Nachdem am Freitag schon die Torhüter und Abwehrspieler vor die Klasse treten mussten, sind heute die Stürmer dran. Hoffentlich hat keiner Prüfungsangst!
Vorneweg: Getreu dem etconline-Motto „emotional, kritisch, unabhängig – und selbstverständlich subjektiv“ ist die Bewertung der Spieler natürlich auch nur ein persönlicher Eindruck aus dem Kreise des Webmasterteams. Deshalb: Diskutiere gerne mit, wie Du selbst die Spieler einschätzt. Wo wir Deiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf getroffen haben oder auch vollkommen daneben lagen.
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Tobias Lindberg
Ronny Bauer verkündete im Sommer bei der Lindberg-Verpflichtung, dass er einer der Stars der Liga werden könnte. Und Ronny sollte recht behalten! Ligaweit zweitbester Scorer und zweitbester Torschütze. Als es das zuletzt gab, waren etliche Eispiraten-Fans noch in der Krabbelgruppe unterwegs oder haben gerade ihre Schultüte bekommen. Und es ist bei weitem kein Zufall, was Lindberg da liefert, denn er bestätigt einfach nur die Vorschusslorbeeren, die seiner Vita vorauseilten. Stark am Puck, clever im Abschluss, kräftiger Antritt, technisch versiert und körperlich extrem robust nötigt er nicht wenigen Gegenspielern eine Menge Respekt ab. Neben der Offensivstärke ist sich Lindberg aber auch hinten für keinen Zweikampf zu schade.
Note: 1-
Dominic Walsh
Und wieder musste Walshi seine Allrounderfähigkeiten zeigen und im letzten Spiel vor der Pause als Defender aushelfen. Egal wo ihn der Trainer hinstellt, der dienstälteste Eispirat brennt für seine Mannschaft und gibt immer alles. Darf er vorne ran, was ja nun erfreulicherweise die meiste Zeit der Fall war, kommt auch ordentlich Output heraus. Und so wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis Walsh sein 100. Tor im schönsten Trikot der Welt erzielt. Obendrein steuert er im 11. Jahr in Crimmitschau auf seine punktbeste Saison zu.
Note: zwischen 2 und 2-
Ladislav Zikmund
Ziggy wühlt und rackert und macht. Hätte er einen weißen anstelle des schwarzen Barts, man würde ihn noch deutlicher für das niemals schlappmachende Duracell-Häschen halten. Klar, der Anlauf in Crimmitschau war etwas verhalten und vor dem Tor kam anfangs auch nicht wirklich was raus, aber inzwischen macht sich der immense Einsatz endlich bezahlt. Mit zwei superwichtigen Toren gegen Bad Nauheim und Freiburg hat sich Zikmund im Ansehen nochmal deutlich nach oben gearbeitet und ist nun endgültig in Westsachsen angekommen. Und man sollte auch mal die berechtigte Frage stellen, ob es nicht Zeit ist, ihn mal mindestens in der 2. Reihe neben Kanninen und Saponari auszuprobieren – verdient hätte er es.
Note: zwischen 3+ und 3
Marat Khaidarov
Oh was hat uns sein Vater Ravil in den 90ern weh getan… An der Seite von Pornobalken Znarok hat der ehemalige Freiburger regelmäßig Crimmitschauer Angstschweiß erzeugt und fast nach Belieben gescort. Sohn Marat sind die Fußstapfen seines alten Herrn allerdings noch etwas zu groß. Dennoch, eins muss man dem mit 1,74m kleinsten Eispiraten lassen: er wuselt enorm, ist sehr flink und hat spielerisch garantiert auch was auf dem Kasten. Einen Start von 0 auf 100 wie Justin Büsing konnte er aber noch nicht hinlegen.
Note: 3
Lucas Böttcher
Seit drei Jahren sind die Crimmitschauer Jungspunde Böttcher, Rudert und Kanya nun eine lässige Bande. In der Vorbereitung hat das Trio durch herzerfrischendes Eishockey auch einige Tore erzielen können, wobei das im Ligaalltag nun aber inzwischen wieder etwas verflogen ist. Allerdings kam „Böttchi“ am ehesten zum Einsatz, wenn durch Ausfälle Lücken in den ersten drei Reihen entstanden waren, weshalb man ihm von den jüngeren Cracks derzeit am ehesten zutraut, sich im Team zu etablieren. Da das Profigeschäft allerdings unbarmherzig ist, sind weitere Schritte nach vorne unbedingt erforderlich, sonst winkt auf Dauer nur noch die Oberliga mit einem Vertrag.
Note: 3
Jannis Kälble
Man muss gut aufpassen, von jungen Spielern nicht zu viel zu verlangen oder die Messlatte zu hoch anzulegen. Auch Jannis Kälble ist noch jung und steht am Anfang der Eishockeykarriere. Allerdings liegt es eben auch an jedem Spieler selbst, egal ob alt oder jung, seiner Karriere die richtige Richtung zu geben – oder sie eben in der Sackgasse enden zu lassen. Dass Kälble in ein paar Jahren gestandener DEL2-Spieler (oder höher) ist, muss aktuell allerdings eher bezweifelt werden. Von den vier jungen Stürmern ist er der erste, der bei vollem Kader in Leipzig ran muss. Das bringt ihm allerdings auch Spielpraxis, die er dringend braucht.
Note: zwischen 3 und 3-
Willy Rudert
Siehe Lucas Böttcher – als Willy Pausenclown stielt er im Team womöglich allen die Show. Will er sich dauerhaft in der DEL2 durchsetzen, kommt jetzt dann aber langsam die Crunchtime.
Note: 3
Thomas Reichel
Als Pohl-Ersatz wurde Reichel im Sommer vorgestellt, was aber auch nur für die Position als Center gemeint gewesen sein kann, denn Reichel ist ein komplett anderer Spielertyp. Nicht der Feingeist, der zwischen Genie und Wahnsinn kreist. Und anders als sein Vorgänger, ist Reichel sehr wohl in der Lage, sich in ein Spielsystem pressen zu lassen. Heraus kommt bei dem 24jährigen dabei zwar nicht die spielerische Extravaganz eines Blacky Pohl, aber mit seiner Lernwilligkeit und Lernfähigkeit wird Reichel in dieser Saison noch für einige wichtige Tore und Vorlagen sorgen können. Die 40-Punkte-Marke ist da keinesfalls außer Reichweite.
Note: zwischen 2 und 2-
Colin Smith
Was hat Colin Smith eigentlich in dem einen Jahr Pause gemacht? Alles vielleicht, aber definitiv nicht das Eishockeyspielen verlernt. Neben Lindberg ist Smith DER Keyplayer bei den Eispiraten. Puckverteiler an allen Ecken und Enden, Mastermind im Powerplay, der wohl beste Bullyspieler der Liga und dank seiner Spielanlage und Übersicht nicht umsonst bester Vorlagengeber der DEL2. Auch für Smith gilt: Er bestätigt die Vorschusslorbeeren auf ganzer Linie. Und dass die Eispiraten für ihn nicht mal eine Kontingentstelle hinblättern müssen, ist natürlich der Coup schlechthin.
Note: 1-
Scott Feser
Nach 4 Spielen hatte Scotti Feser schon 3 Buden auf dem Konto, dann kam aber das frühe Aus im Spiel beim EC Bad Nauheim. Seitdem laboriert er an einer Verletzung, musste sich gar operieren lassen und wird wohl erst in der Adventszeit wieder ins Geschehen eingreifen können – dann hoffentlich in der Form wie vor der Verletzung, denn die war verheißungsvoll!
Note: zwischen 2 und 2-
Vincent Saponari
Fast jeder Puck bei Vinny ist ein guter Puck, denn der Routinier weiß zumeist etwas Kreatives oder Gewinnbringendes mit der Scheibe anzufangen und narrt so manchen Gegner. Vor allem im Powerplay ist er als Verteiler hinter dem Tor eine Augenweide. Die Niederlagenserie in der ersten Oktoberhälfte hat ihn aber den Platz neben Lindberg und Smith gekostet. Neben Kanninen und Verbeek sucht Saponari seitdem noch ein bisschen nach dem Schlüssel, um seine Stärke im spielerischen Bereich einzubringen. So waren es dann zumeist die Powerplays, in den Saponari am effektivsten performte.
Note: zwischen 2 und 2-
Justin Büsing
Bei Khaidarov schon erwähnt – Justin Büsing hat einen Start von 0 auf 100 in der DEL2 hingelegt. Gleich im ersten DEL2-Spiel erzielte er ein Tor und zeigte auch im weiteren Saisonverlauf viele gute Aktionen. Der letztjährige Topscorer der DNL braucht sich im Profigeschäft nicht verstecken und wurde zurecht zum U21-Förderspieler des Monats September gewählt. In Sachen Scorerpunkten führt Büsing unter seinen 38 jungen U21-Kollegen in der Liga ebenfalls.
Note: zwischen 2+ und 2
Henri Kanninen
Wer die Vertragsverlängerung von Henri Kanninen im Sommer eher missmutig aufgenommen hat, sollte nun aber endlich überzeugt worden sein, warum man sich glücklich schätzen darf, den finnischen Angreifer auch heuer im Sahnpark sehen zu dürfen. Als harter Arbeiter ist er nicht nur ein unangenehmer Gegenspieler, sondern setzt auch seine Mitspieler immer wieder klasse in Szene. Dass er zudem noch richtig Zug in seine Schüsse bringt, zeigt Kanninen diese Saison sogar noch häufiger als in der letzten Spielzeit. Neben Smith ist der durchaus impulsive Finne noch ein Garant für Bullygewinne.
Note: zwischen 2+ und 2
Tamas Kanya
Siehe Lucas Böttcher und Willy Rudert. Die gehen schon fast als Drillinge durch.
Note: zwischen 3 und 3-
Hayden Verbeek
Es wäre nicht fair, beim bisherigen Saisonverlauf einem Spieler das Prädikat „enttäuschend“ auszustellen. Das einzige, was bei Hayden Verbeek enttäuschend ist – und für ihn selbst wohl am allermeisten – ist das Verhältnis von Aufwand und Ertrag. Denn da stehen in 14 Einsätzen nun mal nur 2 Tore und 2 Vorlagen. Für einen Kontingentspieler eigentlich deutlich zu wenig. Er wuselt, passt und skatet wie kaum ein anderer, versetzt den Gegner mit seinen Aktionen in Hektik. Mitunter bekommt man aber auch das Gefühl, dass selbst seine Mitspieler in Hektik verfallen ob der unberechenbaren Aktionen des Stürmers. So dribbelt sich Verbeek schon auch gerne mal unfreiwillig selber aus, ist schneller als der Puck oder gedanklich schon bei der nächsten Aktion, ohne die eigentliche Aktion sauber zuende gespielt zu haben. Darunter leidet dann das Zusammenspiel mit seinen Nebenleuten und folglich auch die Torgefahr. Dennoch bleibt festzuhalten: Verbeek bringt sehr vieles mit, um für Begeisterung sorgen zu können. Und wenn dem wohl schnellsten Spieler, der je im Sahnpark spielte, seine Aktionen mal dauerhaft gelingen, wenn seine blitzschnellen Alleingänge und Breaks auch den Weg ins Tor finden, wenn seine Finten die Gegner ins Stolpern bringen – ja, dann werden wir noch viel Spaß mit ihm haben.
Note: 3
Und wer fehlt?
Nun sollte es zwar eigentlich nur um die Spieler gehen, aber zu einem erfolgreichen Team gehören auch die, die das ganze anleiten und auf den Weg bringen. Die Rede ist, klar, von Jussi Tuores und Esbjörn Hofverberg, die dabei sind, das Eishockey in Crimmitschau auf eine neue Ebene zu bringen. Es stimmt die Chemie nicht nur zwischen den beiden Coaches, sondern auch zwischen den Coaches und der Mannschaft. Die gemeinsame Arbeit trägt damit die Früchte, die sie verdient. Deren Reifezeit wird zwar schon noch ein bisschen dauern, aber die Ernte könnte üppig ausfallen. Für die Trainer gibt es eine glatte Note 1 und ein fettes „Danke Jussi! Danke Esa!“