Montagmorgen, Zeit für nen Kaffee. Und nebenbei nochmal auf das erste Wochendende der DEL2-Saison 20/21 zurückblicken.
Wer kann sich eigentlich noch an 7 Monate Corona-Pause erinnern? Nach den ersten beiden Spielen wohl kaum ein Eispiraten-Fan, denn es hat nur diese zwei Spiele gebraucht, um das Fangemüt wieder auf 100% zu bringen. Da war mal wieder alles dabei, was das rot-weiß schlagende Herz vor Freude und vor Frust zum Rasen bringt. Eben voll Eispiraten like.
Was haben Dresden und Landshut gemeinsam? Außer einem schrecklichen Dialekt vielleicht noch eine schöne Innenstadt und eine alte Kirche. Und in Sachen Eishockey? Nun, seit Freitag auf jeden Fall jene Tatsache, den Eispiraten die traumatische Rasanz des Eishockeysports vor Augen geführt zu haben – und das ausgerechnet in unserem Wohnzimmer, im heiligen Sahnpark…. Neben dem deprimierend dämlichen Spiel vom 17.10.2014 kommt nun also noch das schrecklich schusselige Spiel vom 06.11.2020 in die Reihe der unglaublichsten Crimmitschauer Eishockey-Missgeschicke hinzu.
Während den Landshuter Fans vor den Bildschirmen wahrscheinlich das niederbayerische Höschen feucht geworden ist angesichts der letzten beiden Spielminuten, dürfte der Mehrheit der Eispiraten-Anhänger beim Anblick der Gegentore 5 bis 7 die Galle hochgekommen sein. Das überschäumende Gröhlen der SpradeTV-Kommentatoren hat unter die Galle dann wahrscheinlich auch noch ein paar Bröckchen der nachmittäglichen sächsischen Eierschecke gemischt.
Eine Sache muss man dem EVL aber auch zu Gute halten: Alles, was besser ist als Dresden, ist schon mal per se gut. Und so waren die Dreihelmenstädter in Sachen Schnelligkeit beim Toreschießen noch eine Spur flotter als einst Kaartinen & Co. Die brauchten nämlich damals 81 Sekunden für ihre drei Tore zum 6:7. Landshut machte es in 60 Sekunden.
Protagonist des Ganzen war übrigens ein gewisser Felix Schütz, den Eishockey-Deutschland bei Olympia 2018 noch zur Silbermedaille geschrien hat. Schütz, dessen Haupt an Shawn Weller für Arme erinnert, nutzt die Spielpause in der Glamour-DEL, um sich bei seinem Heimatverein mal wieder zu den Wurzeln des Eishockey zu begeben. Und er stellte gleich mal fest, was der große Unterschied zwischen DEL und DEL2 ist: Es werden eine Liga tiefer mehr Fehler gemacht. Guten Morgen, Eispiraten! Schütz, der mal eben 2 Tore und 2 Vorlagen beisteuerte, war so geil auf Hockey, dass er wohl jetzt noch das Sahnpark-Eis bearbeiten würde, hätten ihn seine Kollegen Hofbauer & Co. nicht auf ´ne Runde Schafkopf in den Bus nach Hause gepfiffen.
Im Vergleich zum Freitag geradezu gähnend langweilig war dann die Partie in Bayreuth. Langweilig ging es auch wieder auf den Rängen zu, denn da wo sich im Normalfall einige Hundert rot-weiße Gästefans in stimmungsvoller Auswärtsspielatmosphäre drängen, herrschte Leere soweit das Auge reicht. Bleibt zu hoffen, dass das nicht zur Gewohnheit wird.
Zurück aufs Eis: Hier hatte Mario Richer seinen Jungs wohl eine deutliche Ansage an deren Hurra-Instinkt verpasst, denn auf Dorfteichhockey ohne Sinn für Defensive wird der Coach nur eingeschränkt Bock haben. So agierten seine Mannen in der eigenen Zone wesentlich aufmerksamer als noch am Freitag und ließen sich von den Tigers nicht beißen. Und weil auch Bayreuths Coach Petri Kujala in altfinnischer Manier ganz penibel auf Abwehrarbeit baut, hielt sich ein halbes Spiel lang die „0“ auf beiden Seiten. Das lag nicht mal an überragenden Goalies, eher am Beton vor ihnen. Zwei Pohl-Geistesblitze mit jeweils kaltschnäuziger Vollendung durch Schlenker – was für ein Unterschied zum „Testspiel-Schlenker“ – und Lemay ließen die Waage dann aber zugunsten der Sachsen ausschlagen. Es folgte noch ein Hudson, wie man ihn sehen will und die sächsische Hand grabschte nach den Punkten.
Als Bayreuths Bilbo Beutlin in der Schlussphase das 1:3 markierte, dürfte bei 99% der Eispiraten-Fans vor dem geistigen Auge in leuchtend-roter Blinkschrift „Landshut“ erschienen sein. Aber: Ein zweites Landshut blieb aus. Erstens, weil es solch verrückte Spiele halt doch nur alle paar Jubeljahre mal gibt und zweitens, weil Crimmitschau diesmal die Butter auf dem Brot behalten wollte. Mathieu Lemay streute sogar noch etwas Salz darauf – lecker.