Dass das Topspiel Zweiter gegen Vierter am 23. Spieltag ausgerechnet Crimmitschau gegen Weißwasser heißt, hätte vor der Saison wohl auch nur der kühnste Optimist für möglich gehalten. Aber es kommt tatsächlich so, dass dieses prestigeträchtige Duell der beiden sächsischen Kontrahenten nicht wie gewohnt um den Playdownstrich herum stattfindet, sondern ganz weit oben in der Tabelle. Ein intensives, spannendens und vor allem stimmungsgeladenes Match vor vollen Rängen dürfte da garantiert sein.


Wenngleich ihr Coach Petteri Väkiparta mitunter finnisch-kühl rüberkommt, werden die Lausitzer im Sahnpark wohl heiß wie Frittenfett auftreten. Mit 4 Siegen und 11 Punkten am Stück strotzt Weißwasser vor Selbstvertrauen und hat sich dank der Serie bis auf Rang 4 hochgearbeitet, wo man mit 36 Punkten und 60:56 Toren nun eher zu den Gejagten des breiten Tabellen mittelfeldes gehört.

Einen gehörigen Anteil am bisherigen Abschneiden hat die Füchse-Defensive, die in Sachen Gegentoren nur Klassenprimus Kassel den Vortritt lassen muss. Der Garant ist in Person von Jonas Stettmer (10 Sp, 1.60 GT/Sp, 94.92%, 2 SO) schnell gefunden, denn wenn der Goalie von den Eisbären Berlin abgestellt wird, sinkt der Gegentorschnitt der Füchse gleich mal um gut 1,5 Tore. Nikita Quapp (12 Sp, 3.06 GT/Sß, 89.61%, 0 SO) kann nämlich mit der Stettmer-Statistik bei weitem nicht mithalten.

Dennoch sind die Lausitzer nicht von Stettmer abhängig, denn die Abwehr um die Säulen Kristian Blumenschein (22 Sp, 3+13), Dominic Bohac (22 Sp, 2+8), Sebastian Zauner (15 Sp, 2+5) und Sam Ruopp (18 Sp, 1+4) ist stabil und erfahren genug, um den Gegnern das Durchkommen maximal zu erschweren. Mit den jungen Cracks Rayan Bettahar (15 Sp, 0+4), Rio Kaiser (5 Sp, 1+0), Marlon Braun (12 Sp, 0+1) und Julian Wäser (19 Sp, 1+0) wird auch die Talentförderung im Fuchsbau weiterhin großgeschrieben.

Im Angriff haben sich inzwischen Roope Mäkitalo (FIN, 22 Sp, 10+11), Lane Scheidl (CAN, 22 Sp, 8+10), Jake Coughler (CAN, 22 Sp, 4+11) und Samuel Dove-McFalls (11 Sp, 4+4) als die kreativen und torgefährlichsten Akteure bewiesen. Attribute, die man in den letzten Jahren auch von Ville Järveläinen (FIN, 22 Sp, 4+7) gewohnt war, jedoch ist der Ex-Bayreuther wohl noch nicht zu 100% in Ostsachsen angekommen, eine deutliche +/- Bilanz von -9 spricht neben der ausbaufähigen Scoringquote derzeit etwas gegen den finnischen Feingeist. Außer Acht sollte man Järveläinen aber ebenso wenig wie Christoph Kiefersauer (22 Sp, 4+6), Eric Valentin (22 Sp, 3+4), Louis Anders (22 Sp, 3+4), Clarke Breitkreuz (19 Sp, 4+2) und Toni Ritter (22 Sp, 0+2), denn insgesamt läuft da ein sehr homogener Angriff auf, der wie die Abwehr talentemäßig mit Michael Bartuli (5 Sp, 4+1), Justin van der Ven (21 Sp, 1+3), Eric Hördler (8 Sp, 1+2), Lukas Valasek (20 Sp, 0+1), Daniel Visner (9 Sp, 0+0) und Ilja Fleischmann (12 Sp, 0+0) zusätzlich gut bestückt ist. Unterm Strich schießen die Lausitzer zwar nicht allzu viele Tore – derzeit die zweitwenigsten der Liga – aber die verteilen sich auf zahlreiche Schultern, was die Berechenbarkeit doch sehr erschwert.

Die 5:6-Niederlage der Eispiraten aus dem ersten Aufeinandertreffen spiegelt die Charakteristik der Lausitzer Füchse eigentlich so gar nicht wieder. Etwas geizig beim Toreschießen, aber gleichzeitig sehr schwer überwindbar in der Verteidigungszone sind da schon eher die Markenzeichen der Cracks aus Ostsachsen. Das Topspiel der DEL2 am 23.Spieltag wird also tendenziell nicht noch mal so ein Torspektakel wie Mitte Oktober im Fuchsbau, sondern dürfte ein Spiel werden, in dem die Eispiraten Geduld beweisen und damit rechnen müssen, nicht allzu viele Torchancen zu bekommen. Die richtige taktische Marschroute und deren disziplinierte kollektive Umsetzung werden in diesem Derby mehr Stellenwert haben als die individuellen Stärken einzelnder Spieler.  Traditionell lässt sich dabei die Favoritenrolle keinem der Kontrahenten zuschieben, denn dazu gab es in diesem Duell schon viel zu viele verrückte Geschichten.