Wir blicken zurück auf den 7. November. Ein 0:3 in Bayreuth. Schlecht gespielt, aber eben auch nur eine Niederlage. Die Eispiraten-Welt drehte sich beständig in einer bis dahin funktionierenden Saison. Dann schlug Corona mit voller Wucht im Sahnpark ein und hinterließ etwas, das wir alle noch nicht einschätzen können. Die Eispiraten sind zwar nun wieder spielfähig, d. h. erfüllen die Soll-Stärke um antreten zu können/müssen, aber was das Virus mit jedem einzelnen Spieler angestellt hat, ist unklar.
Nun steht nach 5 Absagen erstmals wieder ein Spiel im Kalender und das krankheitsgebeutelte Team wird sich erst einmal wieder reinfinden müssen in die DEL2 und den Spielrhythmus. In der Arbeitswelt nennt man das Wiedereingliederung. Dass der Gegner aus Freiburg aber im Schonverfahren gegen Crimmitschau agieren wird, ist nahezu ausgeschlossen.
Hinzu kommt, dass die Breisgauer aktuell richtig gut drauf sind und ihren Beutezug auch von Crimmitschau nicht stoppen lassen wollen. So punktete der EHC nach einem sehr mauen Saisonstart zuletzt in Frankfurt und gewann obendrein in Ravensburg und Landshut sowie zuhause gegen Dresden. Lediglich gegen die Auswärtshelden aus Bad Nauheim blieb das Team von Coach Robert Hoffmann in der Serie der letzten 5 Partien punktlos.
Mit dem Aufschwung der letzten Wochen ist der Einsatz des Schwenninger Föli-Goalies Luis Benzing (6 Sp, 2.17 GT/Sp, 92.59%, 0 SO) eng verknüpft, denn der junge Keeper gibt dem Team scheinbar deutlich mehr Rückhalt als der im bisherigen Saisonverlauf oftmals unglückliche Patrik Cerveny (11 Sp, 3.76 GT/Sp, 88.89%, 0 SO).
Freilich hat aber wohl auch die ein oder andere zusätzliche Defensiveinheit im Training für stabilere Abewehrleistungen gesorgt und so gehen etwa Antreiber Nick Pageau (CAN, 16 Sp, 3+8) sowie Alexander Brückmann (16 Sp, 1+6), Patrick Kurz (10 Sp, 0+3), Marvin Neher (10 Sp, 0+1), Hagen Kaisler (9 Sp, 0+0) und Kai Zernikel (13 Sp, 0+0) ihrem Job im eigenen Drittel wieder in einer Form nach, die Freiburgs Hoffnungen auf einen Playoff-Platz nährt. Bis auf Pageau halten sich die Beiträge für das Offensivspiel allerdings in Grenzen.
Das bekommen dann auch die Stürmer zu spüren, die viele ihrer Aktionen selbst initiieren müssen. Darunter leidet zwangsläufig die Torausbeute, die mit 2,8 pro Spiel den zweitschlechtesten Wert der Liga bedeutet. Unter Wert werden sich die Angreifer des EHC aber nicht dauerhaft verkaufen wollen, immerhin schlummert in Cracks wie Jordan George (16 Sp, 4+12), Scott Allen (14 Sp, 5+6), Christian Billich (16 Sp, 4+2) und Nikolas Linsenmaier (15 Sp, 2+3) ein über die Jahre allbekanntes Scoringpotential, das nur wieder geweckt werden will. Außerdem hat sich Neuzugang Tyson McLellan (CAN, 16 Sp, 6+8) als lenkender Kopf etabliert und auch die spät besetzte vierte Kontingentspielerposition in Person von Liam Finlay (CAN, 3 Sp, 1+3) kann sich als Glücksgriff herauskristallisieren. Neben den torgefährlicheren Stürmern verrichten Marc Wittfoth (15 Sp, 3+3), Calvin Pokorny (15 Sp, 3+3), Simon Danner (16 Sp, 2+3), Lennart Otten (15 Sp, 3+2), David Makuzki (15 Sp, 2+2), Philip Feist (9 Sp, 0+3), Christoph Kiefersauer (11 Sp, 1+1), Sofiene Bräuner (15 Sp, 1+1) und Oleg Tschwanow (16 Sp, 1+0) stets ehrliche und harte Arbeit. Wenn unter diesen letztgenannten Spielern auch kein herausragender Goalgetter sein mag, so ist das aber doch ein richtig tief aufgestellter Angriff, aus dem immer wieder mal ein Spieler ein Tor erzielen kann.
Es ist für die Eispiraten ein bisschen wie das erste Saisonspiel nach einer nichtssagenden Vorbereitung. Wo steht man? Was kann man leisten? Wie gut kann man mit dem Gegner mithalten? Der einzige Unterschied: Wir befinden uns mitten in der Saison und die nichtssagende Vorbereitung war eine dreiwöchige Corona-Pause für die Crimmitschauer. Und so gilt es zu allererst einmal zu hoffen, dass jeder Spieler gut durch diese Phase gekommen ist und möglichst bald und möglichst dauerhaft wieder bei 100% Leistungsvermögen steht. Das wird – so viel hat die Pandemie gezeigt – bei dem einen länger, bei dem anderen kürzer dauern. Die Partie in Freiburg kann dabei nur ein kleiner Schritt zurück zur Normalität sein. Jeder errungene Punkt darf dabei wie ein Sieg gewertet werden.