Schlüsselspiele sind so eine Sache und der Ausgang eines von 52 Hauptrundenspielen ist noch lange kein entscheidender Faktor für den Saisonausgang. Allein der Glaube, dass die Eispiraten nach der 1:3-Heimniederlage gegen Regensburg noch ein ernsthafter Kandidat für den direkten Klassenerhalt sind, schwindet allmählich aber doch. Alte Muster brechen wieder auf: Jede Menge Aufwand, um selber mal ein Tor zu schießen. Und vor dem eigenen Eispiraten-Gehäuse muss der Gegner nur auf die eklatanten Fehler der Westsachsen warten, um erfolgreich aus einer Partie gegen die Bazany-Schützlinge herauszugehen.
Risikominimierung mit zunehmendem Eispiraten-Übergewicht
Beide Teams starteten fast schon weihnachtlich bedächtig in die Partie, denn große Höhepunkte oder gefährlich zuende gespielte Angriffe gab es in den Anfangsminuten kaum. Abtasten war angesagt, was beide Trainer aber durchaus zufriedengestellt haben dürfte. Nach gut 6, 7 Minuten waren es aber die Eispiraten, die die offensive Passivität schneller ablegen konnten bzw. sich nun mehr zutrauten als die Gäste aus der Oberpfalz. Thomas, Lindsten und Pohl hatten hier schon gute Gelegenheiten. Die Partie kippte dann endgültig mit einem ersten Powerplay auf die Seite der Rot-Weißen. Die Überzahlsituation wurde gut ausgespielt, allein der Torerfolg stellte sich nicht ein. Wenn man den überlegenen Eispiraten, die Puck und Gegner von nun an gut kontrollieren konnten, etwas vorwerfen musste, dann zu wenig Verkehr und zu wenige Rebounds vor dem Regensburger Tor. So hatte der bis dato stärkste Regensburger, Goalie Devin Williams, zumeist wenig Mühe, die Schüsse der Crimmitschauer zu entschärfen. Auf der Gegenseite blieb Ilya Sharipov nahezu beschäftigungslos. Ergo ging es mit einem 0:0 in die Pause. Ein Ergebnis, dem die Regensburger sicherlich mehr abgewinnen konnten als Crimmitschau.
Eispiraten-Führung lässt das Spiel kippen
Crimmitschau hielt die Kontrolle des Spiels auch zu Beginn des Mittelabschnitts in den Händen und in der 26. Minute belohnten sich die Westsachsen auch endlich und längst überfällig. Lindsten setzte gut nach, D´Aoust mit einem No-Look-Pass durch seine Beine und Lemay zimmerte die Scheibe unter die Latte. Das ging Regensburg zu schnell und war toll gemacht von der Paradereihe der Westsachsen. Aber als hätten sie diesen Rückstand gebraucht, waren die Eisbären nun plötzlich hellwach. Die Oberpfälzer gingen mit deutlich mehr Forechecking ans Werk und machten dafür die neutrale Zone etwas auf, waren aber stets auch ruckzuck zu dritt an der eigenen Blauen Linie, wenn Crimmitschau sich näherte. Dass die eigene Führung die Eispiraten so aus dem Konzept brachte, war bitter. Die Zuordnung stimmte in der Defensive gar nicht mehr, was Osterberg dankend zum 1:1 (30.) nutzte. Crimmitschau haderte nun mit sich selbst, mit dem Schiedsrichter und irgendwie mit allem und jedem. So folgte im ersten Eispiraten-Unterzahlspiel auch fast schon mit Ansage das 1:2. Dass die Regensburger mit Querpässen die Abwehr aushebeln können, sollte sich herumgesprochen haben. Gajovski durfte es trotzdem und Divis musste nur ins leere Tor schieben (32.) – vorausgegangen war wiederum ein bitterböser Crimmitschauer Puckfehler. Damit war die Partie gedreht und angesichts des verlorenen Spielfadens der Crimmitschauer war das dann nicht mal mehr unverdient. Denn die klar verteilten Spielanteile bis zum 1:0 nutzen eben nichts, wenn da nur 1 Tor herausspringt und man dann den Gegner beschenkt.
„Es ist zum kotzen“
Wir nehmen einfach mal das Schlussinterview von Felix Thomas vorweg, der das Ergebnis und wie es zustande kam, einfach nur zum kotzen fand. Dem braucht man eigentlich nichts hinzuzufügen. Crimmitschau war in den letzten 20 Minuten gefordert, den richtigen Mittelweg zwischen Angriff und Verteidigung zu finden, denn natürlich musste die Rot-Weißen kommen, durften aber auch nicht fahrlässig in Konter laufen. So entwickelte sich zunächst ein Geduldspiel, in dem Regensburg sich leicht tat, die Versuche der Eispiraten wegzuverteidigen oder gar durch viel Laufarbeit und Positionswechsel die Scheibe im Crimmitschauer Drittel zu halten. Ab etwa der 50. Minute schalteten die Westsachsen dann zusehends in den Sturmmodus, was auch zu Chancen führte. Aber auch hier fehlte der letzte Zug, das letzte Korn oder die letzte Idee – man kann es sich aussuchen. Und vielleicht kann man auch einfach ein bisschen auf das fehlende Scheibenglück schimpfen, das natürlich immer dann umso mehr fehlt, je tiefer man in der Kacke steckt. Williams im Tor der Regensburger konnte jedenfalls stoisch die Pucks klären, die auf ihn zukamen. In der 57. Minute nahm Bazany die Auszeit, doch ehe man sich mit der allerletzten Schlussoffensive Richtung Punkt kämpfen konnte, war die Partie entschieden, denn einen 2-1 Konter nutzte Regensburg in der 58. Minute zum 1:3. Diagonalpass, Schläger reinhalten – Tor. Eishockey kann wirklich ein ganz einfacher Sport sein.