Eines muss man den Verantwortlichen des heutigen Eispiraten-Gegners Kassel lassen: Mit welch stoischer Ruhe man an der Fulda den fulminant schlechten Saisonstart ausgesessen hat, ist schon bemerkenswert. Andernorts wäre die Zündschnur um einiges kürzer gewesen. Doch es hat sich bezahlt gemacht!

Mit einer Ausbeute von nur 5 Punkten aus den ersten 9 Spielen und einem zwischenzeitlich historischen letzten Tabellenplatz boten die Huskies eigentlich genug Stoff für hollywoodreife Ereignisse zum Saisonauftakt, doch es blieb – zumindest vor den Kulissen – erstaunlich ruhig und man handelte recht besonnen. Coach Tim Kehler behielt seinen Job und manch bis dato enttäuschender Leistungsträger ebenso. Die Folgen waren äußerst positiv, was ja im Sport auch mal schön zu sehen ist, denn es kam zur Wende und mit 45 Zählern aus 19 Spielen haben die Nordhessen einen Punkteschnitt (2.36) erreicht, der locker zum 1. Platz reichen würde. Machen die Huskies so weiter wie zuletzt, werden sie in den Kampf um den Platz an der Sonne bestimmt auch nochmal eingreifen. Einen Platz in der 5er-Spitzengruppe, die sich vom Rest der Liga schon abgesetzt hat, haben die Huskies schon relativ sicher.

Seinen Teil zum Aufschwung hat Goalie Gerald Kuhn (19 Sp, 2.85 GT/Sp, 90.65%, 1 SO) beigetragen und seine Werte allmählich stabilisiert und sich in die Region „gefangen“, in der man ihn erwarten kann. Der ein oder andere kleine Hänger ist noch dabei, aber alles in allem ist Jerry wieder die Wand, die man kennt. Vertretungsweise hat sich aber auch Jonas Neffin (10 Sp, 3.13 GT/Sp, 89.9%, 0 SO) schon einen Namen in der Liga gemacht.

Im Abwehrverbund sind es vor allem Joel Keussen (27 Sp, 5+19) und Troy Rutkowski (CAN, 28 Sp, 2+22), die als verkappte Stürmer immer wieder vorne mit einheizen, während Stephan Tramm (28 Sp, 3+12) mit einer tollen +/- Bilanz (+20), Oliver Granz (27 Sp, 3+10), Denis Sehvyrin (28 Sp, 1+11), Marco Müller (25 Sp, 1+6), Dieter Orendorz (28 Sp, 1+6), Tom Geischeimer (26 Sp, 0+3) und Fabian Ribnitzky (8 Sp, 0+1) mehr oder minder die defensive Absicherung übernehmen.

Im Angriff der Huskies hat sich wahrscheinlich am meisten getan, denn wer sich an den orientierungs- und antriebslosen Auftritt der Huskies-Offensive beim 4:1-Eispiratensieg am 6.Spieltag erinnert, der wird sich die Augen reiben, wie hungrig etwa Jamie MacQueen (CAN, 27 Sp, 16+17), Brett Cameron (CAN, 28 Sp, 12+9) und Jake Weidner (25 Sp, 9+10) inzwischen agieren. Neue Impulse hat auch der nachverpflichtete Mitch Wahl (15 Sp, 6+12) gesetzt und harmoniert mit MacQueen sowohl bei 5-5 als auch im Powerplay hervorragend. So fällt es derzeit auch kaum ins Gewicht, dass die Huskies verletzungsbedingt auf ihren Denker und Lenker Corey Trivino (CAN, 17 Sp, 9+6) verzichten müssen und von der Verpflichtung eines neuen Kontingentspielers abgesehen haben. Das fällt auch deshalb nicht weiter ins Gewicht, weil Kassel mit Lukas Laub (27 Sp, 7+10), Lois Spitzner (28 Sp, 8+7), Hans Detsch (27 Sp, 6+9), Timo Gams (25 Sp, 4+3), Tim Lucca Krüger (28 Sp, 4+2) und Paul Kranz (28 Sp, 1+2) qualitativ und quantitativ im Sturm breit aufgestellt sind.

Und so werden die Kassel Huskies angesichts ihrer zurückeroberten Rolle als Meisterschaftsfavorit ein ganz schwerer Prüfstein für die Eispiraten, die nach wie vor mit ihrer Ladehemmung im Angriff zu kämpfen haben und sich weiterhin über eine sattelfeste Defensive definieren müssen. Das Spiel gegen die Huskies so lange wie möglich offen zu halten, sprich Gegentore zu vermeiden, wird daher die zuvorderste Vorgabe von Coach Marian Bazany sein. Und wer weiß, vielleicht bringt ja die feste Verpflichtung von Filip Reisnecker und die damit verbundenen Umstellungen in den Sturmreihen auch wieder etwas Schwung in die Offensive.