So, dreimal Löwen ist genug. Dagegen ist sogar „Der König der Löwen“ in der Extended Version und mit voller Lautstärke noch eine Wohltat, erst recht wenn die Scars der DEL2 sich am Ende des Tages auch noch Derbysieger nennen dürfen. Lasst die Hyänen von der Leine!
So langsam sollte man glauben, Kevin Gaudet bewirbt sich mit jeder Pressekonferenz erneut auf den Trainerposten in Crimmitschau. Mit zittriger Stimme und Tränen in den Augen steht er da und schwärmt Saison für Saison für die Crimmitschauer Mannschaft. Die Eispiraten tragen das Eis jedoch nicht nur im Namen sondern auch im Herzen zumindest gegenüber Kevin Gaudet, denn in Crimmitschau verpflichtet man nur nach Qualität. Dann steht Gaudet wieder mit seinen großen Welpenaugen wie ein Hund vor einem Laden auf dem ein Verbotsschild steht „Wir müssen draußen bleiben.“
Das Gejaule für Gaudet sollte bereits schon im ersten Drittel los gehen, als die Brezelverkäufer aus der Kurstadt lieber die Bandenwerbung anschauten, als zu verteidigen. Scott Feser fand die Werbung nicht so interessant und kümmerte sich lieber um die wirklich wichtigen Aufgaben – den Miniwolf im Tor ärgern und so eroberte er die schwarze Hartgummischeibe an der Bande, legte sie für Filip Reisnecker auf und der spielte klug den Pass auf Mathieu Lemäääh. Damit die Brezelform auch wirklich perfekt wird machte der noch einen Schlenker, vernaschte Wölfl und vollendete ein Meisterwerk der Eishockeykunst zum verdienten 1:0 für die Westsachsen. Die Eispiraten behielten von nun an das Heft des Handelns in der Hand und kontrollierten das Spiel. Damit die Löwen überhaupt eine Chance haben und Gaudet nicht gleich in der Drittelpause mit zu den Eispiraten in die Kabine geht, erbarmte sich Mario Scalzo und ermöglichte den Hummeln ein Powerplay welches Ian Brady zum 1:1 vollenden sollte.
Dass dies kein akzeptables Ergebnis für Crimmitschau war, ist spätestens mit dem zweiten Drittel erkennbar gewesen, denn nach einer knappen Minuten machte Luca G. Läser – wobei das G für „Goal“ steht – seine Kanonen startklar und zertrümmerte Gaudets Hoffnungen mit dem Führungstreffer. 5 Minuten später war auch die asiatische Küche für Wölfl bereitet und es gab Reis Baby! Reisnecker mit dem 1:3. André Schietzold dachte sich wiederum 6 Minuten später „Wölfl, wenn du ihn nicht willst, schieb ich den Puck halt rein!“ und stocherte das Stück Hartgummi gar zum 1:4 ins Tor: Die Schwarz-Gelben sind eben doch besser sind im Zuschauen als im Eishockey spielen. Gerade als Kevin Gaudet Hoffnung schöpfte, weil Ryan Nie nicht mehr im Tor steht, packte Luca Gracnar zwischendurch mal noch eben einen Monstersave aus. Weil der Schiri davon so begeistert war, vergaß er mal eben abzupfeifen und zog sich den Zorn des achtarmigen Meeresungetüms Graco auf sich.
Das letzte Drittel ist schnell erzählt – irgendwas haben die Bayern noch gemacht, damit am Ende ein 2:4 auf der Anzeigentafel stand, war aber auch nicht mehr wichtig. Sieg und das sowas von verdient!
Normalerweise bin ich großer Fan davon, wenn andere Vereine eine Sportart unterstützen. Dass jedoch der Verein der 24 geistigen Tiefflieger zum Sonntagabend den heiligen Sahn besudeln sollte, war mal so gar keine nette Überraschung. Nicht nur, dass man kein Verein ist, man unterstützt nicht mal einen Sport und so sage ich der Fraktion mit dem zuckenden rechten Arm aus Chemnitz ein ganz herzliches – Ihr seid bei uns nicht willkommen! Werdet es niemals sein! Ihr seid an Peinlichkeit nicht zu überbieten und für euch gibt es im Sahnpark keinerlei Toleranz und wird es nie geben!
Nun zum Spiel – es war alles angerichtet für ein wirklich heißes Spiel und der Tabellenführer aus Frankfurt sollte seinen 3–Punkte–Scheck ausgefüllt mitbringen, einreichen und den Eispiraten zur Tabellenführung gratulieren. Leider wollten die Frankfurter Löwen lieber dem Klischee des humorlosen Finanzbeamten entsprechen und behielten die Rendite für sich.
Kevin Mag-ich-nicht sollte bereits im ersten Drittel die Weichen auf Sieg für die Löwen stellen und sagte sich, wenn man ein Tor erzielen kann dadurch, dass alle blöd vor dem Torwart stehen, dann mach ich das eben. Leider kamen die Eispiraten auch nicht unbedingt besser aus der ersten Pause und so erhöhte Mariah Carey auf 0:2. Doch die Piraten kämpften! Angepeitscht vom Publikum warf man sich in jeden Zweikampf und biss sich fest. Als Gläser und Reisnecker in einer 2 auf 1 Situation den Anschluss auf dem Schläger hatten, lag der Jubelschrei schon auf den Lippen, doch leider ging der Schuss drüber und die Crimmitschauer wünschten sich die Zeitumstellung wäre nicht in der Nacht geschehen, sondern in dieser Situation und man hätte die rote Lampe aufleuchten sehen. Die Pirouette von Reisnecker verdiente aber 10 Punkte in der B-Note. Leider forderte Pierre Preto zur Steuernachzahlung 18 Sekunden vor Drittelende auf, was zu immer längeren Gesichters im weiten Rund führte.
Mit dem André-Schietzold-Stocher-Gedächtnis-Tor (nachschlagbares Wort im Duden) entschied Dylan Wruck zu Beginn des letzten Drittels das Spiel endgültig. Endgültig? Nein, denn nur eine Minute später rannte ein flotter Feser in Unterzahl übers Eis und überwand endlich das erste Mal die brennende Hilde Hildebrand im Frankfurter Tor. Aber weil das eben alles so keinen Spaß macht mit den Beamten und die diesmal wirklich humorlos waren, versenkte Pierre Preto nur eine halbe Minute später wieder den Puck im Crimmitschauer Tor. Geduldskonto der Eispiratenanhänger überzogen und die Aktie der Hoffnung damit im Keller. Mario Scalzo korrigierte zwar noch etwas das Ergebnis, aber es sollte an diesem Abend einfach nicht sein.
Da war es wieder! Dieses unglaubliche Dresdengefühl! Wenn man denkt – die Energieverbundarena ist von außen nicht schön, aber der Charakter stimmt bestimmt, dann auch nur so lang bis man den Betonklotz betreten hat der ungefähr den Charme eines drei Tage alten Leberwurstbrotes hat. Am Ende des Spiels blickten die Eispiraten drein, als hätten sie eben diese Bemme essen müssen.
Bereits der Einlauf der Dresdner Eislöwen sorgt dabei für Irritation. Bevor der Löwe mit den T-Rex-Ärrmchen aufgeblasen wird, werden sechs Metallfässer auf das Eis geschoben und sofort denkt sich der gemeine Crimmitschauer Fan „Ah ja, blau-weiß und ein ziemlich inhaltsleer“ – so wie die Dresdner Fankurve und die Starting Six der Eislöwen. Aber nichts da – die Präsentation der Eislöwen dauert nämlich so ungefähr 46 Minuten und erzeugt eine Vorfreude wie eine pelzige Zunge nach einer durchzechten Nacht.
So ließ sich dann auch das erste Drittel an. Beide Mannschaften neutralisierten sich und man kam voller Erstaunen in den Genuss auch mal die Gäste aus Dresden singen zu hören. Dafür war allerdings ein Spielboykott seitens der Crimmitschauer Fanorganisationen nötig. Liebe DEL 2 – Dienstagsspiele stinken! Das erste Drittel wogte auf und ab ohne wirklich nennenswerte Aktionen.
Im zweiten Drittel sollte Mr. Fesertastisch die Chance zum Tor noch liegen lassen, doch Luca Gläser sorgte einmal mehr mit seinem Dampfhammer dafür, dass Schwendener nur zuckend zur Seite sprang und die Eispiraten die Führung erzielten. Endlich lichtete sich der Nebel der Langeweile in der Dresdner Arena.
Was nun folgte, sollte Coach Brockmann später als „Momentum“ bezeichnen. Gern hätte man auch Bazanys Frage von der Pressekonferenz anstelle an den begriffsstutzigen Harry Hirsch der MoPo auch direkt an den Schiri stellen können „Ich weiß nicht wie oft sie beim Eishockey sind …“
Als die Schwindelrichter in der 44. Minute Kanya frühzeitig zum Duschen schickten nach einem leichten Schubser, sollte Dresden 5 Minuten in Überzahl agieren. Schon erstaunlich wie hart verwischtes Makeup in der DEL 2 bestraft wird. Wer allerdings dachte, dass die Eispiraten sich entmutigen lassen würden, lag falsch und so zündete Scott Feser wieder das Fesermobil und verlud in Unterzahl Schwendener zum 0:2. Doch die Kräfte schwanden und so erzielte nur eine Minute später Karlsson beim Standhockey das 1:2 und als Uplegger gar noch zum Ausgleich traf nach vorherigem Foul an Stowasser, fühlte man sich als EIspiraten-Fan wie ein kleines Kind an der Kasse, dessen Mutti einem doch kein Spielzeug kauft.
Da Schiedsrichter Altmann und Bauer in der Overtime dann gar keine Lust mehr hatten zu pfeifen, wurde eben das Beinstellen an Vincent Schlenker als nette Tanzeinlage mit Divingeffekten gewertet und auch nicht gepfiffen und so erzielte Porsberger am Ende gar noch das 3:2. Jetzt fühlte man sich nicht nur als hätte man nicht nur nicht das Spielzeug gekriegt, sondern müsste den Eltern noch zusätzlich eine schlechte Note beichten. Danach haben die Dresdner Puffreistüten noch irgendwas gemacht was wohl mit den Fans feiern sein sollte, aber keiner bleibt länger als nötig in Dresden und so kann ich euch darüber nichts mehr berichten.
Niemand hasst mehr Derbyniederlagen als ich – wir werden uns die Punkte wieder holen!