Als Eispiratenfan weiß man mittlerweile manchmal nicht ob man lachen, oder weinen soll ob der Vorstellungen der Mannschaft. Wir greifen zum altbewährten Rezept und blicken auf das bittersüße Wochenende mit einem gehörigen Schuss Ironie und Zucker. Fast so süß wie der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.

Einmal Bratwurst mit Glühwein bitte!

Marian Bazany und ich – einer Meinung. Wenn dies kein Zeichen ist, um zu betonen, dass etwas im Argen liegt bei den Eispiraten, dann weiß ich auch nicht. Zweifelsohne ist der Trainer der Eispiraten Crimmitschau der größere Fachmann bezüglich des Eishockeys und wenn er erkennt – die Mannschaft war nicht bereit zu arbeiten und sogar ich das mit meiner -47 – Dioptrien – Brille erkenne, dann war das was die Eispiraten gegen den EC Bad Nauheim boten eben einfach – scheiße!

Bereits im ersten Drittel machte sich eine Stimmung auf dem Eis breit, als würde man ein Dieter Bohlen Konzert besuchen – irgendwas kratzt da sehr laut rum – bloß schnell raus. Offene Räume, eine Körperhaltung wie bei meiner Oma, wenn die ihr „Verdauerle“ getrunken hat und der Siegeswille einer Brotscheibe hinterließen bei vielen Zuschauern schon einen bitteren Geschmack.

Tim Coffmann zeigte den Eispiraten dann mal einen Bereich auf dem Spielfeld der ihnen gänzlich unbekannt im ersten Drittel war – den Slot. Weder war man bereit diesen zu verteidigen, noch diesen im gegnerischen Drittle aufzusuchen und so vollendete Coffmann im Nachstochern seinen Tanz und erzielte das 0:1. Nun sind die Eispiraten diese Saison nicht gerade bekannt dafür furiose Aufholjagden zu starten – geht auch nicht mit nur vier Torschüssen im ersten Drittel und so mussten die Teufel nur etwas schneller skaten um das Spiel immer unter Kontrolle zu halten. Waren sie doch mal zu langsam konnten sie sich auf eine Sache verlassen – Fehlpässe der Eispiraten.

Möglicherweise wurden da Trainingsanweisungen einfach falsch verstanden – „Fehlpässe zum Mitspieler vermeiden“ wird da ganz schnell zu „Fehlpässe zum Gegenspieler geleiten“. Immerhin das erfolgte mit ziemlicher Konsequenz. Wäre Niklas Lunemann im ersten Drittel zwischenzeitlich einfach mal vom Eis gegangen und hätte sich eine Bratwurst und einen Glühwein geholt – sein Fehlen wäre nicht mal bemerkt worden. Er hätte sich sogar auf die Tribüne stellen und die Eispiraten anfeuern können, damit überhaupt mal was vorwärts geht und er seine Savepercentage ohne eigenes Zutun verbessern könnte.

Eene, mene, Muh und raus bist du!

Im zweiten Drittel sollte zunächst Mick Köhler auf die Strafbank wandern, aber weil die Eispiraten an diesem Abend eben nichts zustande brachten, sagte man sich – vielleicht mit einem Mann mehr – das wird was. Blöd nur, dass der Schiedsrichter bis 6 zählen konnte und bemerkte „Da ist einer zu viel.“ Dem Graf Zahl der DEL 2 entgeht eben nix und so spielten die Eispiraten 4 gegen 4 und weil Mathieu Lemay das doof fand, stellte er seinem Gegenspieler das Bein, wanderte mit auf die Strafbank und ermöglichte Mick Köhler den wohl leichtesten Treffer des Abends.

Die Unterzahlformation der Eispiraten hatte mal wieder zum Tag der offenen Tür eingeladen und ein drei Kilometer vorhersehbarer Querpass wanderte genau auf die Kelle von Köhler, der am langen Eck nur noch vollenden musste. Mit einem zugesprochenen Powerplay keimte endlich so etwas wie die Hoffnung auf das Spiel wieder ausgeglichener zu gestalten, aber weil die Eispiraten lieber bei einem heißen Kinderpunsch Geschichten aus erfolgreichen Zeiten auf der Bank erzählten, störte es sie auch nicht, dass Jerry Pollastrone gemütlich auf Sharipov zufuhr und zum 0:3 vollendete. Scalzo versuchte zwar noch zu stören, aber unser Oldie konnte den Gegentreffer leider auch nicht mehr entscheidend stören.

Bond, übernehmen sie.

Im dritten Drittel ergab man sich endgültig seinem Schicksal als Taylor Vause mit seinem Zauberstab den Puck genau in den Winkel bugsierte. Lobend muss man erwähnen, dass die Eispiraten ihren Fans ihr Kommen wirklich gewürdigt haben – immerhin konnte man bei so einer Vorstellung die eigenen Stimmbänder schonen. Ist ja auch eine Art Bonding zwischen Fans und Mannschaft.

Diagnose – Absolut irre!

Derbysiege sind schön! Vor allen Dingen, wenn sie gegen den Gegner aus dem Fichtelgebirge in beeindruckender Manier geholt werden und so sollte ein torreicher Abend endlich mal ganz nach dem Geschmack der Eispiratenanhänger laufen. Die Eispiraten dürften dem Bild der dissoziativen Persönlichkeitsstörung so ziemlich genau entsprechen, denn man verdrängte einfach das schlechte Gefühl vom Freitag und arbeitete, scorte, jubelte und tat so als hätte es den Freitag nie gegeben.

Der Eispiratencaptain machte bereits im ersten Drittel klar, dass man diesmal von Anfang an dominieren wollte und entzauberte Bitzer nach neun Minuten mit einem trockenen Schuss in den Winkel. Die Abwehr der Blau – rot – Weißen ähnelte dabei einem ziemlich vertrauten Bild aus Westsachsen. Sieht aber einfach schöner aus, wenn es beim Gegner passiert.

Michelangelo und die 5 – Minuten – Terrine

Im zweiten Drittel ähnelten die Eispiraten einer   5 – Minuten – Terrine – kurz schütteln, heiß aufgießen, verspeisen, ab in den Abwasch. Timo Gams erzielte nach 5 Minuten das 0:2 als die Eispiraten endlich mal bewiesen, dass sie auch Powerplay können.

Der Michelangelo der Seeräuber mit dem wunderschönen französischen Akzent zauberte in der 28. Minute das 0:3 an Bitzer vorbei. Fast so schön wie eine tanzende Disneyprinzessin Alexis! Da Disneyfilme immer schön enden, legte Mario Scalzo gleich noch das 0:4 drauf und beendete den Arbeitstag für Michael Bitzer – der hat ja sowieso nix gehalten.

Der Mann mit dem wehenden Haar und den feinen Händen erhöhte nur drei Minuten später wiederum auf 0:5 und bewies, dass die Stimmung der Gästefans noch weiter zum Kochen gebracht werden konnte und weil Mathieu Lemay in Geberlaune war, lieferte er nach feiner Vorarbeit von Scalzo sogar noch das 0:6.

Partytime!

Wenn die Eispiraten mal aus einem Drittel kommen mit zwei Gegentoren war die Messe diese Saison meist gelesen, aber die erzielten Treffer der Wölfe waren am Ende eben nur Ergebniskosmetik – der Form halber Mark McNeill und Thomas Schaaf versauten Sharipov den Shutout. Schon beeindruckend was ein 61 – jähriger Fußballtrainer noch auf dem Eis zu leisten vermag. Da ist Jaromir Jagr ein Jungspund dagegen, oder war es doch seine Geschwisterchen Michael Schaaf welcher am Ende erfolgreich auf 2:6 verkürzte? Man weiß es nicht, es interessiert auch nicht. Die Eispiraten waren mit Feiern beschäftigt.

Fazit

Was bleibt? Viele Fragen – warum nicht immer so? Die Fans wissen, dass es die Mannschaft kann und der derzeitige Frust entsteht aus ebenjener Einstellung die, die Eispiraten gegen Bad Nauheim aufs Eis brachten. Viele Zuschauer schätzen das Team wesentlich besser ein und nun gilt es endlich mal wieder einen Lauf zu starten – am besten gleich gegen den EV Landshut am 23.12.2022 im heimischen Sahnpark.

Nun ist es übrigens doch geschehen – einer der wenigen Backchecks ohne Ilya. Im nächsten ist er sicher wieder dabei. 😉