Der Eispiraten-Knaller gegen Ravensburg am 30.12.2022 wird bei vielen Fans in der ganz persönlichen Liste der Spiele, die man nie vergisst, gelandet sein. Für diejenigen unter den rot-weißen Anhängern, die schon etwas länger dabei sind, gehört aber noch ein ganz besonderes Spiel dazu – nein vielleicht sogar eine ganze Serie!
Die Rede ist von den Playdowns 2006/07, die der ETC als Tabellenzwölfter gegen den dahinter platzierten ESV Kaufbeuren bestreiten musste. Der Gang in die Oberliga drohte und damit der recht wahrscheinliche tiefe Fall des Crimmitschauer Eishockeys. Mit der Bürde von 15 Niederlagen am Stück zum Abschluss der Hauptrunde gab kaum jemand noch einen Pfifferling auf das Team von Gunnar Leidborg. Und die Serie gegen den ESVK sollte ein Drama in 7 Akten werden – mit Happy End!
Schon Spiel 1 hatte es in sich. Nach 1:0-Führung des ETC wechselte die Führung nach Kaufbeuren und dann zurück nach Crimmitschau. Vier Minuten vor der Schlusssirene nutzten die Allgäuer eine doppelte Überzahl zum 3:3, mit dem es in den Suden Death ging. Hier bot sich zunächst mit einem Powerplay die große Chance auf den ersten ETC-Sieg, aber wenig später ging auch ein ETC-Crack Roman Veber auf die Sünderbank. Bei 4-4 wurde den Westsachsen in der 66. Minute ein Penalty zugesprochen, doch Vadim Slivchenko versagten hier die Nerven. Nur 27 Sekunden später – Kaufbeuren war wieder komplett – schepperte es zum 3:4 im Kasten der Crimmitschauer und das Heimrecht war schon in Spiel 1 pfutsch. Hier geht´s zum Spielbericht.
Der Verlängerungs-K.O. hemmte die Pleißestädter dann in Kaufbeuren vollkommen, denn schon nach knapp etwas mehr als 9 gespielten Minuten stand es 3:0 für den ESVK. Damit wackelte auch Erfolgsgarant Patrick DesRochers, der angefressen für Thomas Zellhuber im Tor Platz machte. Torwartwechsel in Spiel 2 – ganz böse. Auch Zellhuber kassierte prompt ein Gegentor, so dass die Partie nach 12 Minuten schon gelaufen war. Zwar verkürzten die Pleißestädter noch einmal auf 4:2, aber ein Kraut war gegen die kampfstarken Buron Joker nicht gewachsen. Kurz vor Ende fiel noch das 5:2. Hier geht´s zum Spielbericht.
Der ETC stand also schon im dritten Spiel gehörig unter Druck, um dem ESVK nicht schon 4 Matchpucks zu überlassen. Als nach 15 Minuten das 0:1 fiel, stieg die Anspannung der Fans. Mit einem Doppelschlag sendeten die Cracks aus Crimmitschau aber noch vor der Pause ein Lebenszeichen und ließen sich im 2. Drittel auch auch vom 2:2-Ausgleich nicht mehr schocken, der wiederum mit einem erneuten Doppelschlag kurz vor der Drittelsirene beantwortet wurde. Mit einem Shorthander machte Roman Veber den Deckel auf den ersten Sieg nach 17 Niederlagen in Folge. Hier geht´s zum Spielbericht.
Die aufkeimende Hoffnung im Lager der Pleißestädter wurde nur 3 Tage später beim Spiel 4 in Kaufbeuren wieder erstickt, denn erneut legte man einen Fehlstart hin, lag nach 10 Minuten 0:2 zurück. Auch auf das 0:3 in der 35.Minute fand der ETC keine Antwort, so dass man sich torlos und mit einem Stand von 1:3 in der Serie zurück auf die totenstille Heimfahrt nach Sachsen machte. Kaufbeuren hatte nun alle Trümpfe in der Hand. Vor allem gegen das Powerplay der Allgäuer fand man in den 4 absolvierten Spielen einfach keine Mittel. Satte 11 Überzahltreffer schoss der ESVK in den ersten 4 Spielen. Hier geht´s zum Spielbericht.
Do or Die hieß es nun also für den ETC. Und wieder trafen die Kaufbeurer im Powerplay. Allerdings: es war nur 1 Tor und es war „nur“ der Treffer zum 2:1-Anschluss in der 58.Minute. Die Mannen um Kapitän Christian Völk behielten die Nerven und konnten sich in der Schlussphase wie auch im gesamten Spiel zuvor auf einen bärenstarken Patrick DesRochers verlassen. Vadim Slivchenko machte mit dem Empty Net den Deckel drauf. Hier geht´s zum Spielbericht.
Crimmitschau war also weiter in der Serie, doch es ging wieder ins Allgäu, wo man bereits zweimal heftig auf die Nase gefallen war. Diesmal aber waren die ETC-Cracks von der ersten Sekunde an hellwach und ließen sich nicht wieder überrumpeln. Dennoch gelang den Hausherren die 1:0-Führung nach 17 Minuten, die von Vitali Stähle in der 22. Minute zum Ausgleich gekontert wurde. In diesem Spiel lag dermaßen Spannung in der Luft, man hätte Kaufbeuren für einen Abend mit Strom versorgen können. Vor allem zahlreiche Unterzahlsituationen mussten die Crimmitschauer noch überstehen – und das bei der bisherigen Powerplaybilanz des ESVK! Aber wieder war Patrick DesRochers der absolute Turm in der Schlacht, der die Verlängerung festhielt. Diese dauerte nur 55 Sekunden, weil Vadim Slivchenko den bis dato wohl größten Geistesblitz der ETC-Geschichte hatte. Mit einem No-Look-Pass hebelte er Abwehr und Goalie aus – Milan Mikulik verwandelte. Ausgleich in der Serie! Der Treffer versetzte alles, was mit Crimmitschau zu tun hatte, in pure Extase! Und böse Zungen behaupten, ESVK-Goalie Christian Baader sucht den Puck noch heute. Spätestens mit dem Abriss des altehrwürdigen Stadions am Berliner Platz musste er seine Suche jedoch erfolglos abbrechen. Hier geht´s zum Spielbericht.
Was ihnen im entscheidenden 7.Spiel blühte, wurde den Allgäuern bereits bei der Anreise klar, denn Tausende Fans pilgerten in den Sahnpark und verwandelten ihn in einen Hexenkessel. Coach Mike Bullard stand mit versteinerter Miene und Kippe im Mund vor dem Spiel vor dem Hauptgebäude und wusste, dass er an diesem Abend mit Kaufbeuren absteigen wird. Der ETC ging auch entfesselt von der Aufholjagd in der Serie in die Partie, Kaufbeuren hingegen war platt und hilflos. Alexander Heinrich und zweimal Vitali Stähle schossen bis zur 11. Minute ein 3:0 heraus, was die Moral der Kaufbeurer schon zum brechen brachte. Mehr als Frustfouls kam da nicht mehr, so dass Vadim Slivchenko und Matthias Frenzel im letzten Drittel noch in den Genuss von zwei Überzahltoren zum 5:0-Endstand kamen. Die Schlusssirene ging im tausendfachen Jubelschrei der ETC-Fans unter. Ganz ähnlich wie am 30.12.2022 gegen Ravensburg… Hier geht´s zum Spielbericht.
Und weil es immer wieder Gänsehaut verursacht, hier ist das Video zum legendären Siegtreffer im Spiel 6 (Ton anmachen!).