Auch am Tag danach sind der Frust und der Schock über die Last Minute Niederlage gegen Landshut noch nicht verraucht. Vom 6:7 sind überdies die Eindrücke der eklatanten Defensivschwächen der Eispiraten mit gehörig Nachholbedarf in Sachen Schnelligkeit und Stellungsspiel hängen geblieben. Daraus die Lehren zu ziehen und die aufgestaute Wut über die Niederlage in postive Energie gegen die Bayreuter umzuwandeln, ist jetzt oberste Prämisse.

Ob positive Energie alleine reichen wird gegen die Bayreuther, ist freilich ziemlich fraglich, denn das Team aus der Wagnerstadt gehört heuer wieder zu den meist unetrschätzten der Liga. Die Tigers tragen halt einfach das Mantra mit sich herum, kein glamouröser Topclub mit Stars und Sternchen im Kader zu sein.

Dennoch wird Coach Petri Kujala auch in dieser Saison wieder das Beste aus den überschaubaren Mitteln rausholen und die strategischen und taktischen Kniffe des ruhigen und sachlichen Finnen spielen dabei eine gewichtige Rolle.

Zwischen den Pfosten bieten die Bayreuther mit Timo Herden und Marco Wölfl ein deutsches Gespann auf, das dem Team helfen wird, dem Sumpf mit den meisten Gegentoren der Liga fern zu bleiben. Beide gehören zwar eher nicht zur Riege der absoluten Topgoalies der DEL2, doch die Kombination mit einer zumeist recht sattelfesten und standsicheren Defensive geht in Bayreuth recht gut auf.

Apropos Defensive: Neben ihren Qualitäten im eigenen Drittel gehören die beiden Importspieler Kurt Davis (USA) und Simon Karlsson (SWE) auch im gegnerischen Drittel zu ganz wichtigen Aktivposten der Tigers. Auf die Erfahrung von Haudegen Martin Heider kann das Team ebenfalls zu 100% zählen, sofern der Deutsch-Tscheche nicht gerade von einer Verletzung geplagt ist, was ihm zuletzt immer häufiger zum Teilzeitspieler machte. Die Abwehr der Bayreuther ist aber auch ohne Heider recht breit aufgestellt, so dass Gustav Veisert, Lubor Pokovic, David Trinkberger, Nicklas Mannes und Julius Karrer in gemeinschaftlicher Manier die Defensisive zusammenhalten.

Im Angriff setzt Petri Kujala auf altbewehrte Kräfte, im doppelten Wortsinn. Denn die Leistungsträger Juuso Rajala (FIN), Ville Järveläinen (FIN), Ivan Kolozvary, Martin Davidek und Tyler Gron waren allesamt schon Mitglieder des letztjährigen Kaders – und zum Teil darüber hinaus – und haben bis auf Järveläinen auch allesamt schon das 30. Lebensjahr hinter sich gelassen. Der Bayreuther Sturm ist also durchaus von Routine geprägt. Dennoch gibt es in der DEL2 Angriffsreihen mit einem höheren Altersdurchschnitt, da im mittleren Bereich eigetlich nur Dominik Meisinger anzutreffen ist und sich alle weiteren Stürmer erst noch ganz am Anfang ihrer Karriere befinden. Zu nennen sind da Markus Lillich, Tim Zimmermann, Kevin Kunz, Maximilian Kislinger, Timo Walther, Dani Bindels und Vincent Hessler, von denen keiner älter als 22 ist.

Wie schon erwähnt, Bayreuth ist kein Club, zu dem man ehrfürchtig und neidisch hinüber blickt wie etwa nach Ravensburg, Frankfurt oder Bad Tölz, wo sich die Stars dank finanzkräftigem Background die Klinke in die Hand geben. So ist man schnell geneigt zu sagen „Ach ja, Bayreuth, da müssen drei Punkte her“. Als Eispiraten-Fan kommt dann vielleicht sogar noch die Erinnerung an den lockeren 5:1-Testspielsieg gegen die Bayreuterh 1b vor 2 Wochen hinzu. Vorsicht! Das Spiel in Oberfranken wird für die Eispiraten ganz sicher wieder eine enge und unangenehme Kiste, denn wer glaubt, man hole die Punkte in Bayreuth im Vorbeigehen, der wird nach 60 Minuten genaus bedröppelt dreinschauen wie die Rot-Weißen nach dem kleinen Desaster gegen Landshut am gestrigen Abend. Volle Konzentration und die richtige Einstellung zum Spiel und zum Gegner sind die wesentlichen Schlüssel für die Partie in der Wagnerstadt. Vielleicht hat der 6:7-Schock vom ersten Saisonspiel am Ende auch was Gutes!