Die Weihnachtszeit war einmal mehr anstrengend. Am kommenden Sonntag werden die Eispiraten ihr 7. Spiel binnen 17 Tagen absolviert haben und die Ausläufer der ganzen Strapazen machen sich nun deutlich bemerkbar. Die Liste der Verletzten und Angeschlagenen ist ellenlang, weshalb an das Spiel gegen Kaufbeuren lieber keine zu hohen Erwartungen geknüpft werden sollten.


Aber nicht nur die Problemchen und Wehwehchen im eigenen Lager setzen den Crimmitschauern zu, denn erschwert wird das Unterfangen auch noch von einem in Hochform zurückgekehrten ESV Kaufbeuren. Knapp 5 1/2 Wochen ist das letzte Aufeinandertreffen im Sahnpark her. Nach der Niederlage, die Teil einer erkennbaren Talfahrt war, wurde Chefcoach Marko Raita beurlaubt und der Co-Trainer Daniel Jun eine Stufe nach oben befördert. 10 Spiele haben die Allgäuer seither absolviert und deren 7 gewonnen. Ausrufezeichen setzte man vor allem beim 1:0 n.V. in Kassel und 1:0 n.P. in Ravensburg. Den Lohn fahren die wiedererstarkten Kaufbeurer nun in Form des dritten Tabellenplatzes ein, den sie aktuell mit 56 Punkten und 105:92 Toren belegen.

Einen gehörigen Anteil am Abschneiden seines Teams hat einmal mehr Goalie Daniel Fießinger (27 Sp, 2.75 GT/Sp, 91.74%, 2 SO), der sich aber von Rihards Babulis (8 Sp, 2.48 GT/Sp, 92.51%, 0 SO) ohne schlechtes Gewissen vertreten lassen kann.

In der Abwehr halten vor allem Jamal Watson (CAN, 33 Sp, 9+16), SImon Schütz (33 Sp, 2+15) und Dieter Orendorz (30 Sp, 2+5) die Fäden zusammen, aber auch Alexander Thiel (21 Sp, 5+5) hat nach einer längeren Verletzungspause sofort wieder eine tragende Rolle eingenommen, in der er vorne wie hinten auffällt. Eine überaus beachtliche Saison spielt bislang auch Youngster Philipp Bidoul (33 Sp, 2+2), dem noch Fabian Koziol (32 Sp, 0+6), Sten Fischer (7 Sp, 0+1), Jakob Weber (3 SP, 0+1) und Jakob Peukert (1 Sp, 0+0) zur Seite stehen.

Die allgäuer Attackeabteilung wird von einer unheimlichen Ausgeglichenheit und Tiefe beflügelt, vor allem weil die jungen Spieler mächtig anschieben und alles andere als nur füllendes Beiwerk sind. Verantwortung übernehmen, sich weiterentwickeln, Mut zeigen – das ist das Credo, mit dem etwa Yannik Burghardt (32 Sp, 6+12), Maximilian Hops (31 Sp, 5+11), Max Oswald (32 Sp, 8+7), die Heigl-Zwillinge Thomas (32 Sp, 7+7) und Nikolaus (13 Sp, 3+5), Leon Sivic (7 Sp, 0+2) oder Jonas Fischer (1 Sp, 0+0) ausgleichen, dass es den einen Topscorer an der Wertach diese Saison schlichtweg nicht gibt. Die Lasten sind verteilt – und das kommt allen zugute. Sami Blomqvist (D-FIN, 25 Sp, 11+16), John Lammers (CAN, 33 Sp, 5+18), Jere Laaksonen (D-FIN, 33 Sp, 7+13), Tyler Spurgeon (33 Sp, 12+6), Joseph Lewis (29 Sp, 4+13) und Sebastian Gorcik (D-CZE, 33 Sp, 6+9) haben deshalb individuell zwar eher durchschnittliche Scoringwerte, sind im Kollektiv aber überdurchschnittlich. Auch der nachverpflichtete Micke Saari (FIN, 16 Sp, 6+1) hat sich da bestens eingeordnet.

Spiele gegen den ESVK sind immer ein dickes Brett. Die Eispiraten bohren daran ja nun schon einige Jahre, das ist altbekannt. Aufgrund der Vorzeichen – Kaufbeuren mit breiter Kapelle im Aufwind und Crimmitschau mit personellen Engpässen so ziemlich im Zahnfleischmodus – ist man jetzt zusätzlich der Vermutung zugeneigt, dass das Brett noch ein paar zusätzliche Beschläge bekommen hat. Es fällt daher nicht schwer, die Favoritenrolle ganz klar dem ESVK zuzuschieben. Die Eispiraten werden vor allem defensiv – und das schließt die Stürmer selbstredend mit ein – klug spielen müssen, denn mit allzu offensivem Hurra-Hockey wird es für die Westsachsen keinen Blumentopf zu gewinnen geben. Im eigenen Stadion zu kontern, die Kräfte gezielt einzusetzen und effiziente Nadelstiche zu setzen, das könnte vielleicht der bessere Ansatz sein. Denn wenn die 0 hinten steht, ist es weniger dramatisch, wenn sie auch vorne steht. Kaufbeuren weiß schon, wie das geht, siehe die Spiele in Kassel und Ravensburg.