Nicht wenige Eispiraten-Fans dürften zum Wochenauftakt überrascht worden sein, denn in der aktuellen Pleitenserie, die schon 8 Spiel andauert und mit einem blutleeren 0:3 gegen Schlusslicht Bayreuth ihren bisherigen Tiefpunkt erreichte, hatte die Mehrheit wohl auf eine klare Reaktion auf dem Trainerposten gehofft. Da in Crimmitschau aber gerne mal so manche Gesetzmäßigkeit des Geschäfts ausgehebelt wird – oder arg verspätet einsetzt – haben sich die Verantwortlichen auf keine personellen Konsequenzen festgelegt und stattdessen das Prinzip Hoffnung gepaart mit Pflichtapellen an das Team ausgerufen.



Bei der eisigen Brise, die da gerade durch den Sahnpark weht, geht es schon fast unter, dass es auch nach 32 Jahren doch noch Eishockey-Clubs in Deutschland gibt, die erstmalig den Weg nach Westsachsen antreten. So etwa die Krefeld Pinguine.

Die Cracks vom Niederrhein erleben ihre erste Saison in der DEL2 und tingeln nach ihrem Verständnis durch die Niederungen des deutschen Eishockeys. Damit gab es zu Beginn der Saison durchaus auch das ein oder andere Umstellungsproblem, weshalb schon Mitte Oktober Leif Ströberg von seinen Trainerpflichten entbunden wurde. Mit Peter Draisaitl hat man schließlich einen namhaften Nachfolger gefunden, dessen größte Trainererfolge in Deutschland zwar auch schon ein wenig zurückliegen, der aber durchaus eine gewisse koryphäenhafte Aura mitbringt. Dem Team hat der neue Coach jedenfalls gut getan, denn in den 11 Spielen unter dem ehemaligen deutschen Nationalspieler gab es 7 Siege, so dass der KEV gegenwärtig mit 45 Zählern und 75:58 Toren auf dem 3.Tabellenplatz steht.

Verlassen kann sich die drittebeste Defensive der Liga dabei nicht nur auf Stammgoalie Sergei Belov (RUS, 17 Sp, 2.57 GT/Sp, 92.16%, 1 SO) und seinen herausragenden Backup Hendrik Hane (6 Sp, 1.64 GT/Sp, 94.54%, 2 SO), sondern auch auf die Abwehrstützen um Philip Riefers (19 Sp, 4+7), Pascal Zerressen (20 Sp, 2+8), Dominik Tiffels (23 Sp, 0+5) und David Trinkberger (20 Sp, 0+3) – allesamt reichlich DEL-erfahren. Die jungen Cracks Nikonor Dobryskin (17 Sp, 1+4), Maximilian Söll (22 Sp, 1+4), Tom-Eric Bappert (22 Sp, 1+4) und Sandro Mayr (17 Sp, 0+2) machen ihr Zeug ebenfalls gut und prägen sich bei den Fans in der DEL2 allmählich ein.

Längst bekannt ist hingegen die Sturmspitze der Pinguine, die bestehend aus dem schussgewaltigen Zach Magwood (CAN, 23 Sp, 14+15), dem langjährigen Nationalspieler Marcel Müller (21 Sp, 14+14) und dem virtuosen Kael Mouillierat (CAN, 22 Sp, 6+18) schon satte 81 Scorerpunkte gesammelt hat und zumeist die wichtigen Tore herbeiführt. Eine starke Reihe allein führt aber noch lange nicht auf den 3. Platz, weshalb sich im Angriff der Krefelder natürlich noch viel mehr zusätzliche Qualität tummelt. Da wären etwa Leon Niederberger (22 Sp, 5+11), Alexander Weiß (21 Sp, 3+11), Davis Koch (23 Sp, 2+9), Dennis Miller (23 Sp, 7+3) oder Mike Fischer (22 Sp, 7+3) zu nennen. Aber auch Nikita Krymski (20 Sp, 5+2), der Altmeister Eddi Lewandowski (23 Sp, 1+4), Justin van der Ven (20 Sp, 1+2) und Nikita Shatsky (RUS, 22 Sp, 1+1), die nicht so sehr im Rampenlicht stehen, tragen ihren wichtigen Teil zu einer in der Breite und Tiefe durchaus meisterschaftswürdig ausgestatteten Offensive bei.

Phoenix aus der Asche oder weiter Punktelieferant – wie sich die Eispiraten im Heimspiel gegen den DEL-Absteiger präsentieren werden, bleibt mit ganz viel Spannung zu erwarten. Denn auch wenn das kommende Wochenende mit den Partien gegen Krefeld und Kassel sportlich extremst herausfordernd wird, so wird der Auftritt der Crimmitschauer schon einige Rückschlüsse offenbaren, ob irgendwelche Mittel und Wege gefunden werden konnten, um den Standby-Modus der Mannschaft zu beenden oder ob doch nur einfach weitergewurstelt wird. Und ganz abgesehen davon bleibt angesichts der präkeren Situation der Bedarf an Punkten ungebrochen hoch, egal ob der Gegner Erster oder Letzter ist.