Mit den Kannibalen aus Landshut hatten die Eispiraten heute den ersten Gegner der Saison 2023/24 zum zweitenmal vor der Bordkanone. Im Hinspiel an Spieltag 1 gelang es den Rot-Weißen, im Schlussdrittel das Blatt umzukehren und aus einem Rückstand drei Punkte zu machen. Und auch im Sahnpark war es letztlich eine ganz enge Kiste. Felix Thomas war wieder ins Lineup gerückt, nachdem Khaidarov und Preto nach Bremerhaven zurückgekehrt waren. Trotzdem standen mit Büsing und Kreutzer zwei etatmäßige Pinguine im Kader der Westsachsen. 

Sekundenschlaf in der Schlussminute

Nachdem die Eispiraten 2023/24 ein wirkliches Offensivteam sind und auch Landshut sich Attacke auf die Fahnen geschrieben hatte, entwickelte sich schon im ersten Durchgang ein recht flottes Spiel mit etlichen Chancen auf beiden Seiten. Erster Nutznießer waren die Gäste: A. Schwarz arbeitete die Scheibe ins Getümmel vor dem Kasten des wiederum startenden Christian Schneider, von dort flog der Hartgummi hoch in die Luft und in einer aberwitzigen Flugkurve hinter die Torlinie. Wieder so ein unglückliches Gurkentor wie in Dresden. Landshut nahm in der Folge das Zepter etwas in die Hand, und die Hausherren taten sich gegen aggressiv vorcheckende Gäste ziemlich schwer. Diese versäumten es allerdings, sich auf die heute wieder mal etwas kleinlichere Linie des Teams Stripes rechtzeitig einzustellen und nahmen allein im Verlauf der ersten zwanzig Minuten viermal auf der Strafbank Platz. Eine dieser Situationen nutzte Vinny Saponari, indem er seinen eigenen Rebound im kurzen Eck versenkte und den Ausgleich schoß. Nach einer etwas zerfahreneren Phase waren es dann wieder die Gäste, die Duftmarken hinterließen. Direkt nach Ablauf einer Strafe gegen Brückner fuhren die Cannibals einen schnellen Konter, McLellan verwertete die clevere Rückhandhereingabe gnadenlos. Acht Sekunden später stand es gar 1:3. Direkt nach dem Bully eroberte sich Mayenschein die Scheibe und überwand Schneider, da hatten die Eispiraten dann mal eine richtige Schlafwagenminute eingelegt.

Eispiraten arbeiten sich heran

Jussi Tuores reagierte auf das unbefriedigende Drittel und tauschte Schneider gegen den wieder genesenen Oleg Shilin. Diesen Weckruf verstand sein Team, so viel sei vorweg schon einmal verraten. Daß auf der Gegenseite Coach Vogler ebenfalls den Torhüter wechselte, dürfte so in dieser Form noch nicht all zu oft vorgekommen sein. Bei beiden Goalies waren Leistungsgründe nicht das erste, was einem als Begründung einfiel. Aber sei es drum, jetzt hielten Shilin und Vogl, und beide sollten ebenfalls ordentlich zu tun bekommen. Für den Landshuter Keeper war aber die nahezu erste Amtshandlung, die Scheibe aus dem Tor zu holen. Einen druckvollen Angriff schloß Dominic Walsh von der Seite ab, und der omnipräsente Tobias Lindberg hatte wenig Mühe, den Abpraller zum 2:3 im Gehäuse unterzubringen. Die Niederbayern blieben aber dran, und in einem Powerplay in Minute 31 war es Brandl, der eine kluge Rückgabe von hinterm Tor im kurzen Eck unterbrachte. Gut, daß die heute stärkste Eispiratenreihe sofort eine Antwort parat hatte: Colin Smith, schön freigetrickst von Mario Scalzo, lief an der blauen Linie noch ein, zwei Schritte und schlenzte dann den Puck verdeckt in die Maschen. Damit war nach Drittel 2 der Vorsprung der Gäste auf ein Tor zusammengeschmolzen.

Auf die Empty-Net-Formation der Eispiraten ist halt Verlaß

Im Schlußabschnitt dauerte es dann etwas länger, bis die Torsirene ertönen sollte. Erst in Minute 49 war es so weit: der Signature Move der Eispiraten im Powerplay sollte mal wieder funtionieren, Henri Kanninen am kurzen Pfosten bediente Lindberg im Slot zu dessen zweitem Treffer des Abends. Damit war das Momentum komplett auf der Seite der Hausherren, aber mit einem hergeschenkten Gurkentor der Marke „absolut vermeidbar“ gaben sie es schnell wieder zu  den Gästen zurück: einem langen Puck hinters eigene Tor lief Oleg Shilin hinterher, musste dann aber feststellen, dass die Scheibe unterwegs verhungerte, bevor die straffrei vom Goalie zu bespielende Zone erreicht war. Die Eispiratendefender hatten ebenfalls schon abgeschalten, so daß Kharboutli dazwischenspritzen konnte und dem blank stehenden Mayenschein eines der einfachsten Tore seiner Karriere ermöglichte.
Den Gastgebern lief nun langsam die Zeit davon, bis kurz vor Ultimo rannten sie zwar an, aber Vogl ließ sich nicht erneut knacken, und damit musste wieder einmal die diesjährige Spezialdisziplin der Rot-Weißen herhalten: Goalie raus und treffen. Max Balinson war es, der mit einem Kracher aus der Distanz das fällige 5:5 verbuchte und den Sahn explodieren ließ.

In der Verlängerung dauerte es dann nicht lange, bis Tobias Lindberg sich auf und davon machte, um die zwei Punkte einzutüten. Sehenswert, wie sich der Schwede den abgefangenen Puck in einer fließenden Bewegung durch die eigenen Beine vorlegte und Vogl mit einem trockenen Handgelenksschuss überwand.

Die Eispiraten blicken damit auf ein erfolgreiches Fünf-Punkte-Wochenende aus den schweren Spielen in Dresden und gegen Landshut zurück, verbunden mit der Rückkehr in die Top4 der Liga. Zudem sind die Rot-Weißen mit 50 erzielten Toren die mit Abstand treffsichersten Kanoniere der Liga, Tobi Lindberg führt mit 17 Zählern zudem ebenfalls die Liga an. Schöne Zeiten für Crimmitschauer Eishockeyfans sind das.