Eispiraten auf Sinkflug in der Tabelle gegen Freiburger, die mit drei Siegen in Folge im Gepäck zum nachweihnachtlichen Duell im Sahnpark anreisten: keine einfache Aufgabe für die Schützlinge von Jussi Tuores und Esa Hofverberg, gerade nach der wirklich schwachen Leistung beim Auswärtsspiel an der Achse des Bösen. Bei der Wiedergutmachung helfen sollte Scott Feser, der nach langer Verletzungspause zum erstenmal wieder mittun konnte. Aus Bremerhaven kam Unterstützung in Person von Justin Büsing und Gregory Kreutzer, für Willy Rudert und Lucas Böttcher blieb bei dem vollen Lineup nur ein Platz auf der Tribüne.

Starker Beginn der Rot-Weißen

Die ersten Minuten der Partie standen ganz im Zeichen der Eispiraten. Mit ordentlich Wut im Bauch nach der Derbyniederlage im Oberfränkischen belagerten die Rot-Weißen zunächst das von Zabolotny gehütete Tor der Gäste, und es stellte sich auch recht schnell ein Erfolg ein. Eine Hereingabe von Tobias Lindberg lenkte Colin Smith mit dem Schlittschuh ins Netz, aber da keine wirkliche Kickbewegung auszumachen war, maximal ein (erlaubtes) Eindrehen der Kufe, sahen die Herren vom Team Stripes keine Notwendigkeit, sich das Ganze nochmals per Videoreview zu Gemüte zu führen und gaben den Treffer. Erst mit einem Powerplay, das die Hausherren zugesprochen bekamen, änderten sich die Vorzeichen etwas. Das sah nämlich nicht nur sehr ungefährlich aus, was sich durch das gesamte Spiel ziehen sollte, die beste Gelegenheit verbuchten sogar die Wölfe, als Billich einen Alleingang versemmelte. Trotzdem zog Freiburg ordentlich Mut aus der stark gespielten Unterzahl, und konnte sich für den Rest des Drittels freischwimmen. Oleg Shilin hatte mehr zu tun, als ihm lieb war, bewahrte sein Team mehrfach vor dem Ausgleich.

Zerfahrenes zweites Drittel

Im Mittelabschnitt waren es dann die Rot-Weißen, die sich über gleich vier lange Minuten einem Überzahlspiel des Gegners erwehren mussten. Nach einer Strafe gegen Lindberg bekam sich der mitunter hitzköpfige Schwede gar nicht mehr ein und holte sich gleich noch zwei Minuten wegen unsportlichen Verhaltens ab, weil er mit seinem Schläger die Strafkabine gar zu heftig malträtierte. Unnötig! Seine Kollegen bekamen die lange Überzahl der Freiburger aber recht gut wegverteidigt und nahmen dann ab Mitte des Durchgangs auch wieder offensiv am Spiel teil. Allerdings blieb die Partie wirklich zerfahren, weil auf beiden Seiten vieles nicht gelang, Pucks „vergessen“ wurden und teils einfache Pässe nicht beim Mitspieler ankamen. Ziemlich überraschend, aber nicht unverdient daher der Ausgleich der Gäste in Minute 40: nach Zuordnungsproblemen in der rot-weißen Abwehr stand Master plötzlich völlig blank vor Shilin und verwertete den Abpraller nach dem Schuss von Bowles mit der Rückhand.

Wie gewonnen, so zerronnen

Auch der Schlussdurchgang blieb hart umkämpft, und auch wenn im Spielaufbau vieles nicht gelang: Einsatz und Kampf haben definitiv gestimmt. Hervorzuheben heute diesbezüglich Felix Thomas, der wahnsinnig viele Schüsse blocken konnte. Aber das galt auch für die Gäste, die nicht klein beigaben, obwohl sich im Verlauf des Schlussdrittels Crimmitschau wieder mehr Spielanteile erarbeiten konnte. Immer wieder wurden die Rot-Weißen im richtigen Moment gedoppelt, so daß es für Smith und Co. wirklich schwer war, Chancen zu kreieren. Daß es ausgerechnet Scott Feser in seinem ersten Match nach langer Zeit war, der Zabolotny überwinden konnte, war schon fast ein kleines Weihnachtsmärchen: mit einem tollen Move brachte sich der Eispiratenangreifer vors Tor und netzte überlegt ins lange Eck ein. Da waren nur noch fünf Minuten auf der Uhr, und man durfte durchaus auf drei Punkte hoffen. Erst recht, als wenig später Neher Ladislav Zikmund unsanft in die Bande beförderte und dafür auf die Strafbank ging. Leider kam es anders: nach einem der vielen Puckverluste, diesmal durch Spielmacher Colin Smith, wollte der Deutschkanadier seinen Fehler wieder gutmachen und ging zu heftig nach, was ihm ebenfalls eine Strafe einbrachte. Dieses Momentum wusste Freiburg zu nutzen, schön freigespielt knallte Pokorny die Scheibe humorlos zum Ausgleich in die Maschen. Weil wir schon so einige Eishockeyspiele gesehen haben, wollen wir mal froh sein, dass danach nicht noch der völlige Knockout kam.

Die Overtime spielten beide Teams doch recht vorsichtig durch, keiner wollte dem Gegner einen Konter ermöglichen, und so waren die fünf Minuten fast herum, als Hahn mit seinem Halten gegen Kanninen noch einmal etwas Spannung ins Spiel brachte. Freiburg rettete sich aber ins Penaltyschiessen. Dort scheiterten zunächst Smith an Zabolotny und Bowles am Pfosten, bevor Lindberg und Saponari ihre Versuche traumhaft sicher verwandelten und den Rot-Weißen die wichtigen zwei Punkte bescheren konnten.

Auch wenn das ein schöner Abschluss war: die Baustelle des Teams ist derzeit ganz klar die Offensive. Nicht nur bei 5 vs. 5 zeigten die Rot-Weißen deutliche Schwächen im Spielaufbau, besonders im Powerplay läuft derzeit so gut wie gar nichts zusammen. Da sollten die Eispiraten ansetzen, wenn es in den nächsten Partien in Bad Nauheim sowie gegen Krefeld und Kaufbeuren zuhause darum geht, die nach wie vor ordentliche Ausgangsposition im Kampf um die Plätze an der Sonne nicht zu verspielen.