In den Wohnzimmern Deutschlands wird heute die zweite Kerze auf dem Adventskranz angezündet. Wenn heute Abend die Partie Frankfurt gegen Crimmitschau beendet ist, könnte es sein, dass entweder in Südhessen oder in Westsachsen zusätzlich auch noch der Baum Feuer fängt.
Beide Teams nämlich befinden sich in einer Situation, in der Nervosität und ein banger Blick auf die Tabelle gerade im Mittelpunkt stehen. Jedoch auf ganz unterschiedliche Art und Weise, denn die Löwen Frankfurt stehen mit 39 Punkten und 88:81 Toren nach 25 Spielen auf dem 8. Tabellenplatz. Ein Platz, nach dem sich die Eispiraten die Finger lecken würden, der aber beim erklärten Meisterschaftskandidaten Frankfurt eher für Unmut sorgt.
Die Cracks aus der Mainmetropole sind ihren Ansprüchen bislang nur selten gerecht geworden, was aber auch darin begründet liegt, dass Coach Matti Tiilikainen im bisherigen Saisonverlauf nur selten seine Wunschaufstellung ins Rennen schicken konnte. Die Frankfurter sind von einem ziemlich heftigen Verletzungspech verfolgt, das mitunter eine komplette Reihe außer Gefecht setzte. Tiilikainen übrigens befindet sich in der DEL2 bereits auf Abschiedstournee, da er für kommende Saison schon einen Vertrag in seinem Heimatland Finnland in der Tasche hat – aufgrund seiner guten Arbeit bei den Löwen kann man durchaus mutmaßen, dass er einen Erstligaverein übernehmen wird.
Ein anderer Grund, warum es bislang nicht so rund läuft, ist vielleicht auch die Defensivarbeit der Löwen, in der die beiden Goalies Patrick Klein (14 Sp, 3.33 GT/Sp, 89.40%, 1 SO) und Jimmy Hertel (12 Sp, 2.92 GT/Sp, 90.38%, 0 SO) nicht immer die Sicherheit ausstrahlen, die ein Spitzenteam ausstrahlen sollte. Aber auch die Abwehrspieler offenbaren manchmal leichte Schwächen in der Rückwärtsbewegung, was zwangsläufig zu Gegentoren führt, deren 81 bereits zu Buche stehen, was allenfalls Ligamittelmaß bedeutet.
Dafür gleichen die Abwehrspieler diese Lücken meistens mit guter Ausbeute in der Offensive aus. Maximilian Faber (25 Sp, 6+18) kann nämlich locker als verkappter Stürmer durchgehen und auch David Suvant (SWE, 25 Sp, 1+11), Leon Hüttl (24 Sp, 1+9), Steven Delisle (CAN, 22 Sp, 4+5) und Marius Erk (25 Sp, 2+6) findet man immer wieder im gegnerischen Drittel. Lediglich Daniel Wirt und Alex Roach sind etwas defensiver eingestellt.
Im Angriff gibt Oldie Eddi Lewandowski (25 Sp, 13+13) wieder einmal die Gallionsfigur. Dass ein 39jähriger Topscorer der Löwen ist, spricht einerseits für den hundertfachen DEL-Spieler, andererseits müssen seine Sturmpartner aber auch noch eine Schippe drauflegen, wenn die Frankfurter ihre gesteckten Ziele erreichen wollen. Die hochdotierten Stephen MacAuley (CAN, 25 Sp, 8+16), Roope Ranta (FIN, 25 Sp, 14+9), Adam Mitchell (18 Sp, 10+8) und Martin Buchwieser (23 Sp, 8+12) enttäuschen zwar nicht, haben aber die 100% auch noch nicht erreicht oder sind vom Verletzungspech heimgesucht. Carter Proft (25 Sp, 7+7) und Lukas Koziol (21 Sp, 3+8) sind in dieser Saison etwas ins Stocken geraten, während die jungen Luis Schinko (25 Sp, 4+7) und Maximilian Eisenmenger (15 Sp, 4+5) einen großen Schritt in ihrer Karriere hingelegt haben. Darren Mieszkowski, Magnus Eisenmenger, Mike Fischer, Dominik Meisinger und Constantin Vogt komplettieren den Angriff der Hessen.
Keine Frage, auf dem Papier reisen die Eispiraten als klarer Außenseiter nach Frankfurt. Aber aus dieser Rolle heraus sollten die Jungs von Daniel Naud dennoch eine glatte Niederlage am Main tunlichst vermeiden, denn zu dünn ist das Seil, auf dem sie derzeit noch tanzen. So gut sich die Bilanz der Crimmitschauer seit der Länderspielpause liest – 5 Siege in 8 Spielen, 7 mal gepunktet – so wenig sind sie letztlich in der Tabelle vom Fleck gekommen. Im Gegenteil, Platz 12 steht zu Buche und die Landshuter sitzen mit zwei Nachholspielen im Nacken. Das zeigt, wie wach die Liga ist und wie unerbitterlich sich insbesondere das Mittelfeld der Liga ohne Rücksicht auf den Tabellenkeller immer weiterwälzt. Wollen die Crimmitschauer da langfristig mithalten, sind Punkte in der Bankenstadt einzutüten. Gleiches gilt freilich für die Hausherren, die aus ihrer Warte mitansehen müssen, wie sich die Tabellenspitze in noch schnellerem Tempo als das Mittelfeld vorwärtsbewegt.