Zum letzten Spiel des Jahres bzw. des Jahrzehnts hatten sich die Eispiraten-Fans noch einmal richtig ins Zeug gelegt. Zum einen fanden fast 3.600 Fans den Weg in den Sahnpark, darunter auch zahlreiche Bayreuther, und zum anderen präsentierten die Crimmitschauer Fanszene eine klasse anzusehende, zweiteilige Choreographie, die den Aufstieg des Crimmitschauer Eishockeys aus dem Schatten der schwarzen Industrieschlote hin zum „Rot Weißen Mythos“ darstellte. Chapeau an alle, die daran mitgewirkt haben!
Auf dem Eis sollte sich der Schwung zunächst auch auf die Eispiraten übertragen, die offenbar vom 0:5 in Freiburg und generell den letzten Niederlagen so angestachelt waren, dass sie gegen den Letzten aus Bayreuth früh deutlich machen wollten, wer Herr im Hause ist. Pohl hatte schon in der 3. Minute im Powerplay die große Gelegenheit zur Führung, scheiterte aber am Kreuzeck. Und auch in der Folge waren es nur, die Eispiraten, die offensiv auf sich aufmerksam machten. Im Minutentakt flogen die Pucks in Richtung Gäste-Keeper Jaeger, der aber zumeist erster Sieger blieb oder dann auch noch den Rebound entschärfte. Und schien Jaeger schon geschlagen, dann verfehlten die Eispiraten das Ziel um Zentimeter, etwa Fyten, der haarscharf über das leere Tor schoss (8.). Der Führungtreffer lag in der Luft und war längst überfällig, als Crimmitschau nach Strafe gegen Schietzold erstmals in Unterzahl ran musste. Und es passt zur derzeitigen Situation, dass die Bayreuther das sogleich zur überaus schmeichelhaften Führung nutzen. Järveläinen setzte die Direktabnahme flach an und Heider fälschte im Gewühl vorm Tor noch ab. Es war der 4. und letzte Torschuss der Tigers in diesem Drittel. Crimmitschau hatte deren 17 Versuche – nichts ging rein.
Im Mittelabschnitt setzten die Gäste den ersten Akzent, als Melanson ebenfalls nur das Gestänge traf (22.). Bayreuth schien nun etwas gefestigter in der Partie, wenngleich die Eispiraten tonangebend blieben und auch weiter im Chancenplus. Ein langer Schläger von Wahl verfehlte den Ausgleich nur knapp (23.) und etliche weitere Schüsse wurden gen Jaeger gefeuert, der aber nun nicht mehr so viel prallen ließ wie noch im ersten Drittel. Ein absolut unnötiges Offensivfoul von Wahl hinter dem gegnerischen Tor ebnete den Bayreuthern den Weg zum 0:2. Schmidt zog einfach mal ab und traf vorbei an Freund und Feind ins Netz und damit mitten ins Mark der Eispiraten (29.). Und der nächste Stich folgte auf dem Fuß. Schietzold ebenfalls unbeholfen im Zweikampf, Strafe, Tor Järvelainen – 0:3 (31.). Crimmitschau war nun angezählt. Und Crimmitschau fiel schnell zum endgültigen K.O., als Fyten an der gegnerischen blauen Linie die Scheibe schlampig verspielte und Järveläinen zum Alleingang einlud – 0:4 (34.). In knapp 4 1/2 Minuten stellte Bayreuth den Spielverlauf einem Slapstick ähnlich auf den Kopf und entblößte das fragile Gebilde der Eispiraten-Mannschaft, die im Moment um Nichts zu beneiden ist, sich aber auch selbst an die Nase fassen muss. Mit einem Torschussverhältnis von 33:11 und einem Ergebnis von 0:4 ging es in die 2. Pause.
Im Schlussabschnitt kamen die Crimmitschauer gar nicht erst zum Aufbäumen, denn das neben Schietzold/Thomas in den letzten Wochen ebenfalls enttäuschende Verteidigerduo Olleff/Halbauer – Olleff absolvierte übrigens sein 200.Pflichtspiel im Crimmitschauer Trikot – ließ sich von Gron narren, der das 0:5 (43.) im one-to-one gegen Arnsperger erzielte. Über die verleibende Spielzeit legen wir den Mantel des Schweigens. Bis auf ganz wenige Ausnahmen (Pohl, Wishart, Walsh) war kein Eispirat imstande, das Debakel im heimischen Stadion nicht auf sich sitzen zu lassen. Aber auch die Bemühten blieben eines: Hochgradig erfolglos und ineffizient. In Sachen Effizienz legte Bayreuth noch einmal nach und nutzte auch sein 4. Powerplay des Abends zum Tor. Heider war in der 52. Minute der Gefeierte, der das halbe Dutzend erzielte. Kleine Fakten am Rande: Zum vierten Mal in Folge siegten die Bayreuther im Sahnpark mit 6 Toren (6:1, 6:3, 6:2, 6:0) und in der laufenden Saison fuhren die Oberfranken ihren zweiten Auswärtsdreier an. Klar, wenn nicht beim schwächsten Heimteam der Liga, wo dann…
Nach der Partie mussten sich die Eispiraten-Cracks von den Rängen, die in den Minuten zuvor in Schockstarre ausharrten, einiges anhören. Mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedeten die Crimmitschauer Fans ihr Team und den Standort aus dem Jahr 2019.