Gestern war Selb, morgen ist Regensburg. Und beides ist so eng miteinander verbunden.


Der gestrige Auftritt gegen den direkten Konkurrenten Selb im heimischen Sahnpark wirkt nach. Und es sollte niemand auf die absurde Idee kommen, den aufgeholten 0:2-Rückstand als Erfolg zu betrachten. Vielmehr hat sich das Team durch sein lethargisches, phlegmatisches und unkonzentriertes Auftreten gegen die nur 4 Punkte besser platzierten Oberfranken mit dem Verlust zweier Punkte nur noch weiter in eine immer präkerer werdende Situation manövriert, die sich im Schlussspurt der Hauptrunde gefährlich schnell in Richtung aussichtslos bewegen kann.

Das Spiel beim nächsten direkten Konkurrenten Regensburg wird daher unnötigerweise nur noch wichtiger und der Druck noch höher. Für Kopf und Beine eine mehr als herausfordernde Aufgabe. Die Eispiraten können ihren Allerwertesten darauf verwetten, dass die Regensburger, die sich am Freitag in Bayreuth gleichermaßen blamierten, in der heimischen Donau-Arena um ihr Leben laufen werden in diesem richtungsweisenden Spiel – und das nicht erst ab dem zweiten Drittel! Startet Crimmitschau also auch im vierten Spiel in Folge so desolat, dann wird es auch im vierten Spiel in Folge einen unangenehmen Rückstand geben. Wenn man also eine Lehre aus dem gestrigen Spiel ziehen kann, dann dass die Eispiraten ab Sekunde 1 sowohl vom Kopf her als auch auf den Beinen zu 110% anwesend sein müssen, um nicht ein weiteres Mal selbstverschuldet unter die Räder zu kommen. Solch ein Hinweis sollte an einem 40. Spieltag eigentlich nicht mehr nötig sein, bei den Crimmitschauer braucht es den aber wohl doch.

Für die Jetzt-Erst-Recht-Einstellung wird Coach Max Kaltenhauser auf Seiten der Regensburger sehr wahrscheinlich sorgen können, schließlich belegen die Oberpfälzer derzeit den 10.Rang mit 51 Punkten und 112:124 Toren, haben dabei noch ein Spiel weniger und es somit selbst in der Hand, den direkten Klassenerhalt zu schaffen und damit als Oberliga-Aufsteiger einen sehr gelungenen Einstand feiern zu können. Gleichwohl durchlaufen die Eisbären derzeit auch ein kleines Tief und konnten aus den letzten 6 Spiele nur 1 Sieg bzw. 4 Punkte holen, verloren dabei gegen Selb, Weißwasser sowie eben gestern in Bayreuth.

In der Saisonendphase wird es dabei ganz besonders auf Devin Williams (31 Sp, 2.82 GT/Sp, 91.50%, 2 SO) zwischen den Pfosten ankommen. Schon manchen Punkt hat der Deutsch-Amerikaner schon festgehalten und seine Ambitionen auf höhere Aufgaben unter Beweis gestellt. Backup Patrick Berger (12 Sp, 4.12 GT/Sp, 88.45%, 0 SO) ist das bisher nur bedingt gelungen.

Aus dem Abwehrverbund stechen der offensivstarke Jakob Weber (35 Sp, 7+16) und der erfahrene Tomas Gulda (35 Sp, 0+14) hervor, die jedoch von Xaver Tippmann (31 Sp, 0+5), André Bühler (36 Sp, 1+4), Lars Schiller (20 Sp, 0+4), Petr Heider (36 Sp, 2+2), Patrick Demetz (31 Sp, 0+4) und Korbinian Schütz (29 Sp, 0+2) im Kollektiv sehr gut untersützt werden.

Sucht man nach einem Grund für den aktuellen Durchhänger der Regensburger, wird man vielleicht im Angriff fündig, denn hier sorgte das Leistungsträger-Quartett Corey Trivino (CAN, 33 Sp, 21+22), Richard Divis (37 Sp, 16+21), Nikola Gajovsky (35 Sp, 12+21) und Andrew Schembri (36 Sp, 11+16) bereits in vielen, vielen Spielen für Furore und sicherte durch seine Offensivaktionen die Punkte für den Aufsteiger. Allein deren Bilanz aus den letzten 6 Partien ernüchtert recht schnell: Trivino 0+1, Divis 1+0, Gajovsky 1+1, Schembri 1+1 = 3+3. Wenn der Weg zum Klassenerhalt nicht steinig werden soll, braucht es von den Vieren wieder mehr Input. Dennoch kann Max Kaltenhauser auf weitere gute Angreifer bauen, immerhin hat er bei Topi Piipponen (FIN, 32 Sp, 8+13), Radim Matus (CZE, 32 Sp, 5+10) und Kyle Osterberg (USA, 11 Sp, 5+4) noch die Qual der Wahl bei der Besetzung der Kontingentstellen. Daneben haben sich Marvin Schmid (32 Sp, 8+8), Constantin Ontl (29 Sp, 7+6), Tomas Schwamberger (30 Sp, 4+6), Lukas Heger (36 Sp, 2+8) und Erik Keresztury (23 Sp, 2+5) im Großen und Ganzen sehr zufriedenstellend in der DEL2 etablieren können. Daniel Pronin, Lukas Wagner, Matteo Stöhr und Christoph Schmidt geben Max Kaltenhauser die Option, mit 4 Reihen laufintensives Eishockey zu zeigen.

Die Frage vor dem Selb-Spiel war: „Und was, wenn´s in die Hosen geht?“. Diese Frage kann man auch vor dem Match in Regensburg stellen und die Antwort lautet auch hier: Erstmal kein Drama. Denn rein rechnerisch entscheiden weder das Selb-Spiel noch das Regensburg-Spiel, wenn es für die Eispiraten um das Erreichen des 10.Platzes als Minimalziel geht. Dies hilft vielleicht, um nicht allzu verkrampft an die Sache heranzugehen. Auf der anderen Seite muss aber allen voran den Cracks auf dem Eis bewusst sein, dass die Summe der vertanenen Chancen irgendwann zu erdrückend sein wird. Das beginnt mit einem verlorenen Zweikampf oder einem Fehlpass, führt über ein leichtes Gegentor oder einem verpatzten Abschluss vor dem gegnerischen Gehäuse und endet schließlich mit liegen gelassenen Punkten. Derer kann man sich nun kaum mehr welche erlauben.