Es sind düstere Zeiten in Crimmitschau. Acht brutal lange Tage darf man das geilste Team der Welt nicht bewundern und stattdessen mit einer zusammengewürfelten Truppe vorliebnehmen, die so einen komischen Adler auf der Brust hat. Damit euch die Zeit nicht zu lang wird, bringen wir euch mit dem Backcheck durch die Deutschlandcuppause und by the way liebe Nationalspieler – ihr spielt geiles Eishockey, aber ihr seid eben nicht das geilste Team der Welt. Warum es in Ravensburg nicht geklappt hat und was man in Crimmitschau braucht um erfolgreich zu sein, erfahrt ihr diesmal im Backcheck der anderen Art.
Yes, we can!
Hängende Mundwinkel, ein von Augenringen dominiertes Gesicht, eine Frisur wie durch strömenden Regen gelaufen – nein, die Rede ist nicht von Frau Hosenanzug Angela Merkel, sondern von uns liebe Eispiratenfans.
Seit nun mehr neun Spielen tun sich die Eispiraten schwer gegen die Puzzlestädter und jedes Mal ärgert man sich aufs Neue. Dieses Mal startete man eine furiose Aufholjagd, nur um am Ende wieder mit leeren Händen die Heimreise anzutreten.
It’s a me Mario! Oder eben nicht …
Ein Hauptaugenmerk dieser Partie, sollte auf dem Bruder eines leicht adipösen Klempners aus Videospielen liegen. Wer die Super Mario Brüder kennt, weiß, dass nur einer gemeint sein kann – Luigi.
Möglicherweise haben die Eispiraten vor dem Spiel bereits ein Interview mit Marvin Drothen gehört und kamen deshalb etwas schläfrig ins Spiel. Der 20 – jährige Angreifer der Ravensburg Towerstars hatte ungefähr die Aufgeregtheit einer nassen Toastscheibe in seinen Drittelpauseninterviews und scheint die Eispiraten in einen Dämmerzustand versetzt zu haben. Anders ist nicht zu erklären warum das Duo Infernale von Ravensburg – Robbie Czarnik und Fabian Dietz im Angriffsdrittel schalten und walten konnten wie sie wollten.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass eben jener Robbie nach begeisterten Blicken der Eispiratendefensive einen Querpass von Dietz verwandeln konnte und seine Farben mit 1:0 in Führung bringen konnte. Psst liebe Eispiraten – wenn ein Spieler in der Liga in sechs Jahren über 260 Punkte sammeln konnte, dann sollte man den vielleicht nicht aus den Augen lassen.
Eine Antwort auf den Führungstreffer blieb aus und so konnte der Abklatschmario Luigi Calce in der 15. Minute gar auf 2:0 stellen. Hört sich an wie eine kalte Calzone, schmeckte auch so und so ging es mit dem bitteren Geschmack des 2:0 Pausenrückstands in das zweite Drittel.
Die unendliche Geschichte
Zwischendurch musste man jedoch das endlos lange Interview mit Marvin Drothen hören und so war es fast eine Erleichterung als man nach einem kurzen sechsstündigen Nickerchen feststellte, dass es bereits 3:0 für die Towerstars stand – immerhin etwas Action. Ihr ahnt schon wer weiter seine Punkte gegen die Eispiraten machte – Robbie Czarnik. Ich weiß nicht ob die Eispiraten ihm Treuepunkte zahlen, jedenfalls sammelt er fleißig weiter und gerade als man drauf und dran war das Spiel auszuschalten, legten die Eispiraten den beklemmenden Hosenanzug ab und begannen Eishockey zu spielen. Ausschlaggebend dafür? Die kleine italienische Wurst, der eine schöne Stänkerei mit Feser begann.
In der sehr subtilen und wirklich nur hinter Zwischentönen versteckten Art veranschaulichten die Ravensburger Fans dabei ihre Eloquenz mit der schwierigen Kantate „Ein bißchen weiß, ein bißchen rot …“ den Rest erspare ich euch. So schön war es nun auch nicht.
Captain, mein Captain!
Patrick Pohl zeigte Jonas Langmann seine Grenzen nach einem schönen Konter auf und sorgte für lange Gesichter bei den Minensängern. Mit schönem Schuss in den Winkel verkürzte der Captain zum 3:1. Etwas verwundert, rieb man sich die Augen, doch die Eispiraten begannen plötzlich mitzuspielen und weil die Eispiraten diese Saison einfach Powerplay können machte Mathieu Lemay gar das 3:2.
Nur eine halbe Minute später erfüllte der Klempnergehilfe den Towerstars dann einen Bärendienst, indem er eine fünf Minuten Strafe kassierte. Wiederum war die bemerkenswerte Feinzüngigkeit der Fantrolle aus Ravensburg zu hören „Hängt sie auf …“ Nun ja …
Scheinbar amüsiert über die Doppelmoral der heimischen Fans, trafen die Eispiraten sich zum kaputt lachen in der Wechselzone und weil sie zu sechst lachten, kassierte man eben noch eine Strafe. Dann kam jedoch wiederum die härteste Strafe – noch ein Drittelpauseninterview. Das war bestimmt ganz spannend.
Wie gewonnen, so zerronnen.
Doch diesmal sollte die Schlaftablettentaktik nicht funktionieren, denn nach Pfosten Eispiraten, Pfosten Czarnik weckte Christian Schneider mit einem Megasave nach Penalty sein Team endgültig aus der Lethargie auf und Henri Kanninen vollendete gar mustergültig durch die Beine zum 3:3 und auf einmal schien es greifbar – der alte Merkelspruch – konnte er doch wahr werden? „Wir schaffen das!“
Man nahm die Merkelpose ein – Raute mit den Händen, Raute auf dem Eis – Pass in die neutrale Zone und Maxim Rausch musste ihn nur weiter leiten, erwischte jedoch einen gebrauchten Tag und spielte Florin Ketterer in die Kelle, der weiter leitete zu Nick Latta, welcher auf Marvin Feigl legte und dieser vollendete eiskalt zum 4:3 – jetzt stimmte das Merkeloutfit wieder und bei den Eispiraten sah man hängende Mundwinkel und weil die Towerstars ungefähr so erfreulich sind wie die Energiepreiserhöhung legten diese in Form von Maximilian Hadraschek noch einen drauf. 5:3 – das darf man nach dieser Aufholjagd schon mal ärgerlich finden.
Die sinnloseste Niederlage seit Langem. Es stinkt etwas im Hause der Eispiraten.
Diese 4:3 Niederlage gegen die Heilbronner Falken tut weh. Über weite Strecken des Spiels waren die Eispiraten die spielbestimmende Mannschaft und dennoch steht man am Ende lediglich mit einem Punkt da.
Ein Backcheck mit flapsigen Sprüchen ist dazu da auch schmerzhafte Niederlagen mit einem Schmunzeln hinter sich lassen zu können und neue Energie für die anstehenden Aufgaben zu tanken, doch ein wenig sprachlos macht einen diese Niederlage in Overtime schon. Eine kurze Analyse.
Wir bauen auf und reißen ein …
Viele Fans reiben sich derzeit verwundert die Augen – die einst so starke Defensive der Eispiraten hat derzeit die fünftmeisten Gegentore der Liga und für Defensivfanatiker Bazany muss dies ein ordentlicher Dorn im Auge sein. Zudem noch das drittschlechteste Team der Liga in Unterzahl und die Leistung des Ein oder Anderen Eispiraten wirkt von lustlos bis verschlafen. Zudem hatte man zum selbigen Zeitpunkt der vorigen Saison bereits 7 Punkte mehr und 8 Gegentore weniger. Mit 13 Prozent Powerplayquote am Ende der vorigen Saison hatte man eine gruselige Ausbeute, war jedoch auch das fünftbeste Team in Unterzahl.
Nun hat man ein ordentliches Powerplay, jedoch eine gruselige Unterzahl und auch wenn die Halloweenzeit eine Zeit zum Gruseln ist, so wünscht man sich doch, dass Graf Dracula endlich aufhört die Energie aus den Eispiraten zu saugen.
Zu oft tritt das Team schwankend auf. Schlafwagenphasen baut man in jedes Spiel ein und läuft so unnötig Gegentoren hinterher oder reißt mit dem Hintern wieder ein, was man sich aufgebaut hat. Dabei muss man natürlich die Charakterfrage stellen – beim Team und beim Coach. Möglicherweise auch bei den Fans?
Angsthasenhockey?!
Fangen wir beim Team an – das Potential ist da. Sharipov und Schneider bringen die erwarteten Leistungen und all die Angstschwitzer die nach der Verpflichtung von Sharipov Zweifel hatten, wurden eines Besseren belehrt. Sharipov liegt magere 2% Punkte hinter Gracnar und zeigt sein Können immer wieder. Der Sturm erzielte diese Saison bereits 7 Tore mehr als zum gleichen Zeitpunkt voriges Jahr und so blickt man fragend auf die Defensive und muss feststellen – zu oft entstehen unnötige Lücken und in Unterzahl ist die Leistung katastrophal.
Hinter der Bande bemängelt Bazany oft die fehlende Einstellung und das man 60 Minuten nicht den Gameplan befolgt habe. Leider zeigt sich eine fehlende Flexibilität des Coaches, wenn der Gameplan nicht funktioniert und so wünscht man sich eine engere Kommunikation zwischen Team und Trainer um die gemeinsamen Vorstellungen umzusetzen.
Was trägst DU zum Erfolg bei?
Und die Fans? So schwankend wie die Leistung der Eispiraten ist der Support nicht, doch oft verliert man den Fokus. Man befasst sich mit Gegnern, man bemängelt einfache Dinge und langsam macht sich Unruhe breit. Zwischen Hobbycoaches und Minihools entsteht derzeit eine Dynamik die den Fokus vom Support weg lenkt. Genervtes Augenrollen bei Fehlpässen, die zugegebenermaßen allzu oft geschehen. Gemurmel bei unsauber gespielten Angriffsaktionen und die Einstellung „Die müssen erstmal was leisten“ lässt den so lauten und kraftvollen Sahnpark so langsam abkühlen.
Crimmitschau war immer dann erfolgreich, wenn Trainer, Mannschaft und Fans eine Einheit bildeten und so wünsche ich mir, dass der derzeitige Missmut hintenangestellt wird, lösungsorientiert gearbeitet wird und man dem Team auch Fehler vergeben kann.
Dieses Team kann begeistern und wenn sie durch die jüngsten Misserfolge nicht den Glauben an sich selbst haben, dann muss man als Fan umso mehr an sein Team glauben. Alle Hobbymarcel Reifs können ihre Fußballanalysen nach dem Spiel gern dem Supermarktverkäufer um die Ecke erzählen. Ich gehe sogar so weit und stelle mich freiwillig zur Verfügung mir anzuhören, warum es diesmal nichts geworden ist NACH dem Spiel, aber während dem Spiel gilt es für alle als Einheit aufzutreten und den Sahn endlich wieder zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen und nicht zum Selbstbedienungsladen. Die nächste schwierige Aufgabe steht bereits am Dienstag, den 15.11.2022 bevor und wieso dies nicht als Ausgangspunkt nehmen um den bisherigen Saisonverlauf herum zu reißen? Unser Herz schlägt rot – weiß!