Derbyzeit für die Eispiraten – Dresden vs. Crimmitschau. Und da treffen in Elbflorenz zwei richtige Wundertüten aufeinander. Zum einen die Dresdner, die für so ziemlich jeden verrückten Sieg und jede verrückte Niederlage im bisherigen Saisonverlauf zu haben waren – meistens mit vielen (Gegen-)Toren – zum anderen die Eispiraten, die ohne zahlreiche Verletzte, dafür mit den beiden Neuzugängen Gläser und Knotek neue Reihen würfeln müssen und daher nur ganz schwer auszurechnen sind.
Ein Auf und Ab bei den Eislöwen, anders kann man die bisherige Saison nicht beschreiben. So war der back-to-back Spieltag letztes Wochenende ein Paradebeispiel. Wurde der ESV Kaufbeuren im heimischen Stadion mit 5:1 deutlich abgefieselt, setzte es im Allgäu eine saftige 1:6-Pleite. Und dabei wurde auch deutlich: Die Dresdner sind in der Lage, viele Tore zu schießen, aber nehmen auch gerne mal eine schöne Packung mit. Kein Wunder, dass das Team von Rico Rossi mit 104 Toren den drittbesten Angriff stellt, aber mit 118 Gegentreffern auch die anfälligste Defensive. Satte 7,4 Tore fallen in den Partien mit Dresdner Beteiligung. Nur Heilbronn (7,46) bietet hier noch einen Tick mehr Show. Alles in alle führte das Scheibenschießen die Landeshauptstädter zu bislang 36 Punkten, was aktuell Rang 11 bedeutet, wobei schon die Dresdner 2 Spiele schon vorgezogen absolviert haben.
Leidtragende der defensiven Lücken sind dabei ganz klar die beiden Goalies, wobei Florian Proske (18 Sp, 3.87 GT/Sp 87.85%, 0 SO) und Marco Eisenhut (16 Sp, 3.76 GT/Sp, 88.98%, 0 SO) selbst auch zu Fehlern neigen.
Den Titel „Schießbude“ bekommt keine Mannschaft gerne verliehen und im Falle Dresdens sollten die Abwehrspieler eine noch deutlichere Schamesröte im Gesicht haben, stehen doch da mit Alexander Dotzler (30 Sp, 3+10) und Kevin Lavallee (30 Sp, 3+10) zwei gestandene ehemalige DEL-Defender im Team, die zusätzlich von den ebenfalls erfahrenen Steve Hanusch (29 Sp, 6+10), René Kramer (30 Sp, 3+10) und Sebastian Zauner (22 Sp, 1+5) unterstützt werden. Mit solchen Namen sind fast 4 Gegentreffer pro Partie eigentlich ein Unding. Die jüngeren Cracks Arne Uplegger, Lucas Flade und Timon Ribnitzky komplettieren die Abwehrreihen.
Wenn es hinten nicht so klappte, haben im bisherigen Saisonverlauf des öfteren die Stürmer die Kohlen aus dem Feuer geholt. Und in der Tat muss man hier schon mit der Zunge schnalzen, wer da so alles das Eislöwen-Trikot spazieren fährt. Da wären etwa der US-Amerikaner Mario Lamoureux (30 Sp, 15+26), die beiden Kanadier Nick Huard (25 Sp, 15+18) und Dale Mitchell (30 Sp, 14+17), der Lette Elvijs Biezais (26 Sp, 10+17) sowie der Deutsch-Kanadier Jordan Knackstedt (30 Sp, 9+27) und der Deutsch-Tscheche Petr Pohl (19 Sp, 7+8) zu nennen. Ein halbes Dutzend bzw. zwei Reihen geballte Offensivpower. Mit Toni Ritter (30 Sp, 7+12), Thomas Pielmeier (30 Sp, 2+9) und Steve Rupprich (29 Sp, 0+0) kommt dann noch ein Trio hinzu, dem man die Qualität ebenfalls nicht absprechen kann, wobei man heuer bei Pielmeier und Rupprich zum Teil doch erhebliche Abstriche machen muss. Timo Walther (28 Sp, 6+4), Tom Knobloch, Joe-Richardt Kiss und Niklas Jentsch gehören zur Fraktion der nachrückenden Talente, die von ihren Kollegen zumindest in Sachen Toreschießen einiges abschauen können.
Der lockere Aufgalopp in der Vorweihnachtszeit ist vorbei, ab jetzt geht es Schlag auf Schlag. Bis zum 5. Januar 2020, also in 17 Tagen, stehen 7 Spiele im Kalender der DEL2. Und der Auftakt des Marathons beginnt für die Eispiraten gleich mit einem Sprint, denn das Derby in Dresden wird hinsichtlich Intensität, Einsatz und Zweikampfführung garantiert gleich ein echter Prüfstein. Für beide Teams geht es darum, die Weihnachts-und Silvesterzeit im Pre-Playoffgetümmel zu verbringen und nicht frühzeitig hinterherzuhecheln.