9+1 – das ist die vorherrschende mathematische Formel, die gerade die DEL2 beschäftigt. Übersetzt heißt das, dass ein Team über mindestens 9 Feldpspieler und 1 Torwart verfügen muss, um spielfähig zu sein. Am vergangenen Wochenende war das beim heutigen Nachholspiel-Gegner Kassel wegen positiver Corona-Tests nicht der Fall, heute bekommen die Hessen aber die notwendige Spielerzahl aber zusammen.

Wieviele Schlittenhunde der Rudelführer Tim Kehler an den Schlitten spannen kann, ist aber noch nicht bekannt. Es wird ein kleines Geheimnis draus gemacht. So oder so sollten sich die Crimmitschauer aber auf sich selbst konzentrieren, denn die Partie gegen Kassel hat duraus richtungsweisenden Charakter. Gehen die Eispiraten mit einer gewissen Playoff-Sicherheit in das Schlussviertel der Hauptrunde oder beginnt nochmal das große Zittern.

Den gleichen Chrakter hat das Spiel freilich auch für Kassel als derzeitigen Tabellensechsten. Dabei sah es zum Saisonbeginn einige Zeit gar nicht danach aus, als ob man sich in Nordhessen um die direkte Playoffteilnahme scheren wolle. Mit einer Ausbeute von nur 5 Punkten aus den ersten 9 Spielen und einem zwischenzeitlich historischen letzten Tabellenplatz boten die Huskies eigentlich genug Stoff für hollywoodreife Ereignisse zum Saisonauftakt, doch es blieb – zumindest vor den Kulissen – erstaunlich ruhig und man handelte recht besonnen. Coach Tim Kehler behielt seinen Job und manch bis dato enttäuschender Leistungsträger ebenso. Die Folgen waren äußerst positiv, was ja im Sport auch mal schön zu sehen ist, denn es kam zur Wende und mit 55 Zählern aus den darauffolgenden 25 Spielen haben die Nordhessen einen Punkteschnitt (2.20) erreicht, der dem heiß gehandelten Meisterschaftsanwärter schon besser steht. Machen die Huskies so weiter wie zuletzt, werden sie in den Kampf um den Platz an der Sonne vielleicht auch nochmal eingreifen. Auf Kurs „direkte Playoff-Teilnahme“ befindet sich das Team aber allemal.

Seinen Teil zum Aufschwung hat Goalie Gerald Kuhn (24 Sp, 2.71 GT/Sp, 91.28%, 1 SO) beigetragen und sich wieder in statistische Regionen „gefangen“, in den man ihn erwarten kann. Jerry ist wieder die Wand, die man kennt. Vertretungsweise hat sich aber auch Jonas Neffin (13 Sp, 3.33 GT/Sp, 89.4%, 0 SO) durchaus schon einen Namen gemacht.

Im Abwehrverbund sind es vor allem Joel Keussen (30 Sp, 5+19) und Troy Rutkowski (CAN, 34 Sp, 3+24), die als verkappte Stürmer immer wieder vorne mit einheizen, während Stephan Tramm (34 Sp, 3+14), der mit der besten teaminternen +/- Bilanz (+16) aufwartet, Oliver Granz (33 Sp, 4+11), Denis Sehvyrin (34 Sp, 3+13), Marco Müller (30 Sp, 1+7), Dieter Orendorz (34 Sp, 1+7), Tom Geischeimer (31 Sp, 0+3) und Fabian Ribnitzky (12 Sp, 0+2) mehr oder minder die defensive Absicherung übernehmen.

Im Angriff der Huskies hat sich wahrscheinlich am meisten getan, denn wer sich an manch orientierungs- und antriebslosen Auftritt des Saisonbeginns zurückerinnert erinnert, der wird sich die Augen reiben, wie hungrig etwa Jamie MacQueen (CAN, 33 Sp, 18+19), Brett Cameron (CAN, 34 Sp, 14+11) und Jake Weidner (31 Sp, 9+11) inzwischen agieren. Neue Impulse hat auch der nachverpflichtete Mitch Wahl (21 Sp, 9+15) gesetzt und harmoniert mit MacQueen sowohl bei 5-5 als auch im Powerplay hervorragend. So fällt es auch kaum ins Gewicht, dass die Huskies verletzungsbedingt auf ihren Denker und Lenker Corey Trivino (CAN, 17 Sp, 9+6) verzichten müssen und die Verantwortlichen von der Verpflichtung eines neuen Kontingentspielers abgesehen haben. Das wird wohl vorerst auch so bleiben, weil Kassel mit Lukas Laub (30 Sp, 7+11), Lois Spitzner (34 Sp, 9+7), Hans Detsch (33 Sp, 6+11), Timo Gams (31 Sp, 4+3), Tim Lucca Krüger (33 Sp, 5+2) und Paul Kranz (34 Sp, 1+2) dem ein oder anderen Leistungstief zum Trotz qualitativ und quantitativ im Sturm breit aufgestellt sind.

Und so werden die Kassel Huskies angesichts ihrer zurückeroberten Rolle als Top-Mannschaft ein ganz schwerer Prüfstein für die Eispiraten, die in den letzten Spielen schon wieder mit ihrer Ladehemmung im Angriff zu kämpfen haben. Das Fehlen der bisherigen Topscorer Lemay und Schlenker sowie das eklatante Leistungstief von Scott Feser (0 Tore und 1 Vorlage aus den letzten 10 Einsätzen) verdüstern den Offensivhimmel der Crimmitschauer noch weiter. Es wird also einmal mehr entscheidend sein, hinten bei weniger als 3 Gegentoren zu bleiben, um Chancen auf Punkte zu haben. Die kurze Bank der Huskies wird hinsichtlich eines orakelten Kräfteverschleiß´ garantiert nicht helfen, denn Kassel kommt ausgeruht aus dem Wochenende und ein DEL2-Spieler ist in der Regel fit genug, um 30 Minuten Eiszeit locker aus dem Ärmel zu schütteln, zumindest eine Zeit lang.