Mit Spannung war es erwartet worden, das Duell Erster gegen Zweiter an Spieltag 24 der DEL2-Saison. Dabei waren die Vorzeichen trotz der Tabellenkonstellation eigentlich klar: Kassel startete als klarer Favorit in die Begegnung, peu a peu hatten die Huskies über die bisherige Saison gesehen den Abstand auf die Verfolger erhöht, waren die konstanteste Truppe der Liga und standen vor der Partie, allen vereinzelten Unkenrufen aus dem eigenen Lager zum Trotz, acht Punkte vor der Konkurrenz. Auch das Formbarometer sprach für die Hausherren. Die Eispiraten wollten nach der vermeidbaren Derbyniederlage vom Freitag verlorenen Boden wiedergutmachen, aber viel schwieriger als in der Nordhessenarena geht es in Liga 2 nicht.

Huskies überrennen die Rot-Weißen

Von Beginn an zeigten die Gastgeber, daß sie heute ein Zeichen setzen wollten. Irgendwie so wie die Bayern bei der Randsportart, wenn der stärkste Verfolger zu Gast ist, legten die Huskies ein paar Kohlen mehr auf und überrannten die Eispiraten, die sich defensiv voll reinwerfen mussten, um nicht schon früh unter die Räder zu kommen. Mit ganz viel Druck erzwangen die Hausherren schon nach reichlich drei Minuten die Führung, auch wenn da ordentlich Glück im Spiel war: einen abgefälschten Schuss parierte Oleg Shilin zwar stark, aber der Rebound prallte vom Schlittschuh eines Crimmitschauer Verteidigers in die Maschen.
Kassel marschierte weiter, und allein daran, dass Crimmitschau, immerhin mit der ertragreichsten Offensive der Liga angereist, den zwanzig Huskies-Versuchen gerade einmal sieben Torschüsse in Drittel 1 entgegensetzen konnte, kann man sehen, wie viel Power Kassel investierte. Hinten sehr aufmerksam und nach vorne immer wieder brandgefährlich, gelang den Hessen nach fünfzehn Minuten das 2:0 durch Preto, der sich mit einem schönen Move von der rechten Seite aus in Schussposition brachte und Shilin, der dabei nicht gut aussah und mit der Scheibe ins Gehäuse rutschte, überraschte. Alles in allem eine durchaus verdiente Zwei-Tore-Führung nach zwanzig Minuten.

Starkes Drittel der Gäste bringt die Hoffnung zurück

Ganz anders sah das dann im Mittelabschnitt aus. Kassel steckte etwas zurück, und Crimmitschau nahm das dankend an. Endlich fand das Team die Möglichkeit, im Offensivdrittel zu kreiseln und so Chancen zu kreieren. Zwar blieben die Huskies nach vorn immer gefährlich, aber nach und nach übernahmen die Gäste das Kommando, und das 2:1 durch Max Balinson, der aus der Halbdistanz Maxwell überwinden konnte, war auf jeden Fall verdient. Die Gastgeber zogen zumindest in punkto Härte die Zügel wieder an, und da auch die Rot-Weißen, komischerweise in dieser Form erst zum zweitenmal in dieser Saison, beim erstenmal waren ebenfalls die Huskies der Gegner, etwas auf Krawall gebürstet schienen, wurde es auf dem Eis mit jeder Minute intensiver und auch aggressiver. Das Ganze kulminierte zwanzig Sekunden vor Drittelende, Oleg Shilin, der wiederholt angegangen wurde, nachdem er den Puck schon sicher hatte, kümmerte sich im Verbund mit Abwehrkante Ole Olleff um Verursacher Weidner, und weil sich kurz darauf die Gemüter immernoch nicht beruhigt hatten, gerieten nach Abpfiff Kassels Mann fürs Grobe, Hans Detsch, und Ole Olleff nochmals aneinander. Zwei schicke rechte Geraden des Eispiraten später machte sich team Stripes an die Aufarbeitung. Dass für dieses Techtelmechtel beide Kontrahenten gleich mit Spieldauerstrafen zum Duschen geschickt wurden, lag aber wohl eher daran, daß den Referees die Gefahr recht groß schien, dass sich die Rivalitäten im Schlussabschnitt fortsetzen oder eskalieren würden. Das 2:1 nach 40 Minuten war durchaus gerecht, selbst ein Unentschieden wäre nach der guten Crimmitschauer Vorstellung im Bereich des Möglichen gewesen. Die Hoffnungslunte loderte jedenfalls wieder.

Effiziente Hausherren machen es deutlich

Aber es dauerte gar nicht lange, da hatten im Schlussabschnitt Mieszkowski und Sykora im Verbund diese Lunte gnadenlos ausgetreten. Erst schickte der Sohn vom langen Tomek, der in den frühen Nullerjahren auch einige Zeit in Crimmitschau auf dem Eis stand, noch in Überzahl einen Schuss ins Kreuzeck, wenig später überwand auch Sykora Oleg Shilin mit einem Handgelenksschuss über die Schulter. Damit waren, vor allem angesichts der starken Kasseler Defensive, die Messen gelesen. Die Eispiraten versuchten es zwar, schienen aber mit zunehmender Spieldauer ziemlich müde zu werden, so daß offensiv nicht mehr all zu viel gelang. Im Gegensatz zu den Hausherren: erneut Sykora nutzte einen Alleingang nach Traumpass von Keussen zum 5:1, kurz vor Ultimo durfte sich auch der seit Jahren gefährlichste Defender der Liga, Max Faber, in Überzahl noch in die Scorerliste einschreiben, als er von der blauen Linie abzog und Shilin ohne Sicht passieren lassen musste. In der Summe war das 6:1 sicherlich etwas zu hoch, am verdienten Erfolg der Hausherren gibt es aber keinerlei Zweifel.

Für die Eispiraten gilt es nun, sich aus der zweiten Minikrise (nur ein Sieg aus den letzten fünf Partien) schnell herauszuarbeiten, nächste Woche geht es gegen nach dem Trainerwechsel hochmotivierte Dresdner und die in der Liga langsam angekommenen Bietigheimer darum, zu punkten, sonst sind Tabellenplatz 2 und der erfreulicherweise immer noch beruhigende Vorsprung auf die Play-Down-Plätze Geschichte.