Mit diesem weihnachtlichen Klassiker – jeder ETC-Fan weiß, wie er weitergeht – läuten wir das Derby in der verbotenen Stadt am 2. Weihnachtsferiertag ein.



Voll wird es in der Hutschenreuther Eishalle! Zwar nicht ganz so voll wie im Oktober im Sahnpark, das geht schon allein aus Kapazitätsgründen nicht, aber das „Ausverkauft!“-Schild dürfte schon sehr bald am Kassenhäuschen hängen.

Für die heimischen Wölfe wird das Derby schon ein wichtiger Gradmesser, denn nach einem durchaus ansprechenden Saisonstart mit lang anhaltenden guten Leistungen drohen die Oberfranken nun allmählich wieder in die bekannten Gefilde der Playdown-Plätze abzudriften. Rang 12 steht derzeit mit 37 Punkten und 77:97 Toren zu Buche. Angesichts einer weiterhin engen Tabelle ist das aber eigentlich noch kein Grund zur Panik. Jene ist daber dann in der Vorweihnachtszeit dennoch schon ausgebrochen, denn Sergej Waßmiller hat man offenbar nicht mehr zugetraut, dass mit Vorschusslorbeeren gesegnete Team wieder in die Spur zu bringen. Die Entlassungspapiere gab es unterm Weihnachtsbaum und für den nachfolgenden kanadischen Coach Ryan Foster beginnt nun das Kapitel DEL2.

Die Baustellen im Team wird der neue Trainer nun nach und nach anpacken, hat auf der Goalieposition aber wohl am wenigsten zu tun, denn hier geben Michael Bitzer (20 Sp, 3.37 GT/Sp, 89.35%, 0 SO) und Michel Weidekamp (11 Sp, 2.82 GT/Sp, 91.34%, 0 SO) ihrem Team stets die Chance auf Punkte.

Allein die Defensivarbeit graut den Fans aus dem Fichtelgebirge mitunter arg, immerhin führte das fragwürdige Abwehrverhalten bislang dazu, dass die Gegner durchschnittlich meisten Schüsse pro Spiel auf die Wölfe-Goalies abfeuern dürfen. Eine ausgemachte Schwachstelle kann dabei ausgerechnet Peter Trska (SVK, 29 Sp, 1+12) sein, der nicht nur seine bestechenden Vorjahresform hinterherrennt, sondern mit -20 auch eine verheerende +/- Bilanz aufweist. Auch der Routinier und mehrfache Deutsche Meister Frank Hördler (28 Sp, 2+8, -9) ist vielleicht selbst für die DEL2 schon etwas zu weit über dem Zenit. Einzig Steve Hanusch (29 Sp, 2+16) und der junge Moritz Raab (29 Sp, 0+6) mit der besten +/- im ganzen Team (+7) gehen noch am ehesten voran. Jeroen Plauschin (29 Sp, 0+4), der derzeit verletzte Max Gläßl (27 Sp, 1+3) und Luis Marusch (29 Sp, 1+1) komplettieren die Defensive, die in der Spitze wohl schon etwas überaltert ist und deshalb so anfällig.

Wenn es hinten klemmt, müssen halt vorne mehr Tore erzielt werden, aber auch hier juckt dem Wolf der Pelz zum Teil gewaltig. Gemeinsam mit Weißwasser hat man die wenigsten Tore der Liga erzielt (77) und hinkt damit den Erwartungen hinterher. Wie Trska in der Abwehr kommen auch in der Offensive die Leistungsträger der letzten Saison nicht so recht in Gang. Nick Miglio (27 Sp, 6+12) und Mark McNeill (CAN, 28 Sp, 6+11) waren 2022/23 zielsicherer. Und weil auch Egils Kalns (LAT, 26 Sp, 6+7) eine für einen Kontingentspieler allenfalls mäßige Bilanz aufweist sowie Jordan Knackstedt (28 Sp, 14+9) mehr durch Undiszipliniertheiten als durch überragende Leistungen auffällt, sind die Verantwortlichen jüngst auf dem Transfermarkt tätig geworden: Rasmus Heljanko (FIN, 5 Sp, 2+0) und Chad Bassen (D-CAN, 3 Sp, 0+3) sollen nun für neue Impulse sorgen. Dass man in der Wunsiedler Gegend die großen Hoffnungen in einen 40-jährigen bislang vereinslosen Spieler (Bassen) setzt, zeigt auch im Sturm das kleine Dilemma: Das Team scheint zu alt zu sein bzw. den Leistungshöhepunkt schon hinter sich zu haben. Die Angreifer Arturs Kruminsch (29 Sp, 7+12), Richard Gelke (27 Sp, 8+15) und der verletzte Lukas Vantuch (15 Sp, 4+4) sind da wohl auch nicht mehr auszunehmen. Von den leistungstragenden Stürmern sind lediglich Fedor Kolupaylo (24 Sp, 6+4), Donat Peter (29 Sp, 5+5) und Daniel Schwamberger (29 Sp, 5+2) noch unter 30 Jahre alt. Die ganz jungen Spieler Leon Dalldush (24 Sp, 0+2), Nikita Naumann (12 Sp, 1+0), Nikita Krymskiy (12 Sp, 0+1), Vasilii Panov (4 Sp, 0+0) und Konstantin Melnikov (22 Sp, 0+0) sorgen für einen überquillendes Wölferudel im Sturm.

Wir machen keinen Hehl daraus: Das Feiertags-Derby beginnen die Eispiraten als Favorit, was sie nicht zuletzt aufgrund der Tabellenlage sind, sondern auch durch die beiden bisherigen glatten Siege gegen die Wölfe in dieser Saison. Die Favoritenrolle besteht allerdings nur auf dem Papier bis zum Eröffnungsbully. Danach zählt die Leistung auf dem Eis und die wird die 100% nicht unterschreiten dürfen, wenn die Tuores-Schützlinge auch etwas Zählbares aus der Porzellanstadt mitnehmen wollen. Die Hausherren bestreiten ihr erstes Spiel unter neuem Coach vor vollem Haus und sind schon allein dadurch bis in die Haarspitzen motiviert. Crimmitschau wird daher mit einer energischen, harten Spielweise der Hausherren zurechtkommen müssen. Hier mit Mut und der entsprechenden Cleverness dagegenzuhalten und sich nicht davon abbringen lassen, mit aller Sorgfalt die Lücken in der Wölfe-Abwehr zu suchen und zu finden, wird einer der Schlüssel für die Westsachsen sein.