Eines ist jetzt schon gewiss: Dieses Derby gegen Selb wird länger in den Köpfen bleiben. Denn schon die Vorverkaufszahlen lassen erahnen, dass die Eispiraten auf das zuschauerträchtigste Spiel seit Jahren zusteuern. Wenn da am Ende nicht sogar eine 5 vor der Zuschauerzahl steht…! Aber auch ein bisschen Nüchternheit muss bei aller Vorfreude erlaubt sein, denn die 3 zu verdienenden Punkte gibt es für die Eispiraten nicht für die Fankulisse.



Die 3 Punkte werden nämlich nur durch harte Arbeit im Sahnpark bleiben können, denn mit den Wölfen aus dem Fichtelgebirge gastiert das derzeit beste Auswärtsteam der Liga in Crimmitschau. Satte 14 Punkte haben die Cracks von Coach Sergej Waßmiller in 7 Auftritten in der Fremde schon einsacken können. Dass es insgesamt „nur“ deren 20 auf dem Konto sind, liegt eindeutig an der eklatanten Heimschwäche der Selber. Daheim ein bisschen stärker, und die Oberfranken stünden höher als nur auf dem aktuellen 8. Tabellenplatz.

Wenn es den einen Grund für das bislang absolut zufriedenstellende Abschneiden gibt, dann ist es wohl die Ausgeglichenheit im Team und dass viele Schultern die Lasten der DEL2 tragen. Das geht schon im Tor los, wo sich Michael Bitzer (9 Sp, 3.18 GT/Sp, 90.88%, 0 SO) und Michel Weidekamp (4 Sp, 2.45 GT/Sp, 92.96%, 0 SO) die Arbeit erfolgreich teilen.

Dass die Wölfe defensiv nach zuletzt zwei eher lehrreich verlaufenden Spielzeiten deutlich stabiler geworden sind, liegt sicherlich an den Neuzugängen Steve Hanusch (13 Sp, 1+8), Frank Hördler (13 Sp, 0+3) und Maximilian Gläßl (13 Sp, 0+2), die einiges an Erfahrung mitbringen. Der Alleinunterhalter der letzten Saison, Peter Trska (SVK, 13 Sp, 1+6), steht somit nicht mehr ganz so prominent auf weiter Flur, kann allerdings noch immer als die Gallionsfigur in der Abwehr bezeichnet werden. Seine kompromisslose Defensivarbeit sowie seine brandgefährlichen Vorstöße machen ihn zum Denker und Lenker. Die jungen Defender Moritz Raab (13 Sp, 0+3), Jeroen Plauschin (13 Sp, 0+3) und Luis Marusch (13 Sp, 1+1) nehmen bei Trska des öfteren Anschauungsunterricht.

Ist es nun ein Qualitätsmerkmal der Offensive, dass nach 13 Spielen ausgerechnet ein Abwehrspieler (Hanusch) den Goldhelm trägt? Der erste Impuls sagt „in keinster Weise!“. Schaut man aber genauer auf den mit 14 (!) Stürmern gespickten Angriff, dann kommt man schon zu dem Ergebnis, dass da genug Spieler im Kader stehen, über deren Stärke man eigentlich nicht diskutieren muss und für die Toreschießen keine Raketenwissenschaft ist. Da wären etwa Lukas Vantuch (13 Sp, 4+4), Richard Gelke (12 Sp, 5+2), Mark McNeill (CAN, 13 Sp, 2+5), Fedor Kolupaylo (10 Sp, 4+2), Arturs Kruminsch (13 Sp, 2+4), Nick Miglio (CAN, 13 Sp, 2+4), Egils Kalns (LAT, 13 Sp, 2+4) oder Daniel Schwamberger (13 Sp, 2+1) zu nennen. Ach ja, und Jordan Knackstedt (12 Sp, 5+2) nicht zu vergessen, das Enfant Terrible, das zwischen Genie und Wahnsinn wandelt, inzwischen aber auch am Zenit kratzt. Gutes Stichwort übrigens: Ein Manko der Selber könnte sein, dass der Angriff evtl. langsam überaltert, immerhin stehen 7 Cracks mit Jahrgang 1993 oder älter im Kader. Diesem Trend entgegenwirken sollen die jüngeren wie Donat Peter (13 Sp, 4+2), Leon Dalldush (11 Sp, 0+1), Vasilli Panov (1 Sp, 0+0), Nikita Naumann (6 Sp, 0+0) und Konstantin Melnikow (12 Sp, 0+0).

Alles ist angerichtet für ein großartiges Eishockey-Fest. Und zugegeben ja, mit Spannung erwartet man als Fan schon jetzt die Stadiondurchsage zur Zuschauerzahl im dritten Drittel. Dennoch darf sich in diesem Match nicht alles nur um die Zuschauer und das Drumherum drehen. Auf das Wesentliche kommt es noch immer an: Auf dem Eis sind drei Punkte zu vergeben, basta. Und die beanspruchen beide Teams für sich. Ein entscheidender Faktor zum ersehnten Eispiraten-Erfolg wird sicher sein, dass die garantiert beeindruckende Kulisse nicht zur erdrückenden Kulisse wird. Dabei nicht zu überpacen, also nicht zu viel zur falschen Zeit zu wollen, ist ganz wichtig. Rennen die Eispiraten vor lauter Euphorie und Überzeugungswillen nur kofplos an, werden die Selber mit ihrer Routine sowie Waßmiller´schen Sachlich- und Humorlosigkeit eine Antwort finden, die nur den Gästeblock in Stimmung versetzen wird. Damit das nicht passiert, braucht´s von den Crimmitschauern den richtigen Weg durch die Partie. Die Leitplanken: starke Konzentration, ein kühler Kopf und vor allem wieder ein besonderes Maß an Geduld und Resillienz.