Mit dem Auswärtsspiel in Bietigheim endet die erste Hälfte der DEL2-Hauptrunde. Für die Eispiraten bislang ein voller Erfolg, der zuletzt aber mit etlichen Rückschlägen ein paar Kratzer erhielt. Von Jussi Tuores und seinem Team werden nun Lösungen erforderlich sein, um dem kleinen Negativtrend ein Ende zu setzen. Im Auswärtsmatch beim DEL-Absteiger aber gar nicht so einfach.


Bietigheim ist eine einzige Wundertüte in der bisherigen Saison. Der Saisonstart wird rückblickend als einzige Katastrophe gewertet werden können. Als Absteiger aus der DEL brachten es die Ellentalter zustande, in den ersten 15 Spielen gerade einmal 4 Siege – nur 2 davon nach 60 Minuten – einzufahren. Ein paar Verletzungen, aber im Wesentlichen desolate Leistungen auf dem Eis sorgten schließlich auch für die Entlassung von Dean Fedorchuk bereits Mitte Oktober. Seitdem steht Daniel Naud, der die Steelers schon in der DEL betreute, wieder hinter der Bande. Das sportliche Aha-Erlebnis hatten die Bietigheimer dann am 31.10. im Heimspiel gegen Dresden, als sie einen 2:5-Rückstand aufholten und durch 4 Tore in den letzten 2 Minuten 7:5 gewannen. Das war eine Art Wiederauferstehung, denn in der Folge gelangen incl. dem Dresden-Spiel 6 Siege am Stück mit insgesamt 16 Punkten, womit der bis dato abgeschlagene Tabellenletzte den Rückstand wettmachen konnte. Es folgten zwar wieder drei Niederlagen – etwa die in letzter Sekunde zuhause gegen Freiburg oder eine 5:8-Klatsche in Ravensburg – aber mit dem 7:2 am vergangenen Freitag in Kaufbeuren haben sich die Steelers wieder zurückgemeldet. Mit 30 Punkten und 89:105 Toren sind sie zwar immer noch Tabellenletzter, aber dennoch in Schlagdistanz zu den Pre-Playoffplätzen. Der Anspruch dürfte aber dennoch weiterhin weit über Pre-Playoffs liegen.

Manko der Ellentaler ist ganz eindeutig die Defensivarbeit, denn wer nach 25 Spielen schon über 100 Tore kassiert hat, kann zwangsläufig in der Tabelle nur sehr weit unten stehen. In der Kritik stehen dabei naturgemäß auch die beiden Goalies Olafr Schmidt (16 Sp, 4.42 GT/Sp, 87.39%, 0 SO) und Leon Doubrawa (9 Sp, 3.03 GT/Sp, 89.29%, 0 SO), die von einem sicheren Rückhalt noch ein Stück entfernt sind.

Aber auch die Abwehrspieler bedecken sich bei der Ausübung ihrer ureigensten Aufgabe nicht sehr oft mit Ruhm, wenngleich mit von Cole MacDonald (CAN, 25 Sp, 3+22) und Pascal Zeressen (25 Sp, 0+8) zwei erfahrene, mit Ryker Killins (17 Sp, 5+5) und Spencer Berry (25 Sp, 2+5) zwei interessante Deutsch-Kanadier und mit Dennis Dietmann (25 Sp, 1+1) und Niklas Heinzinger (25 Sp, 0+2) zwei junge talentierte Cracks eigentlich eine gute Basis bilden. Dieses wird ergänzt durch Paul Mayer und Anton Sproll.

Hinten drückt der Schuh, vorne flutscht es dafür umso ordentlicher. Auch wenn die Steelers zwar durchschnittlich am seltensten von allen Zweitligisten auf das gegnerische Tor schießen, so haben sie gleichzeitig die beste Effizienz beim Torabschluss. Ergo weisen die Baden-Würrtemberger mit 89 Treffern den aktuell torgfährlichsten Sturm auf. Einen großen Anteil daran hat die nordamerikanische Fraktion um Topscorer Jack Olin Doremus (USA, 22 Sp, 16+14), Brett Welychka (CAN, 20 Sp, 14+9) und Ryan Gropp (CAN, 18 Sp, 7+8) sowie die Deutsch-Kanadier Jackson Cressey (25 Sp, 13+13), Lewis Zerter-Gossage (22 Sp, 4+14) und Ryon Moser (13 Sp, 2+13). Auch Trainersohn Guillaume Naud (21 Sp, 8+5), Fabion Kuqi (25 Sp, 5+11), Alexander Preibisch (23 Sp, 4+11) und Dominik Lascheit (25 Sp, 2+8) finden regelmäßig den Weg auf das Scoreboard. Noel Saffran, Joshua Rust und Alex Samusev sorgen für die Tiefe im Angriff.

Nun klammern wir mal die Tabelle aus und betrachten einfach nur die nackten Zahlen und Ansprüche, die heute aufeinandertreffen. Das Ergebnis lautet ganz klar: die Eispiraten gehen heute als Außenseiter in die Partie und haben im Ellental eigentlich nichts zu verlieren. Bringen die Steelers das aufs Eis, was ihr Kader hergibt, wird es für die Cracks von Jussi Tuores richtig schwer. Zumal mit Henri Kanninen, Scott Feser und Vinny Saponari eine komplette Sturmreihe ausfällt, der man 1 bis 2 Tore locker zutrauen könnte. So müssen nun als andere Spieler in die Bresche springen und die Kohlen aus dem Feuer holen. Wie bereit sie dafür sind, wird man ab 17 Uhr sehen.