Nach 7 Monaten Zwangspause rutscht in der DEL2 endlich wieder der Puck. Und bevor die Saison überhaupt begonnen hat, schafft sie auch schon einen Eintrag in die Geschichtsbücher, denn so etwas wie heuer gab es noch nie und wird es hoffentlich auch nie wieder geben. Als Geisterliga, die mindestens einen Monat lang ohne Fans im Stadion auskommen muss, nimmt die DEL2 ihren Spielbetrieb auf. Und die Eispiraten machen im Sahnpark den Anfang gegen den EV Landshut.
Und natürlich gilt es für alle Teams der Liga, trotz der zum Teil wiedrigen Umstände und trotz der fehlenden Unterstützung ihrer Anhänger so schnell wie möglich in den Wettkampfbetrieb zu kommen, denn Corona hin oder her: Ab sofort geht es wieder um Punkte, die im April 2021 – so Gott will – über Playoffs, Pre-Playoffs und Playdowns entscheiden werden.
Als ersten Gegner der Saison bekommen die Eispiraten den EV Landshut vor die Brust und damit gleich mal ein Team, das den letzten Platz der Vorsaison vergessen machen will. Als Oberligaaufsteiger war der EVL anfangs euphorisiert, zum Ende hin aber dann mehr und mehr deprimiert. Schließlich geht keiner gern als Letzter über die Ziellinie, aber die Niederbayern mussten letztlich ihrem Status als Aufsteiger Tribut zollen und machten es den Deggendorfern nach, die ein Jahr zuvor als DEL2-Neuling ebenfalls ganz unten die Segel strichen.
Dank des ausgesetzten Abstiegs hat der EVL nun aber die Chance, sich ein zweites Mal in der 2. Liga zu beweisen und will dabei natürlich an die glorreichen Zeiten erinnern, als man ein sicherer Playoff-Teilnehmer in der 2.Bundesliga war.
Um auf diesen Weg zurückzukehren, haben die Verantwortlichen mit dem Schweden Leif Carlsson auf der Trainerposition verlängert. Der ehemalige Eisbären-Spieler löste im Frühjahr Axel Kammerer hinter der Bande ab, konnte zwar nachhaltig die Saison nicht mehr retten, verdiente sich aber dennoch das Vertrauen des Umfelds.
Vertrauen setzt man ebenso wieder auf das älteste Goalie-Duo der Liga, denn mit jeweils 37 Lenzen sind Dimitri Pätzold und Jaroslav Hübl längst im Herbst ihrer Karriere angekommen. Trotz ihrer Erfahrung waren die beiden Oldies in der vergangenen Saison nicht immer unumstritten. Man muss also abwarten, welchen Rückhalt sie für ihr Team noch abgeben können.
Vor den Goalies blieben der Deutsch-Tscheche Dominic Bohak, Stephan Kronthaler sowie Phillip Messing als Leistungsträger erhalten. Ebenso die jungen Mario Zimmermann und Christian Ettwein. Die Neuzugänge Henry Martens und Robin Weihager werden dem Team in der Defensive sehr wahrscheinlich weitere Stabilität verleihen, wobei der Schwede Weihager auch offensiv einige Duftmarken setzen kann, was er seinerzeit 2013/14 in Rosenheim schon unter Beweis stellte. Zuletzt sammelte Weihager annähernd 250 Spiele in der österreichischen EBEL.
Offensiv musste der EVL die Abgänge des Duos Mathieu Pompei und Robbie Czarnik verkraften, die vergangene Saison als frischgebackene Ravensburger Meister ein ums andere Mal die Lebensversicherung der Dreihelmenstädter waren. Da man am Gutenbergweg aber offenbar auf den Geschmack gekommen ist, hat man sich erneut nach einem eingespielten Duo umgesehen und ist in Zach O´Brien und Marcus Power fündig geworden. Die beiden Kanadier haben in den vergangenen beiden Jahren Seite an Seite bei den Newfoundland Crowlers in der ECHL für Furore gesorgt und bringen die Voraussetzungen mit, auch in der DEL2 in der Topscorerwertung einen Top10-Platz zu belegen. Als dritter Kontingentstürmer hat sich Jere Laaksonen dem EVL angeschlossen. Der Finne lief zuletzt 4 Jahre für Kaufbeuren auf und hat sich als verlässlicher Allrounder einen Namen gemacht.
Eine weitere Attraktion – wenngleich wahrscheinlich nur für kurze Zeit – ist Felix Schütz, der die längere Spielpause in der DEL nutzt, um bei seinem Heimatverein fit zu bleiben. Der Olympia-Silbermedaillengewinner von Pyeongchang bringt auf jeden Fall Flair in die Liga.
Neben den Gebrüdern Brandl (Thomas und Max) sind Sebastian Busch, Maximilian Forster und Max Hofbauer die weiteren Leistungsträger im Angriff, der damit recht breit aufgestellt ist. Die beim EVL traditionell ebenfalls stark vertretene junge Garde wird von zwei weiteren Brüdern, nämlich Fabian und Marco Baßler, sowie Lukas Mühlbauer, Robin Palka und Nicolas Sauer gebildet.
Mit dem EVL sollte eigentlich wieder zu rechnen sein. Das dachte man allerdings vor gut einem Jahr auch, als viele die Niederbayern als hoch gehandelter Aufsteiger schon in die Pre-Playoffs reden wollten. Dass die Trauben in der DEL2 aber für jedes Team hoch hängen, ist an der Isar inzwischen durchgedrungen, weshalb man sich nach einem Schonjahr nun gewiss weiter nach oben orientieren möchte.