Schon mal tief nachts im Sahnpark spazieren gewesen? Pass nur auf, es könnte da etwas lauern….
Auf leisen Pfoten schlich die Bestie durch den Wald. Vorsichtig, so als könnte jeder knackende Zweig, jeder herab fallende Tropfen von einem Ast, sie verraten. Ihr flacher Atem begleitete rhythmisch ihre Schritte. Lediglich das Mondlicht schien auf das schwarze Monstrum, welches gierig seine Zähne fletschte. Der Hunger und die Sehnsucht trieben es in das bewohnte Gebiet. Seine Heimat. Hier gehörte es hin. Hier war sein Zuhause, doch ihm war der Zutritt verwehrt. Wie lang war es fort gewesen? Tage? Wochen? Monate? Es hatte die Zeit vergessen. Beim Blick auf das hell erleuchtete Gebäude erinnerte es sich an die vertrauten Geräusche, den Geruch und es witterte den Schweiß in der Luft. „Lasst mich rein“ dachte sie und stieß ein ohrenbetäubendes Geheul aus. Die Stille zersprengte sich wie die dünne Eisdecke auf dem See nach der ersten kalten Winternacht. Der Lärm zerriss die Anspannung. Das Monstrum griff an – laut und ungezähmt hallte es durch den Wald „Heja Heja ETC!“ und die Gesänge der Eispiratenanhänger erfüllten einmal mehr die Luft des Sahnparks. Eine greifbare Sehnsucht. Ein Mensch gewordenes Symbol für den Wunsch so vieler, treuer rot-weißer Eispiratenanhänger endlich wieder im Stadion zu sein. Die schmerzvolle Trennung von ihrem Zuhause hatte sich in der Wucht eines Tsunamis entladen und so feierten die Anhänger mit Gebrüll und Bengalo in der Hand die Mannschaft trotz einer 0:3 Niederlage und das hatte sich diese Mannschaft auch verdient!
Voller Hoffnung und Selbstvertrauen startete man in das Spiel, da auch Blacky endlich wieder an Bord war, hieß es – Abteilung Attacke voran! Marius Demmler knallte Cerveny bereits nach 14 Sekunden den Puck um die Ohren und traf leider nur das Gestänge. Eine Abwehrbewegung Cervenys war nicht mehr zu sehen, doch dieser kleine rote Metallteufel sollte noch mehrmals Cervenys Lebensversicherung werden. Wenn man sich die ersten Minuten vor Augen führt, fragte man sich schon, warum Freiburg überhaupt angereist war, denn oft wirkten sie nur wie begeisterte Zuschauer beim Angriffsspiel der Eispiraten und eroberten sie doch mal den Puck war er schon wieder weg, noch bevor Freiburg sich aus der Zone bewegen durfte. Nach 120 Sekunden hatten die Eispiraten bereits 5 Torschüsse auf Cerveny abgegeben und der rotierte wie der Dönerspieß beim allseits beliebten Dönerverkäufer im Dorf. Für ihn gab es nur eins – mit Chili. Pässe von hinterm Tor, Pässe in den Slot, die Eispiraten probierten alles und Freiburg hatte zu tun überhaupt Herr der Lage zu werden. Wie gut, dass es einen Powerbreak gibt und so konnten die Wölfe erstmal Luft holen um sich dann zu überlegen, wie man die Eispiraten stoppen sollte. So richtig überlegt hatten sich die Freiburger das scheinbar nicht, denn es ging genau so weiter wie das erste Drittel gestartet wurde und die Seeräuber deckten weiter die Freiburger Hintermannschaft mit Schüssen ein. Ein Entlastungsangriff sollte dann doch kommen und zwar über Philipp Feist und wenn man eins über Philipp Feist weiß, dann das er schei… nbar wenig zu Toren machen kann, denn auf einmal stand es 0:1 für Freiburg! Böser Wuffi! Aus! Sah irgendwie so aus als hätten die Eispiraten mal Sprade.tv live vom Eis sehen wollen. Das sollte die Eispiraten jedoch nicht davon abhalten weiter anzugreifen, aber auch ein 2 auf 1 Konter von Timmins und Lemay sollte nicht den erhofften Erfolg bringen und so fragte man sich schon wie man mit 0:1-Rückstand in die Kabine ging. Wie sagte Felix Thomas so schön im Podcast – „40 Minuten sind noch viel Eishockey zu spielen“ und was sollten es für 40 lange Minuten werden?
Weiter drückten die Eispiraten, mal gab es Powerplay für Freiburg, mal gab es Powerplay für die Eispiraten aber Tore? Im zweiten Drittel? Fehlanzeige! Toller Job von den Goalies. Von den Stürmern? Die wirkten so zielsicher wie Donald Trump eine wissenschaftlich fundierte Aussage wiedergeben kann. Schon irgendwie in die Richtung, aber leider voll vorbei.
Im letzten Drittel sollten die Eispiraten noch einmal alles in die Waagschale werfen, aber es sollte einfach nicht sein. Nach 54 Minuten und 48 Sekunden fiel dann doch mal wieder ein Tor – auf der falschen Seite. McLellan verwertete zum 0:2. Die Piraten hofften, bangten, ackerten, wurden aber auch immer hoffnungsloser und selbst das Herausnehmen des Goalies sollte das Spiel nicht mehr herum reißen. Im Gegenteil – Allen machte mit dem 0:3 noch den Deckel drauf und ein sichtlich angefressener Lemay und seine Mannschaftskameraden traten frustriert den Weg in die Kabine an … Sie konnten ja nicht ahnen, dass sich eine Bestie auf den Weg machte die ihr ganzes Leben verändern würde …
Du bist in deinem Job immer derjenige, der zuschaut, während andere befördert werden und gratulierst artig? Du wirst beim Fußball immer zuletzt gewählt? Die Liebe deines Lebens ist mit deinem besten Freund oder deiner besten Freundin zusammen gekommen? Ihr könnt ja Freunde bleiben? Treffen all diese Dinge auf dich zu, dann bist du der ESV Kaufbeuren gegen die Eispiraten diese Saison. Egal wie sehr du dich anstrengst, egal wieviel Mühe du dir gibst, am Ende stehen immer die rot-weißen Seeräuber triumphierend über dir und nehmen achselzuckend die Punkte mit. „Du hättest ja nur mal sagen müssen, dass du auch an den Punkten interessiert bist.“
Nun ja – des einen Leid, des anderen Freud und so haben die Eispiraten natürlich dankend die Geschenke von Kaufbeuren angenommen. Was war das aber bitte für ein hartes Stück Arbeit? Wäre ich nicht sparsam beim Haare raufen, hätte ich mittlerweile Glatze.
Im ersten Drittel entwickelte sich ein wirklich munteres Spielchen – die Eispiraten traten abermals druckvoll auf und Kaufbeuren hielt mit körperlichen Mitteln dagegen, also so gut sie es konnten. Sich selbst ein wenig überschätzt hatte Jan Pavlu in der 5. Minute als Demmler ihn einfach weg checkte wie eine lästige Fliege. Das erste PowerLemay der Eispiraten hätte auch schon eine Torflaute beenden können, aber Lemay scheiterte mit seinen Schüssen und wenn ich einen bescheidenen Wunsch äußern darf an Coach Buzz Lightyear – Bitte stell den Kerl auf Höhe des Bullykreises! Lemay an der blauen Linie ist genau wie die obig erwähnte Friendzone – da kann er dann die Kamera halten, während andere zu Gange sind…
Da die Joker viel von Muttis Mutmachsaft bekommen haben, gingen sie weiter ordentlich zu Werke und checkten Patrick Pohl erstmal in die Bande und da Eispiraten sich ungern rumschubsen lassen, knallte Pohl seinem unbeliebten Gegner auch zwei Mal den Schläger in den Rücken. Als Philipp Krauß dann auch bei den großen mitspielen wollte, bekam er einen Open-Ice-Hit, der die erhitzten Gemüter der Kaufbeurer Spieler erstmal wieder zur Vernunft brachte. Ob Ty Wishart überhaupt bemerkte, dass da etwas an ihm abprallte? Weiter ging es Coast to Coast auf beiden Seiten und als sich Felix Thomas nicht anders zu helfen wusste, als mit einem Haken, stand man in Unterzahl auf dem Eis. Dabei sprintete Walshi mal eben bis ins gegnerische Drittel, um den Puck gegen 3 Kaufbeurer zu halten! Saustarke Aktion von unserer Great 8 und weil Mathieu Lemay dem Coach zeigen wollte, was er noch alles kann, zeigte er gegen Drittelende sogar seine Fußballkünste und kickte in der Verteidigungszone den Puck ohne Schläger mit dem Fuß raus. Hacke Spitze Einszweidrei.
Das zweite Drittel begann wie das erste endete und es ging weiter auf und ab und leider knackte man in diesem Drittel auch die grauenvolle Zeit von 100 Minuten ohne eigenen Treffer. Der einst so ruhmreiche Sturm nur noch ein laues Lüftchen. Zwischenzeitlich spielte man fast Manndeckung gegen Kaufbeuren und man wehrte sich mit allen Mitteln. Kurz vor Schluss dann das erste Tor – Graco ohne Schläger und Joseph Lewis netzte ein.
Zum Start des letzten Drittels wollte Willy Rudert zu viel und verlor in der Vorwärtsbewegung den Puck und Kaufbeuren stand mit einem 2 auf 0 vor Gracko, doch was die Eispiraten können, kann Kaufbeuren schon lang und das ist Chancen auszulassen. Was das sichere 2:0 sein sollte, wurde zum Killermoment für Gracko der den Jokern mit seinem Save eine kalte Dusche verpasste. Nach 6 ½ Minuten zeigten Greg the Keck den Jokern wie man es besser machte und vollendete nach feiner Vorarbeit zum verdienten Ausgleich! 1:1. Eine Dürreperiode von 125 Minuten! ohne eigenen Treffer war endlich beendet und der gesamte Mount Everest fiel den Eispiratenfans vom Herzen – sie treffen! Wieder ging es wild auf und ab und als Scott Timmins 56 Sekunden vor Schluss allein vor Vajs auftauchte, lag der Jubelschrei vielen Anhängern schon auf den Lippen, doch diesmal sollte Mr. Last Minute Goal seinen Meister in Vajs finden und so blieb es beim verdienten 1:1.
Jedes Spiel braucht einen Star und so hätte es in der Overtime Lillich werden können, als Blacky den Gegner nicht richtig an der Bande fest machte und ein 3 auf 2 Konter auf Crimmitschau zu rollte, aber – wir wollen ja Freunde bleiben und so passte Lillich eben, statt zu schießen. Oh mon dieu – Verzeihung Oh Mathieu! schrien die Crimmitschauer Fans kurz darauf als Mathieu Lemay endlich das machte, was er am besten kann – Puck abschirmen, vors Tor ziehen und dem Vajs das Ding ins lange Eck unter die Latte knallen. So muss das! Siegtreffer und niemand hatte sich das mehr erarbeitet als Mr. Unermüdlich Mathieu Lemay.