Im fünften Anlauf ist es den Eispiraten endlich gelungen, einen Freitag erfolgreich abzuschließen. Der Sieg gegen Freiburg soll der richtige Antreiber für das anstehende Westsachsen-Oberfranken-Derby sein. An dessen Ende soll die Rote Laterne nach dem Geschmack der Crimmitschauer natürlich weiter in Bayreuth leuchten und zugleich der Anschluss der Rot-Weißen an die einstelligen Tabellenplätze hergestellt sein.

Ein Selbstläufer wird das natürlich nicht, schon gleich gar nicht in Bayreuth, wo sich die Eispiraten in der Vergangenheit nicht erst einmal unter Wert verkauft haben. Dennoch muss man auch ganz deutlich festhalten, dass die Oberfranken in der bisherigen Saison so ziemlich alles schuldig geblieben sind, was man sich nur denken kann. Zumindest die Vorschusslorbeeren, die durch aufsehenerregende Transfertätigkeiten im Sommer erzeugt wurden, blieben bis dato eher Rohrkrepierer. Daher stehen aus 10 absolvierten Spielen der Tigers gegenwärtig auch nur 5 Punkte 17:36 Tore zu Buche – selbstredend ist das der letzte Tabellenplatz. Sogar Selb hatte zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison schon mehr Punkte gesammelt.

Der erste Leidtragende dieser unbefriedigenden Situation in einem sicherlich nicht sehr stressressistenten Tigers-Umfeld war Robin Farkas, der in der vergangenen Woche seinen Trainerposten räumen musste. Der bisherige Co Marc Vorderbrüggen muss nun in die Presche springen und das zweifelsohne vorhandene Potential aus dem Team herauskitzeln.

Potential, das es aber auch zu beweisen gilt. Hier sei beispielsweise Goalie Olafr Schmidt (8 Sp, 3.36 GT/Sp, 87.86%m 0 SO) genannt, der im 5. Jahr seiner DEL2-Karriere nun erstmals die unumstrittene Nummer 1 sein soll, nachdem er bisher stets als megastarker Backup galt. Den neuen Status konnte er bislang allenfalls ausreichend ausfüllen. Lukas Steinhauer (3 Sp, 3.62 GT/Sp, 86.76%, 0 SO) bleibt daher als Vertreter weiter gefragt.

In der Abwehr klaffen Anspruch und Wirklichkeit ebenfalls deutlich auseinander, denn wenn ein 41jähriger wie Lukas Slavetinsky (10 Sp, 1+1) hier als absolute Stütze herhalten muss, scheint etwas nicht zu stimmen. Der Finne Petteri Nikkilä (10 Sp, 0+2), immerhin mit 439 Spielen und 192 Scorerpunkten (39+153) in der höchsten finnischen Liga ausgestattet und deshalb so etwas wie der Top-Transfer der DEL2 im Sommer, ist bislang noch nicht richtig in Bayreuth angekommen. Garret Pruden, Leon Schuster, Eric Stephan, Lubor Pokovic, Dennis Dietmann, Moritz Raab und Patrick Kurz versuchen ihr Bestes, doch die drittmeisten Gegentore der Liga konnten sie damit bis dato auch nicht verhindern.

Und dass es bei den Oberfranken aktuell auch nur zu 1.7 Toren pro Spiel reicht, verschärft die Notlage selbstredend. Dabei war eigentlich davon auszugehen, dass eine Reihe mit den Finnen Ville Järveläinen (9 Sp, 2+6) und Sami Blomqvist (10 Sp, 1+4) und dem Kanadier Philippe Cornet (9 Sp, 1+4) sich zur puren Tormaschine entwickeln würde. Immerhin ist Wirbelwind Järveläinen seit Jahren ein beständiger Punktsammler in der Wagnerstadt und auch Cornet und Blomqvist haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie einiges raushauen können. Blöd nur, wenn es einfach nicht funken will zwischen dem Trio. So laufen sie inzwischen auch nicht mehr gemeinsam auf. An Travis Ewanyk (10 Sp, 4+0), einem weiteren beachtlichen Neuzugang, scheiden sich die Bayreuther Geister ebenfalls noch, denn -12 in der +- Bilanz lesen sich alles andere als gut. Mike Mieszkowski (4 Sp, 2+0) fiel bereits länger aus, weshalb man ihn noch nicht recht einzuordnen vermag. So bleibt an den altbekannten Angreifern wie Christian Kretschmann (10 Sp, 4+2), Dani Bindels (10 Sp, 2+4) und Frédérik Cabana (9 Sp, 0+2) mehr hängen, als den Tigersfans wohl lieb war. Jan-Luca Schumacher, Tobias Meier, Paul Fabian und Jesse Roach komplettieren die Offensive.

Das Spiel gegen Bayreuth dürfte für die Eispiraten vielleicht das schwierigste der laufenden Saison werden, denn ein Gegner, der 8 von 10 Spielen verloren hat, aber auf dem Papier eigentlich für einen einstelligen Tabellenplatz zusammengestellt wurde, kann nur gefährlich sein. Zumal nach der Trainerentlassung nun gewiss auch einige Erwartungen mehr an die Profis gestellt werden. Die Ketchupflasche wird in Oberfranken jedenfalls kräftig geschüttelt, nun wartet man im Bayreuther Lager nur noch auf den Zeitpunkt, dass es auch endlich sprudelt. Gegen Crimmitschau soll es bestenfalls noch nicht passieren, was aber ganz von den Eispiraten selbst abhängt. Setzt man die Leistung aus dem letzten Drittel vom Freitag fort, wird sich Bayreuth über den dritten Saisonsieg freuen dürfen. Ein Auftreten wie in den ersten 40 Minuten gegen Freiburg wird also der Maßstab sein, um das erste 6-Punkte-Wochenende der Saison einfahren zu können.