Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Trotz der schwersten sportlichen Durstsrecke seit 2019/20 – damals 9 Niederlagen am Stück – sind die Eispiraten im Heimspiel gegen Bayreuth zum Siegen verdammt, wenn sie über kurz oder lang aus dem Tabellenkeller rauskommen wollen.



Und genau so wenig müssen wir um den heißen Brei herumreden, dass die Bayreuther als das mit Abstand schwächste Team der Liga in den Sahnpark reisen. In nahezu allen relevanten Statistiken belegen die Oberfranken den letzten oder vorletzten Platz, was in der Summe zu mageren 1o Punkten und 44:84 Toren führt – selbstredend, dass das nur zum Tragen der Roten Laterne berechtigt. Sogar S*** hatte zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison schon mehr Punkte auf dem Konto. Auch der Trainerwechsel, den die Tigers-Verantwortlichen schon nach dem 9.Spieltag vollzogen, hat noch keine Initialzündung ausgelöst. Marc Vorderbrüggen hat als Headcoach nun genauso mit den Unzulänglichkeiten zu kämpfen und sucht nach den Lösungen.

Dabei sorgten die Bayreuther im Sommer auf dem Transfermarkt für einige Schlagzeilen. Allein der sportliche Erfolg stellte sich nicht wie geplant ein. Im Tor beispielsweise verzweifelt Olafr Schmidt (16 Sp, 3.67 GT/Sp, 88.73%, 0 SO) nicht nur an seinen Vorderleuten, sondern auch an seinen eigenen Ansprüchen, die zu erwartende verlässliche Nummer 1 zu sein. Backup Lukas Steinhauer (7 Sp, 3.95 GT/Sp, 86.16%, 0 SO) ist vor manchem Klops auch nicht gefeit.

Die angesprochenen Verzweiflung in der Abwehr lässt sich am Finnen Petteri Nikkilä personifizieren, denn der 30jährige ist keinesfalls ein abgehalfterter Alt-Profi, der in der DEL2 noch bisschen zocken will. Nein, Nikkilä stand noch in der Saison 2020/21 mit der finnischen Nationalmannschaft auf dem Eis, scorte als Defender in der letzten Saison noch 35 Scorerpunkte (!) in 58 Spielen in der SM-Liiga. 439 Spiele (39+153) in der höchsten finnischen Spielklasse sollten eigentlich für sich sprechen und einen größeren Königstransfer kann man als deutscher Zweitligist daher kaum leisten. Aber: 0 Tore, 10 Vorlagen und -12 in 21 Einsätzen sind der Vita eines solchen Spielers ziemlich unwürdig. Was das ganze Dilemma in Oberfranken eigentlich auf den Punkt bringt: Die Leistungsträger liefern nicht. So bleiben auch die anderen Abwehrspieler Garret Pruden (17 Sp, 0+3), Lubor Pokovic (20 Sp, 1+0) und Eric Stephan (17 Sp, 0+0) deutlich hinter ihrem Leistungsvermögen zurück. Moritz Raab (21 Sp, 0+1) kommt vom Sprungbrett ins Profigeschäft nicht runter und Leon Schuster sowie Dennis Dietmann sind ob ihrer jungen Jahre auch noch nicht so weit. Allenfalls Patrick Kurz (16 Sp, 1+3) sieht sich wenigen Zweiflern ausgesetzt, immerhin ist er der einzige Abwehrspieler ohne negative +/- Bilanz – beim Spiel in Crimmitschau sitzt er allerdings eine Sperre ab.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen auch im Bayreuther Sturm meilenweit auseinander. Nur knapp über 2 Tore gelingen den Tigers pro Spiel. Dabei wollte man den Gegnern aufgrund der Offensiv-Besetzung eigentlich das Fürchten lehren. Der allgegenwärtige Wirbelwind Ville Järveläinen (FIN, 20 Sp, 6+14) – zweitbester Hauptrundenscorer der Vorsaison und seitdem auch neuer Rekordhalter in Sachen Tore (43) – wurde per Rentenvertrag gebunden. Dazu wurde ein Sami Blomqvist (FIN, 17 Sp, 2+6) verpflichtet, der schon annähernd 200 Tore in der DEL2 erzielte und noch dazu Philippe Cornet (CAN, 13 Sp, 2+7), dem noch vor 2 Jahren 28 Tore in 39 Spielen für Kassel gelangen. Travis Ewanyk (19 Sp, 8+0) und Mike Mieszkowski (12 Sp, 6+0) wurden als deutsche Leistungsträger verpflichtet, Christian Kretschmann (21 Sp, 7+8) und Dani Bindels (21 Sp, 5+9) als starke Stammspieler gehalten. Damit schien alles angerichtet für ein Offensivfeuerwerk und den Kampf um möglicherweise gar die direkten Playoff-Plätze. Allein die tatsächliche Ausbeute ist mehr als enttäuschend. Hoffnung soll die DEL2-Rückkehr von Branden Gracel (CAN, 8 Sp, 4+3) bringen, dem kongenialen Partner Blomqvists aus Kaufbeurer Zeiten. Gemeinsam auflaufen steht aber gegenwärtig nicht wirklich auf dem Programm, denn Blomqvist sitzt wegen Leistungsschwäche seit der Länderspielpause als 5.Kontingentspieler auf der Tribüne – die (Selbst-)Demontage eines DEL2-Stars. Ansonsten laufen da noch Jan-Luca Schumacher (20 Sp, 0+8), Jesse Roach (18 Sp, 1+4) und Tobias Meier (21 Sp, 0+4) im bis dato enttäuschenden Tigers-Sturm auf.

Betrachtet man die letzten 10 Spiele, so stehen sich am 1.Advent 2 Siege (8 Punkte) und 1 Sieg (5 Punkte) gegenüber. Es sollte also keine Überraschung sein, dass weder Crimmitschau noch Bayreuth vor Selbstvertrauen strotzen. Das lenkt das Spiel dann erst recht weg von der potentiellen Qualität, die in den Teams eigentlich steckt – eigentlich, denn keine der Mannschaften bringt das aktuell aufs Eis -, so dass sich die Partie ganz klar zur Kopfsache entwickelt. Tabellenstand und Stastistiken werden kaum ins Gewicht fallen. Allein wer das bessere Nervenkostüm hat und Rückschläge besser wegsteckt, wird das Spiel für sich entscheiden können. Denn mächtig Druck ist in beiden Clubs unter dem Kessel. Ob dabei das Heimspiel für Crimmitschau Vor- oder Nachteil ist, bleibt diskutabel.