Nummer 1: Punkten, punkten und nochmals punkten. Nummer 2 – und da machen wir die Psychokiste auf – NERVEN BEWAHREN! Schaffen das die Eispiraten, dann klappt´s auch mit dem Nachbarn. Mit dem Tabellennachbarn Weißwasser nämlich.
Ja, die Sache mit den Nerven. Es scheint, dass diese bei den Eispiraten vor allem im eigenen Stadion ziemlich flattrig sind und dann der Erfolg ein wenig darunter leidet. Oder um es mit den weniger diplomatischen Worten Ilya Sharipovs nach der letzten und damit 14. Heimpleite im 22. Spiel zu sagen: „Wir spielen zuhause einfach scheiße“. Wenn am Ende wenigstens genügend Punkte dabei herausspringen würden, wäre ja alles gut, allein die im Sahnpark fahrig verschenkten Zähler könnten aber allmählich ein ganzes Buch füllen.
Gegen die Lausitzer Füchse, die nur wegen des Torverhältnisses derzeit hinter den Crimmitschauern auf Platz 10 stehen (57 Punkte, 110:129 Tore) gilt es dieses Phlegma nun abzuschütteln, um weiter mit Volldampf Kurs auf die Pre-Playoffs zu halten. Und ganz klar ist, dass in diesem immens wichtigen Sachsenderby auch das Team von Petteri Väkiparta genauso angespannt sein dürfte wie die Eispiraten.
Eine gewisse finnische Coolness dürfte da landestypisch am ehesten Goalie Ville Kolppanen (FIN, 19 Sp, 2.60 GT/Sp, 91.92%, 0 SO) versprühen, dem das angesichts seiner Leistungsstärke aber auch nicht schwerfallen dürfte. Ob Kolppanen zum Einsatz kommt oder vielleicht nicht doch eher der wiedergenesene Nikita Quapp (11 Sp, 2.82 GT/Sp, 91.51%, 0 SO), hängt ganz stark von den taktischen Überlegungen des Füchse-Coaches ab, denn mit Kolppanen ist auch immer ein Tribünenplatz für einen der vier ausländischen Stürmer verbunden.
Um ihre Plätze keinerlei Gedanken müssen sich indes die Defender Maximilian Adam (41 Sp, 2+24), Sebastian Zauner (40 Sp, 4+14) und Dominik Bohac (39 Sp, 1+9) machen, denn allein schon mit ihrer Erfahrung sind sie enorm wichtige Bausteine in der Abwehr, die immerhin als siebtbeste der Liga durchgeht. Dazu tragen auch Kristian Blumenschein, Jan Bednar, Korbinian Geibel, Julian Wäser sowie eine ganze Reihe sporadisch eingesetzter Jungspunde aus den Weißwasseraner und Berliner Talentschmieden bei.
Im Sturm der Füchse dreht sich nahezu alles um den Ausnahmekönner Hunter Garlent (CAN, 44 Sp, 24+30), der seine offensiven Kollegen derzeit als Topscorer der Liga mitreißt. Dies sind zumeist Roope Mäkitalo (FIN, 38 Sp, 17+23) und Kapitän Clarke Breitkreuz (42 Sp, 17+22). An Lane Scheidl (CAN, 43 Sp, 17+11) können sich die Geister scheiden, denn trotz seiner Tore steht auch eine -17 in der Plus-Minus-Bilanz, die schlechteste im ganzen Team. Teemu Henritius (FIN, 30 Sp, 2+9) ist da schon besser aufgestellt, liefert dafür aber kaum offensiven Input. Somit ist klar, welche beiden Cracks im Falle eines Kolppanen-Einsatzes für die Zuschauerrolle in Frage kommen. Louis Anders (40 Sp, 6+13) gehört zu den aufsteigenden Rookies, während sich der Rest der Stürmerschaft, so etwa Eric Valentin, Marco Baßler, Tim Detig, Jan Nijenhuis, Eric Hördler, Toni Ritter, Kevin Handschuh, Daniel Visner oder Ilja Fleischmann, schon ganz tief im Schatten Hunter Garlents bewegt.
Das Rezept für die Eispiraten lautet folgendermaßen: Das kongeniale Duo Garlant/Mäkitalo aus dem Spiel nehmen, außerdem auf Clarke Breitkreuz aufpassen – vor allem bei Füchse-Überzahl – und dann versuchen, die gut stehende Abwehr der Füchse in Bedrängnis zu bringen und zu überwinden. Klingt einfach, wird es aber nicht! Gerade das stürmische Trio infernale außer Gefecht zu setzen, wird ein schweres Unterfangen, denn 53% aller Füchse-Tore und 69% aller Füchse-Powerplaytore geht allein auf deren Konto. So sehr sich Crimmitschau und Weißwasser in den Statistiken ähneln, so deutlich ist doch der Unterschied bei der Verteilung der Tore: Crimmitschau ist im Angriff ausgeglichener und unberechenbarer, hat aber in der Spitze deutlich weniger spielerische Qualität als die Ostsachsen. Welches Modell erfolgsversprechender wird – man wird sehen.
Sicher ist aber, dass beide sächsischen Kontrahenten in das Spiel gehen werden, als sei es die Nummer 7 einer Playoff-Serie. Heißt Kampf um jeden Zentimeter Eis, taktische und körperliche Disziplin, Fehlerminimierung sowie Vermeidung von Hurra-Eishockey. Dem Klassenerhalt ein gutes Stück näher wird dann das Team kommen, welches diese Attribute am besten umsetzt. Und natürlich, welches Team die stärkeren Nerven hat!