, die Eispiraten sollten sich als Profis in einigen Situationen besser im Griff haben. Insgesamt 34 Strafminuten (inklusive Spieldauer für Lindberg und Diszi für Zikmund, wobei ich für diese Strafe noch keine gute Begründung gehört habe) wegen Beschimpfung von Offiziellen bzw. Unsportlichen Verhaltens sind zu viel und helfen dem Team nicht. Egal, wie sehr man sich in diesem Moment ärgert, benachteiligt sieht oder wasauchimmer: Klappe halten und sportliches Payback lautet die Devise.