Das Privileg, mit gerade mal drei Reihen oder noch weniger anzutreten und dabei auch noch fleißig zu punkten, ist eigentlich Kevin Gaudet und seinen Tölzer Löwen vorbehalten. Dass sich in dieser Disziplin nun skandalöserweise auch noch Heilbronn und Bayreuth versuchten, hat die Eispiraten scheinbar derart irritiert, dass es am Wochenende nur zu 1 Tor in 125 Spielminuten reichte. Das müde Offensivspiel der Crimmscher nutzen wir doch am besten, um den altehrwürdigen Sahn zu huldigen und das eigentliche Highlight des Wochenendes Revue passieren zu lassen.
Ein lieb gewonnenes Ritual. Gegen Heilbronn gewinnen! Mittlerweile zum zweiten Mal diese Saison konnte man die Vögel aus der Koboldenschwingarena schlagen. Zwar tat man sich diesmal etwas schwerer als noch im ersten Aufeinandertreffen, aber am Ende stand wiederum ein verdienter Sieg gegen Heilbronn.
Im heimischen Sahnpark fühle ich mich jedesmal als würde ich mit Freunden am Lagerfeuer sitzen. Es gibt Bier, es gibt Gelächter und es werden laute Lieder gesungen. Ein Gefühl der Zufriedenheit breitet sich aus und die Vorfreude auf die Mannschaft steigt. Wenn Piet dann das Stadion anheizt, bekomme ich Gänsehaut und begeistere mich jedesmal für die brachiale Lautstärke die der Sahnpark generieren kann. Ein Gefühl ungezügelter Euphorie. Glüht das Feuer über dem Spielereingang auf und die Eispiraten betreten unter tosendem Jubel das Eis, bin ich mir sicher unsere Jungs werden um jeden Zentimeter Eis kämpfen.
Zwar sollte sich das Spiel zäh gestalten, weil sich die Kolibris doch ganz schön zur Wehr setzten gegen die wilden Freibeuter, aber am Ende sollte es ein erfolgreiches Heimspiel werden. Die Grundlage dafür legte Mr. Laserfeser, der wie ein Laubbläser übers Eis wirbelte und den überraschten Mnich zum ersten Mal überwinden sollte. Da war sie wieder! Diese Wildheit! Diese Lautstärke! Schreit der Capo mich an nach einem Torerfolg, will ich lauter schreien. Heben sich die Hände in die Höhe … nun ja … zugegeben, klatsche ich eher selten mit, denn ich hab das Taktgefühl einer leeren Blechdose, die über den Asphalt holpert. Dennoch genieße ich die lauten, rhythmischen Handbewegungen, die sich langsam über das ganze Stadion ausbreiten.
Sollte ein Schiedsrichter es wagen gegen die Eispiraten zu pfeifen, dann bebt der Sahn und da scheinbar Schiri Steinecke sich für Reinecke hielt, probierte er eben mal aus, ob das stimmt, was ich hier so schreibe und erkannte völlig zu Unrecht auf Strafe gegen Lemay und kam erstmals in den Genuss der Kälte des Crimmitschauer Publikums. Wie ein kleines Kind mit Rotze an der Nase blickte er daraufhin beschämt zu Boden, nur um kurz darauf wieder völlig ungerechtfertigt auf Abseits beim Tor von Rudert zu entscheiden. Bei diesen Entscheidungen möchte man in Crimmitschau die Schiris immer in einen glühenden Aschehaufen verwandeln, selbst wenn es ausnahmsweise mal gestimmt hat.
Im zweiten Drittel sollte Brock Maschmeyer den bis zur Penaltyzockerei bestehenden Ausgleich schießen und beide Mannschaften sich neutralisieren. Steigt die Spannung im Sahnpark, wird auch das Publikum lauter und so mobilisierte man gemeinsam im letzten Drittel alle Kräfte, um die Jungs noch zum Sieg zu schreien, doch auf einmal sollte das Crimmitschauer Publikum durch ein Geräusch, welches sie über 100 Minuten nicht mehr gehört hatten völlig aus dem Konzept gebracht werden. Was war das? Ein Pfiff gegen die Falken und damit Strafe für den Gegner? Hatte das schwarz-weiße Zwirngespinst gerade wirklich zugunsten der Eispiraten entschieden? Völlig irritiert von dieser Entscheidung ließ man das Powerplay verstreichen und rettete sich in die Verlängerung.
Nun haben Verlängerungen noch einmal ein ganz besonderes Feeling und wir wissen, dass ein Mathieu Lemay mit einem Antritt die Gegner zerlegen kann. Wir wissen nur nicht wann und so bebt die Luft im Sahn, das Eis beginnt zu zittern und man hofft auf die Erlösung durch die Giganten der See. Da das an Spannung leider immer noch nicht reichte an diesem Abend, entschied man sich 8 Penaltyschützen antreten zu lassen und André SchietzGold vergoldete die Leistung mit dem Treffer zum Zusatzpunkt. Freude, Erleichterung, Euphorie. Da sitzen wir wieder. Gemeinsam. Am Lagerfeuer und erzählen uns die Geschichten von erfolgreichen Schlachten – und dann sind wir uns sicher, wieder im Sahnpark zu sein.
„Ja, mei Lieba! Das ist ja … phänomenal! Möchte man sagen … und damit … ein herzliches Willkommen zu … „Wetten dass?!“
Wer dachte, dass der Samstagabend im Zweiten zu der zähsten Partie des Wochenendes zählen sollte, sah sich getäuscht, denn das, was die Eispiraten am Sonntag aufs Eis stümperten, war wohl peinlicher als jede „Wetten dass …“ Wette, bei der ein dickbäuchiger Kandidat versucht die Nationalhymne von Uganda rückwärts zu rülpsen.
Festlich gekleidet waren die Bayreuther Spieler zu Beginn des Warm-Spielens und wollten mit ihren Trikots im Bierdesign gleich mal ihre Oktoberfestwette einlösen. Warum man sich allerdings dann entschied dieses für Bayreuther Verhältnisse schöne Trikot gegen einen „Thomas Gottschalk Gedächtnis-Look“ der übelsten Sorte auszutauschen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Den Preis für das scheußlichste Trikot der Saison haben sich die Bayreuther damit eigentlich schon gesichert.
Das Positive vornweg – die Eispiraten gewannen an diesem Nachmittag einfach jede ihrer Wetten! Bayreuth präsentierte sich als der Kandidat, der mit einem Bagger eine Stricknadel aufheben kann und die Eispiraten eher als der Kandidat, der im Taucherbrillenoutfit versucht den Hürdenlauf über Pizzakartons zu gewinnen und … das … muss … man .. sich … mal .. vorstellen! Mein Lieba!
Zu Beginn des ersten Drittels passierte etwas, was die Eispiraten in Schockstarre versetzen sollte, denn man bekam zum zweiten Mal an diesem Wochenende ein Powerplay zugesprochen! Der Eispiratenwetteinsatz? „Ich wette wir können durch ein Gebäckstück in Rückstand geraten!“ Top! Die Wette gilt! Da man etwas aus der Übung war, wollten die Eispiraten wahrscheinlich lieber erstmal den Bürgermeister von Bayreuth grüßen und schienen sich auch eher auf ein Unterzahlspiel eingestellt zu haben und so brüllte das Bayreuther Herz „Ich glaub der schafft das!“ und tatsächlich gewann Kolozvary das Bully im Eispiratendrittel und spielte klug zum finnischen Knäckebrot Järvelainen und der erzielte das 1:0. Die erste Wette des Abends durch die Eispiraten war gewonnen!
Im zweiten Teil der Show traten die Eispiraten dann auf wie Abba und stimmten schon mal den Gesang für die Fans an
Chiquitita, tell me what’s wrong
You’re enchained by your own sorrow
In your eyes there is no hope for tomorrow
How I hate to see you like this
There is no way you can deny it
I can see that you’re oh so sad, so quiet.
Chiquitita und man fühlte sich als wolle einen Gottschalk einladen und man müsste zum Glück gleich den nächsten Flieger kriegen. Podlipnik trat mit seiner Show auf und ließ einen Puck verschwinden und erst wieder im Crimmitschauer Tor auftauchen.
Nun erhöhten die Eispiraten die Schlagzahl ungefähr so wie Gottschalk mit einem Altherrenwitz die Stimmung anheizt – nämlich gar nicht und so kam an diesem Abend kein Aufbäumen, keine Gegenwehr und man reichte die letzte Wette des Abends ein – auf dem Weg zum Wettkönig! Die Eispiraten wetteten, dass man drei Tigers während eines Wechsels noch nach Südtirol grüßen lassen kann und dann erst das Gegentor kriegt! Und wieder war man erfolgreich!
Das letzte Drittel fühlte sich für die Eispiratenfans an wie jede „Wetten dass …“ Show und so freute man sich mehr, dass das Spiel endlich endete und die überzogene Zeit zu Ende ging und nun erstmal Länderspielpause ist. Symbolisch dafür die Klobürste die von einem Fan noch aufs Eis geworfen wurde. Der Wettkönig des Abends! Grüße gehen in die Schweiz, nach Österreich und an alle anderen Zuschauer.