Zum Glück war dieses 2:o von Travis Ewanyk nicht der Gamewinner im Spiel der Eispiraten gegen die Bayreuth Tigers. Erstens will man so ja nicht gewinnen, und zweitens wäre wahrscheinlich noch vor Ende der Partie aus Ravensburg die Forderung nach einer Neuansetzung des Matches in der DEL2-Zentrale eingegangen, die dortigen Tower Stars rutschten durch das 3:0 im Sahnpark und ihre gleichzeitige Niederlage in Bad Nauheim nämlich heute an den Rot-Weißen vorbei nach unten auf Platz 8, und ohne deftige Trendumkehr werden auch die Roten Teufel bald vorbeigezogen sein.
Aber zurück nach Crimmitschau: im Tor der Rot-Weißen begann Ilya Andryukhov, an der Verletztenfront hatte sich vor der Partie erwartungsgemäß nicht viel getan. Es fehlten weiterhin Schlenker, Timmins (beide Saisonende), Lenk, Hudson und Thomas. Noch derber gebeutelt als die Gastgeber mit ihren immerhin drei kompletten Reihen waren aber die Gäste aus Bayreuth, die gerade einmal dreizehn Feldspieler auf den Spielberichtsbogen bekamen. Unter anderem mussten die Franken auf ihre Schlüsselspieler Gron und Karlsson verzichten.
Crimmitschau diktiert, ohne zu dominieren
Es war kein dominantes Startdrittel der Eispiraten, aber sie verzeichneten von Beginn an mehr Spielanteile und mehr Chancen. Coach Mario Richer hatte eine kanadische Reihe mit Lemay, Vigneault und Ewanyk zusammengestellt, die schon recht bald die Gäste ein ums andere Mal in die Bredouille brachte. Das 1:0 fiel trotzdem aus einer tschechisch-deutschen Coproduktion: Patrick Pohl und Thomas Vantuch spielten give and go, und der Center vollendete kurz nach Ablauf der ersten Bayreuther Strafe zur Führung. Auf der Gegenseite wurde es eigentlich nur dann gefährlich, wenn der finnische Wusler Järvelainen mit Anlauf ins Drittel fuhr und die erste Verteigungslinie der Gastgeber austanzen konnte. Dann musste der nicht minder wuselige Andryukhov im Gehäuse aufpassen. Ansonsten ließen die Eispiraten nicht all zu viel zu und hielten die Tigers recht gut vom eigenen Tor fern. Mit recht ansehnlichem Tempo, aber überschaubar vielen Höhepunkten ging das erste Drittel recht schnell vorbei, Bayreuths Pauseninterviewter Meisinger sprach von einem leistungsgerechten 1:0 nach 20 Minuten, und traf damit den Nagel auf den Kopf.
Per Phantomtor in den sicheren Hafen
Der zweite Durchgang sah dann zunächst ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Bayreuth ließ noch ein wenig mehr aus der Tube als im ersten Drittel, die Gastgeber spielten weiter defensiv konzentriert und darauf bedacht, Järvelainen nicht ins Laufen kommen zu lassen, der kleine Finne wurde teilweise schon im eigenen Drittel gestört, und diese Taktik hatte durchaus Erfolg, denn auch mit mehr Spielanteilen konnten die Oberfranken meist nur Schüsse aus der Entfernung oder aus ungünstiger Position auf das Eispiratentor abfeuern, mit denen Andryukhov nur sehr selten Probleme hatte. Kniffliger für die Westsachsen wurde es erst durch zwei aufeinanderfolgende Powerplays der Tigers, aber auch hier gelang den Gästen der Ausgleich nicht. Kaum komplett, machten es die Hausherren auf der Gegenseite besser. Aber was heißt hier besser? Eigentlich hatte Travis Ewanyk nach einem Solo Lemays Wölfls Fuß angeschossen, von wo der Puck ins Fangnetz hinterm Tor segelte. Ein Bayreuther Schläger ließ aber das Netz zappeln, Lemay und Gams rissen die Arme hoch, und die Referees entschieden auf 2:0. Dass weder der Videobeweis in Anspruch genommen noch von Gästeseite aus reklamiert wurde, machte das Ding nicht weniger wunderlich.
Lemay macht den Deckel drauf, Andryukhov hält die Kiste sauber
Dreiundzwanzig Sekunden dauerte es dann im Schlussdrittel, bis Mathieu Lemay einen Bayreuther Schlittschuh anschoss, von wo die Scheibe ins Netz rutschte. Und so sehr man den Willen und die Bereitschaft der Gäste anerkennen muss, das Ruder noch herumzureissen, so sehr war dieses 3:0 auch zu diesem frühen Zeitpunkt schon die Entscheidung. Zu sicher in der Defensive zeigten sich die Gastgeber, und wenn doch mal etwas durchkam, stand da ein Ilya Andryukhov im Tor, der in Landshut auf den Shutout-Geschmack gekommen ist. Der schmale Kader beider Teams tat das Übrige, so dass ein wirkliches Anrennen der Tigers einfach nicht stattfand. Im Gegenteil: mehr und mehr Kontermöglichkeiten ergaben sich für die Westsachsen, die entweder am Gestänge oder an Wölfl scheiterten. Das 3:0 brachten sie trotzdem recht problemlos über die Zeit und konnten sich somit vorerst sowohl Heilbronn als auch Bad Nauheim vom Hals halten.