Der Stachel nach der verdienten und größtenteils selbstbverschuldeten Derbyniederlage im Nachbarort von Wunsiedel sitzt tief – bei den Spielern der Eispiraten hoffentlich am meisten. Denn die richtigen Lehren daraus zu ziehen ist nun das Gebot der Stunde. Mit positiver Energie, aber ohne Firlefanz, muss nun das Match gegen Freiburg angegangen werden.
Die Partie in Oberfranken hat es doch einmal mehr gezeigt. Eishockey ist zu allererst: Zweikampf, Pass, Torschuss. Chichi und Lametta kommen dann erst an zweiter Stelle bzw. wenn man die ureigensten Aufgaben des Eishockeysports erfüllt hat. Die Eispiraten haben es am Fuße des Fichtelgebirges eben erstmal mit dem Schönen anstatt dem Grundsoliden probiert und sind dabei vor lauter Überforderung bitterböse auf die Nase gefallen. Die Gegner haben es vorgemacht, wie einfach es sein kann, wenn man den ersten vor dem zweiten Schritt macht.
Die Essenz aus der Derbypleite wird nun hoffentlich die passende Zutat für das Heimspiel gegen Freiburg sein. Ein Gegner, der genauso wie die Oberfranken vor allem eines machen wird: skaten, skaten, skaten, sich in die Zweikämpfe hauen, die einfachen Pässe spielen und jede sich bietende Schusschance nutzen. Die Breisgauer sind zudem aktuell richtig im Aufwind, haben die letzten 3 Spiele gewonnen und konnten damit die Playdown-Ränge verlassen. Platz 10 hat das Team von Timo Saarikoski derzeit mit 40 Punkten und 96:108 Toren inne.
Dass die Wölfe nicht schon ein paar Punkte mehr einheimsen konnten, liegt hauptsächlich an der Defensive mit den zweitmeisten Gegegentoren der Liga. Dabei lässt der EHC eigentlich gar nicht so viele Torchancen zu, genauer gesagt die fünftwenigsten der Liga, allerdings reichen dem Gegner durchschnittlich schon weniger als 8 Schüsse, um zum Torerfolg zu kommen – das ist der schlechteste Wert in der DEL2. Das nur an den Goalies festzumachen, wäre zu einfach, ist aber durchaus ein Faktor, denn weder Luis Benzing (18 Sp, 3.12 GT/Sp, 88.15%, 0 SO) noch David Zabolotny (13 Sp, 3.74 GT/Sp, 86.89%, 1 SO) konnten den Langzeitausfall von der eigentlichen Nummer 1 Patrik Cerveny kompensieren. Dieser ist aber inzwischen wieder fit und der Hoffnungsträger für eine erfolgreiche weitere Hauptrunde. Just die 3 Spiele, seit denen Rückkehrer Cerveny (3 Sp, 2.67 GT/Sp, 89.74%, 0 SO) wieder das Tor hütet, wurden auch gewonnen.
Cerveny gibt der Abwehr wieder mehr Sicherheit, die angesichts des Saisonendes von Leistungsträger Alexander De Los Rios auch bitter nötig ist, da der Finne Sameli Ventelä (29 Sp, 5+16) und Calvin Pokorny (28 Sp, 5+4) nun quasi die Alleinunterhalter spielen. Mick Hochreiter (17 Sp, 0+6), Marcus Gretz (22 Sp, 1+4), Marvin Neher (31 Sp, 2+1), Philipp Wachter (25 Sp, 1+1) sowie Niclas Hempel (7 Sp, 0+1) müssen nun noch etwas näher zusammenrücken.
Die Offensive der Breisgauer dürfte inzwischen über jegliche Kritik erhaben sein, immerhin stehen hier die viertmeisten Tore der DEL2 zubuche. Einen großen Anteil daran haben die Kontingentstürmer, aus denen Parker Bowles (CAN, 31 Sp, 22+16) hervorsticht. Die anderen drei Stürmer rotieren, was den Leistungen Auftrieb gegeben hat. So besticht Nick Master (USA, 25 Sp, 9+16) durch seine Ideen, Shawn O´Donnell (CAN, 23 Sp, 4+11) drehte mit 7 Punkten aus den letzten 3 Spielen auch wieder mächtig auf und vor allem Eero Elo (FIN, 9 Sp, 7+6) ist mit 5 Toren in den letzten beiden Einsätzen richtig on fire! Die Freiburger Ur-Gesteine Nikolas Linsenmaier (31 Sp, 8+14) und Christian Billich (31 Sp, 6+16) mischen beim Toreverteilen auch wieder fleißig mit und auch Ludwig Nirschl (20 Sp, 7+11) hat sich hervorragend in der DEL2 etabliert. Da ist also eine torgefährliche Mischung beisammen im Wölfe-Sturm, in dem Dante Hahn (28 Sp, 3+9) und Valentino Klos (31 Sp, 2+10) ebenfalls tragende Rollen einnehmen. Jesse Roach (27 Sp, 4+2), Viktor Buchner (21 Sp, 3+2), Simon Danner (24 Sp, 0+4), Sebastian Hon (17 Sp, 0+3), Konstantin Bongers (19 Sp, 2+1), David Makuzki (28 Sp, 2+1) und Paul Bechthold (7 Sp, 0+0) halten sich etwas im Hintergrund.
Nach dem trägen Auftritt am zweiten Weihnachtsfeiertag wollen die Eispiraten-Fans von ihrem Team vor allem eins: Die passende Antwort – und die lautet „3 Punkte“. Klingt einfach, ist aber so. Wie das Team von Jussi Tuores die Antwort während der 60 Minuten auf dem Eis formuliert, wird mit Spannung erwartet. Die eingangs erwähnten Grundtugenden Zweikampf, Pass und Torschuss sind dabei hoffentlich die wesentlichen Bausteine. Adjektive wie schön, zauberhaft und vorzüglich dürfen erst ins Spiel kommen, wenn es die Situation erlaubt. Andernfalls kommt es zum nächsten bösen Weihnachtserwachen.